Von Sibirien in die Ostsee

Die „Venta Maersk“ startet am Dienstag die erste Fahrt eines großen Containerfrachters durch die Nordostpassage. Das Schiff soll vom koreanischen Hafen Busan Kurs auf Europa nehmen. Das Ziel der Reise durch die arktischen Gewässer Russlands ist am 27. September St. Petersburg.

Auf dem traditionellen Seeweg von Busan nach Europa via Suezkanal wären 11.000 Seemeilen zurückzulegen. Durch die Nordostpassage über Karasee und Nordmeer ist die Strecke um ein Drittel kürzer. Damit spart das Schiff gut eine Woche. Der für die Eisfahrt verstärkte Boxcarrier mit einer Kapazität von 3596 TEU soll für Maersk Line diesen Seeweg testen, sagte eine Sprecherin der Reederei. Ein Liniendienst von Ostasien über den russischen Seeweg nach Europa sei bislang nicht geplant.

Die „Venta Maersk“ entstand bei der chinesischen Werft Cosco Zhoushan und soll künftig mit sechs Schwesterschiffen in Kurzstreckenverkehren in Nordeuropa zum Einsatz kommen. Die als „Baltic Feeder“ bezeichneten Einheiten sind an die Bedingungen in der Ostsee angepasst. Der Nord-Ostsee-Kanal spielt bei Maersk für diese Schiffe jedoch keine Rolle mehr. Die Kurven des Kanals sind zu eng für die 35,2 Meter breiten Rümpfe, und mit 11 Metern Tiefgang übertreffen sie das Kanallimit von 9,5 Metern ebenfalls deutlich.

Bei der Fahrt durch die Nordostpassage wird die „Venta Maersk“ Container mit Elektronik, Mineralien und Fisch aus Asien bringen. Am 22. September soll das Schiff Bremerhaven erreichen und dort erste Container umschlagen. Anschließend geht es von der Weser über Skagen nach St. Petersburg. Danach stößt der Frachter zu den Schwesterschiffen „Volga Maersk“, „Vistula Maersk“ und „Vayenga Maersk“ in den Linienverkehr in der Ostsee hinzu. Zusätzlich fahren auch mehrmals wöchentlich Einheiten der Triple-E-Klasse in die Ostsee und steuern Danzig an, von wo aus Maersk ein Feedernetz betreibt.

Nordost- und Nordwestpassage waren vor zehn Jahren erstmals gleichzeitig eisfrei. Seitdem hätten sich die Zeiten im Sommer verlängert, wo die beiden Strecken für Schiffe ohne Unterstützung von Eisbrechern befahrbar seien, sagt der Meereis-Experte Christian Haas vom Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung in Bremerhaven. Noch nutzen nur wenige Frachter die Routen durchs Nordpolarmeer. Langfristig dürfte sich das ändern. Biologen fürchten deshalb um die einmalige Tierwelt und fordern Umweltvorschriften für die Schifffahrt. Im Gegensatz zur Antarktis gebe es diese für die Nordost- und die Nordwestpassage in der Arktis nicht, sagt Christian Bussau von der Umweltorganisation Greenpeace. FB/fab

Teilen
Drucken

Kundenservice

Sie haben Fragen? Kontaktieren Sie uns gerne.

Kundenservice

Sie haben Fragen? Kontaktieren Sie uns gerne.

Nach oben