Weiter Streit zwischen Spediteuren und Carriern
Angesichts anhaltend knapper Kapazitäten in der Seefracht, fehlender Leercontainer und Raten, die ein seit langem nicht gesehenes Niveau erreicht haben, fahren die Spediteure nun verbal schwere Geschütze auf. Die Carrier gefährdeten mit ihrem Verhalten die Erholung der europäischen Wirtschaft, heißt es in einer aktuellen Pressemitteilung des Branchenverbands DSLV.
„Die Linienreedereien stellen schlichtweg keine ausreichenden Kapazitäten zur Verfügung“, bemängelt Willem van der Schalk, Sprecher des Komitees Deutscher Seehafenspediteure im DSLV. Doch so einfach wollen sich die Carrier den Schwarzen Peter nicht zuschieben lassen. Allen Unkenrufen aus Speditionskreisen zum Trotz setzten die Linien den Kapazitätsaufbau weiter fort. Auf einigen Strecken werde aktuell mehr Tonnage eingesetzt als zur selben Zeit im Vorjahr, unterstreicht Alexander Geisler, Geschäftsführer des Verbands Hamburger und Bremer Schiffsmakler (VHBS).
Zusätzliche Frustration entstehe bei den Speditionen, weil sie in einen flexiblen Notfall-Planungsmodus gezwungen würden, um auf die sehr kurzen Ankündigungen der Reedereien zur Verfügbarkeit von Containern und Schiffsraum reagieren zu können, führt van der Schalk weiter aus. Die Kosten für die Speditionsbranche seien beträchtlich. Sie entstünden durch Umbuchungen von Sendungen und stets neue Gebühren und Aufschläge (Surcharges) für Shipping-Garantien. Als Folge von Pandemie-bedingten Produktionsstopps und Werkschließungen türmten sich zudem die Container in Amerika und stünden für andere Destinationen nicht zur Verfügung.
Makler-Chef Geisler entgegnet, dass viele Marktbeteiligte die schnelle Erholung Asiens sowie den vorgezogenen Beschaffungsbedarf der US-Einkäufer und Konsumenten unterschätzt hätten. Auf diese Situation hätten die Linien reagiert. „Und sie reagieren auch auf die nun wieder gestiegene Nachfrage“, so Geisler. sr/bek