Umdenken beim LNG-Export

LNG-Verladung von Schiff zu Schiff: „Vladimir Rusanov“ und „Pskov“, Foto: SCF Group
Der russische Flüssigerdgasexport ab dem oberhalb des nördlichen Polarkreises gelegenen Hafen Sabetta wird umgestaltet. Um die logistischen Abläufe rund um das vom Gaskonzern Novatek geführte Joint-Venture Yamal LNG effizienter zu gestalten, setzen die Akteure nun auf Schiff-zu-Schiff-Verladungen. Eine solche Aktion hat jetzt erstmals vor Honningsvåg an der norwegischen Nordküste stattgefunden.
Die Reedereien MOL und China Cosco Shipping schickten dafür den gemeinsam betriebenen LNG-Carrier „Vladimir Rusanov“ voll beladen mit verflüssigtem Erdgas von der Yamal-Anlage auf der sibirischen Halbinsel gen Westen. Bislang legte der im vergangenen Jahr in Dienst gestellte, eisbrechende Tanker mit einer Kapazität von 172.000 Kubikmetern die gesamte Strecke nach Europa selbst zurück. Jetzt traf die „Vladimir Rusanov“ jedoch vor Norwegen auf den 170.200-Kubikmeter-Carrier „Pskov“ von der russischen Sovcomflot (SCF Group). Vor Ort wurde dann das geladene LNG übergeben. Daraufhin begann der vier Jahre alte Flüssiggastanker mit Eisklasse Ice2 die Reise nach Europa, etwa mit Kurs aufs niederländische Rotterdam, das belgische Zeebrugge oder das französische Montoir-de-Bretagne.
Währenddessen konnte die „Vladimir Rusanov“ wieder zum Yamal-LNG-Terminal zurückkehren, um dort die nächste Ladung verflüssigtes Erdgas aufzunehmen. Laut MOL wurde durch die Schiff-zu-Schiff-Verladung die Weiterfahrt nach Westeuropa vermieden, die für Hin- und Rückreise mehr als zwei Wochen zusätzlich gedauert hätte. Stattdessen könne der Eisbrecher häufiger den Hafen Sabetta ansteuern, wo der Zugang für nicht eisbrechende Schiffe in der Winterperiode eingeschränkt sei, erklärt die Reederei.
Die „Vladimir Rusanov“ ist nach Angaben der Sovcomflot einer von insgesamt 15 Tankern mit Eisklasse Arc 7, die für den LNG-Export von Sabetta aus eingesetzt werden. Die Flotte soll den ganzjährigen Dienst in der Karasee gewährleisten. Den Anfang machte im vergangenen Dezember die „Christophe de Margerie“, als sie die erste Ladung verflüssigtes Erdgas verschiffte. Seitdem wurden laut Yamal LNG in Sabetta mehr als fünf Millionen Tonnen verladen. Bei vollständiger Inbetriebnahme der Anlage 2019 bestehe eine Kapazität von 16,5 Millionen Tonnen LNG jährlich. Damit die Akteure dann auch beim Transport mithalten können, soll das Schiff-zu-Schiff-Verfahren erweitert werden. Laut Sovcomflot werde neben der „Pskov“ auch die „SCF Melampus“ eingesetzt. ger