US-Häfenstreik wirkt nach

Der Abfertigungsstau an der US-Westküste infolge der mittlerweile beigelegten Streiks an den Häfen wird die Carrier-Nachfrage auch noch im zweiten Quartal 2015 beeinflussen. Zu dieser Einschätzung kommt die Nord/LB in ihrem aktuellen Marktbericht.

Da über die Pazifikhäfen rund 70 Prozent der US-Importe aus Asien abgewickelt werden, war es zu spürbaren Beeinträchtigungen der Warenströme gekommen. Japans Autoproduzenten berichteten von Produktionsausfällen an ihren US-Standorten infolge fehlender Zulieferteile. Agrar-Exporteure mussten auf der US-Seite schleppende Ausfuhren insbesondere von verderblichen Gütern hinnehmen.

Auch für die Top-Liner bedeuteten die Verzögerungen finanzielle Einbußen. Vorrangig betroffen ist dabei das Ergebnis des vierten Quartals der auf den Transpazifikrouten aktiven Unternehmen. Jüngstes Beispiel sind die Neptune Orient Lines. Deren Contai nerdivision APL meldete für das vierte Quartal einen Verlust von 37 Millionen Dollar. Als Gründe nannte das Unternehmen einen Rückgang des Containervolumens um acht Prozent und gestrichene Verbindungen infolge der Streiks an der US-Westküste. Trotz der erzielten Einigung wird es nach Einschätzung der Nord/LB noch mindestens bis Ende April dauern, bis sich der Abfertigungsstau aufgelöst hat und normale Terminalzeiten erreicht werden.

Die beiden 2M-Mitglieder Maersk und MSC weisen mit 17 und 15 Prozent eher geringere Kapazitätsanteile im Pazifik aus. Gleiches gilt für die Ocean-Three-Mitglieder CMA CGM und UASC mit jeweils 15 Prozent und CSCL mit 18 Prozent. Deutlich stärker aktiv in der Pazifikregion ist die CKYHE-Allianz, deren Mitglieder zwischen 30 und 44 Prozent Anteile der operativen Kapazitäten im Fernost-Nordamerika-Verkehr im Einsatz haben. Innerhalb der G6-Allianz liegen die Kapazitätsanteile in einer Bandbreite zwischen 29 Prozent (MOL) und 42 Prozent (APL). Hapag-Lloyd stellt innerhalb der G6 mit 17 Prozent eine Ausnahme dar.

Wieder mehr Auflieger

Die Aufliegerzahl ist Ende Februar wieder leicht gestiegen. Insgesamt wurden 110 beschäftigungslose Containerschiffe gezählt, die zusammen auf 206 000 TEU kommen. Anfang Februar belief sich die Aufliegerflotte auf nur 93 Carrier mit zusammen 147 000 TEU. Die Zahl der unbeschäftigten Panamax-Carrier ist dabei seit Juni 2014 signifikant zurückgegangen. Teilweise waren weniger als zehn Panamaxe unter den Aufliegern. Schiffe mit Volumen zwischen 4000 und 6000 TEU werden weiterhin nachgefragt, trotz der Ende Februar erzielten Einigung im Arbeitskampf an der US-Westküste. Marktteilnehmer beziffern die Substitution an Kapazitäten dort auf insgesamt 350 000 TEU und rund 60 erforderliche zusätzlich Schiffe in den betroffenen Loops. Bis sich die Situation wieder normalisiert hat, wird es vorerst auch noch dauern. Anfang Februar lagen beispielsweise noch 20 Containerschiffe im Gebiet Long Beach/L.A. vor Anker. Allein die Wartezeit auf einen Kaiplatz belief sich auf 7 bis 14 Tage. Hinzu kam dann noch ein Entladungsvorgang von 6 bis 8 Tagen. Zu berücksichtigen ist zudem, dass es zeitgleich zu den US-Problemen auch auf den Philippinen Engpässe gab. Diese betrafen vorrangig das Subpanamax-Segment zwischen 1000 TEU und 3000 TEU. Im Januar kam es darüber hinaus offenbar zu leichten Wartezeiten in Shanghai. Insgesamt stellen die nicht nur auf die US-Westküste beschränkten Abfertigungsprobleme aus Sicht der Nord LB weiterhin eine Unterstützung der Nachfrage in dem Panamax-Segment dar. Zudem startete Anfang März die Hauptsaison, die in den kommenden Wochen für weitere Impulse sorgt.

Weniger Abbrüche 2015

Auch die speziell 2013 und 2014 erfolgten Abwrackungen in der Containerflotte wirken sich im aktuellen Umfeld mit dem zusätzlichen Bedarf durch Abfertigungsverzögerungen positiv aus. Insbesondere im Panamax-Subsegment wurden in den vergangenen beiden Jahren neue Höchstwerte bei den Verschrottungen erzielt. Nachdem 2013 bereits 67 Schiffe mit zusammen 240 667 TEU dadurch aus dem Markt genommen wurden, folgten im abgelaufenen Jahr nochmals 43 Frachter mit 168 036 TEU. Bei den Subpanamaxen zogen die Aktivitäten nochmals an. 2014 wurden 25 Schiffe mit 62 673 TEU abgebaut, im Vorjahr waren es 20 Schiffe mit 54 231 TEU.

Die Nord/LB sieht weiteres Abwrackpotenzial. Im Panamax-Segment sind noch 68 Schiffe mit insgesamt 265 991 TEU vorhanden, deren Baujahre vor 1997 liegen. Marktteilnehmer haben bereits angekündigt, Panamaxe bis Baujahr 1996 demnächst auszusortieren. Vor dem Hintergrund der aktuell stark reduzierten Schrottpreise und der derzeit stabilen Nachfrage dürften sich die Abwrackungsaktivitäten in diesem Jahr jedoch verlangsamen. fab

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