Vertrag mit Seaborne gekündigt

Die Reederei Transeuropa Ferries bot zuletzt eine Verbindung zwischen Ostende (Foto) und Ramsgate an, Foto: Louagie/Archiv
Die britische Regierung hat einen umstrittenen Vertrag mit der Reederei Seaborne für den Fall eines Brexits ohne Abkommen gekündigt.
Die neu gegründete Fährgesellschaft sollte eine Schiffsverbindung zwischen dem englischen Ramsgate und dem belgischen Ostende anbieten, wenn die Strecke Dover–Calais wegen der dann nötigen Grenzkontrollen überlastet sein sollte. Das Unternehmen hatte aber noch gar keine Schiffe. Für den Vertrag mit einem Volumen von umgerechnet 15,8 Millionen Euro musste die Regierung viel Kritik einstecken.
Es sei klar geworden, dass Seaborne den vertraglichen Verpflichtungen nicht nachkommen könne, teilte das Verkehrsministerium in London jetzt mit. Grund für die Neubewertung sei, dass eine irische Reederei ihre Unterstützung für Seaborne unerwartet zurückgezogen habe. „Die Regierung ist bereits in fortgeschrittenen Gesprächen mit einer Reihe von Unternehmen, um zusätzliche Kapazitäten für Schiffsfracht im Falle eines Brexits ohne Abkommen zu sichern – auch am Hafen in Ramsgate“, heißt es in der Mitteilung der Regierung.
Die Route zwischen Ramsgate und Ostende war zuletzt 2013 angeboten worden – damals von der Reederei Trans europa Ferries. Verkehrsminister Chris Grayling, klarer Brexit-Befürworter, hatte den Deal mit Seaborne als Beispiel dafür verteidigt, wie die Regierung Start-ups fördere.
Derweil sieht sich die dänische Transport- und Schifffahrtsgruppe DFDS für die Herausforderung eines Brexits gut gerüstet. So hat sich DFDS durch die Übernahme der türkischen Reederei UN RoRo ein neues Standbein im Mittelmeer geschaffen und will den Türkei-Europa-Verkehr durch eine engere Kooperation mit Ekol Logistics ausbauen. Außerdem ist DFDS mit dem britischen Transportministerium einen Deal über die Bereitstellung von zusätzlicher Fährkapazität für den Fall eines Brexits eingegangen.
Ein ungeordneter Brexit könnte in Deutschland die Arbeitsplätze von 100.000 Menschen gefährden, haben Wissenschaftler des Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung Halle und der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg anhand von Simulationen ermittelt. fab/dpa