Tunesiens Marine erhält jetzt deutsche Ausrüstung

Gegen Menschenschmuggel: Fregatte „Schleswig-Holstein“, Foto:Arndt

Geht nach Tunesien: Schwimmdock „A“, Foto: Behling

Foto: Sven Lambert , Von der Leyen
Deutschland will Tunesiens Sicherheitskräfte dabei unterstützen, sich besser gegen terroristische Übergriffe zu rüsten.
Diese Zusage machte Bundesverteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) bei einem Besuch in dem nordafrikanischen Land, das Ende Juni von einem Terrorakt im Badeort Sousse heimgesucht worden war. Von der Leyen hatte zuvor den westafrikanischen Staat Mali besucht.
Deutschland wird diverses gebrauchtes Militärmaterial nach Tunesien liefern. Zu den herausragenden Bestandteilen des Gesamtpakets gehört das Schwimmdock „A“, das bislang im Marinearsenalbetrieb in Kiel für die deutsche Marine vorgehalten wurde. Im Zuge ihrer Umstrukturierung wird der traditionsreiche Arsenal-Betrieb in Kiel zum Jahresende seine Pforten schließen. Ein Marinearsenal wird dann nur noch für den Standort Wilhelmshaven vorgehalten, in dem die „Dickschiffe“ der Marine, allen voran die Fregatten, stationiert sind. Dar über hinaus bekommt die tunesische Marine eine gebrauchte Marinebarkasse („V-Boot“), die bislang als „AK 6“ für verschiedenste Aufgaben in Marinestützpunkten genutzt wurde.
Deutschland unterstützt Tunesien seit Jahrzehnten mit militärischer Ausrüstung. Zudem haben bisher 400 tunesische Soldaten in Deutschland Lehrgänge absolviert.
Verteidigungsministerin von der Leyen bot bei ihrem Besuch in Tunis am Mittwoch zudem Hilfe etwa für die Grenzsicherung an. „Die Bundesregierung sieht sich in der Verantwortung, Ihnen in dieser Situation zur Seite zu stehen“, sagte sie vor Parlamentariern.
Die Bundesregierung prüft aktuell, wie sie Tunesien bei der Sicherung der 600 Kilometer langen Grenze zu Libyen unterstützen kann. Der Nachbarstaat ist in Herrschaftsgebiete zweier konkurrierender Regierungen und mehrerer Milizen zerfallen. Mit der Grenzsicherung soll verhindert werden, dass aus dem Nachbarland islamistische Terroristen und Waffen ins Land gelangen.
Geplant ist, dass das 1961 auf der Krupp-Werft gebaute Schwimmdock „A“ zusammen mit der 1972 gebauten Schlepperbarkasse „AK 6“ mit einem Spezialschiff nach Bizerte überführt wird. Die Einweisung der tunesischen Techniker erfolgt dabei in Kiel und in Bizerte.
Der Kieler Betrieb des Marinearsenals wird nach der Schließung jedoch keine zivile Einrichtung. Auf dem Gelände werden künftig etwa 200 Mitarbeiter der Wehrtechnischen Dienststelle 71 (WTD 71) der Bundeswehr ihre Werkstätten und Forschungslabore haben. Außerdem wird der Hafen dür die Instandsetzung von U-Booten und zur Vorbereitung von Forschungsfahrten der Bundeswehr und der NATO auch in den kommenden Jahren genutzt.
Der Arsenalbetrieb in Kiel-Ellerbek hatte in guten Jahren über 1000 Mitarbeiter und eine ganze Flotte von Docks und Arbeitsschiffen. Dazu gehörte unter anderem das Werkstattschiff „Odin“. Es war 1989 das größte Schiff der Arsenalflotte. Das ehemalige US-Landungsschiff aus dem Zweiten Weltkrieg wurde aber schon nach der Wiedervereinigung verkauft. Jetzt schrumpft die Arsenalflotte weiter. Für einen Hebeponton und den gerade mit Millionenaufwand modernisierten Schwimmkran „Hiev“ gibt es noch keine Lösung.
Unterdessen sind die europäischen Anti-Schleuser-Kräfte im südlichen Mittelmeer jetzt vollständig einsatzbereit. Wie das operative Hauptquartier in Rom mitteilte, haben die beteiligten EU-Staaten mittlerweile vier Schiffe sowie zwei Flugzeuge und drei Hubschrauber bereitgestellt.
Deutschland bringt dabei die Fregatte „Schleswig-Holstein“ (F 216) der „Brandenburg“-Klasse sowie den Tender „Werra“ (A 514) der „Elbe“-Klasse mit ein. Das Schiff, das für Versorgungsaufgaben bestimmt ist, verfügt wie auch die Fregatte über ein eigenes Landedeck für Hubschrauber. An Bord beider deutscher Kriegsschiffe befinden sich zusammen rund 300 Soldaten. EHA/FB/dpa