Amsterdam verteuert Cruise-Vergnügen

Nach Jahren eines ungestümen Wachstums muss sich die internationale Kreuzfahrtindustrie auf verschiedene neue Herausforderungen einstellen.

Eine heißt: In den besonders stark frequentierten Häfen gewinnen jetzt Stimmen in der Politik und der Öffentlichkeit an Gewicht, die vor einer Überforderung ihrer Städte durch die boomende Cruise-Branche warnen.

Gleich drei aktuelle Beispiele gibt es dazu. So will jetzt das Stadtparlament von Amsterdam die Kreuzfahrtindustrie stärker zur Kasse bitten, wenn immer größere Schiffe mit ihren Anläufen gleich mehrere Tausend Passagiere in die Stadt und deren Umgebung strömen lassen. Die Besonderheit in der niederländischen Hauptstadt: Der Kreuzfahrt-Terminal liegt in Ruf- und Sichtweite zur sowieso schon stark frequentierten City. Damit nicht genug: Der Cruise-Terminal ist gebäudetechnisch eingebettet in einen großen Hotelkomplex sowie in ein großes Konzertgebäude. Und: Nur wenige Hundert Meter entfernt befinden sich zahlreiche Liegeplätze für Flusskreuzfahrtschiffe sowie der Hauptbahnhof („Amsterdam Centraal“) der Grachten-Stadt. In diesem Umfeld finden zudem seit geraumer Zeit verschiedene komplexe Großbaumaßnahmen statt, die die Verkehrssituation im City-Bereich zusätzlich verschärfen.

Das Amsterdamer Stadtparlament sprach sich jetzt mehrheitlich dafür aus, dass eine Sonderabgabe in Höhe von acht Euro pro Kreuzfahrtpassagier und -anlauf erhoben werden sollen. Das Geld soll dann zweckgebunden zugunsten der Stadt genutzt werden. Auch für die Hotellerie sind entsprechende Abgaben vorgesehen.

Die jetzt getroffenen politischen Weichenstellungen haben indes Folgen. Bisherige Großkunden wie die italienische MSC und auch der britische Kreuzfahrtanbieter Cruise and Maritime Voyages (CMV) wollen die Abgaben nicht akzeptieren und haben daher Konsequenzen angekündigt. Sie streichen die für 2019 geplanten Anläufe, bleiben allerdings in den Niederlanden. Künftig wollen sie ihre Anläufe auf Rotterdam konzentrieren. Die Nummer eins unter den europäischen Universalhäfen bemüht sich seit geraumer Zeit intensiv darum, ebenfalls im Kreuzfahrtsegment Fuß zu fassen. Verschiedene Großreeder konnten bereits gewonnen werden, so unter anderem Aida Cruises. Wie in Amsterdam, so befindet sich auch im Maashafen der Kreuzfahrtterminal in zentraler Lage, das heißt auch mit einer intensiven Wohnbebauung. Beim Kreuzfahrtterminal handelt es sich weitestgehend um eine Bestandsimmobilie, die allerdings ein umfassendes Facelifting erfahren hat.

Gianluca Suprani, Leiter der globalen Hafenentwicklung und der Landaktivitäten bei MSC Cruises, ist verärgert über die Sonderabgabe in Amsterdam. Sie führe unterm Strich nicht nur zu einem Verlust von Passagieren, sondern auch zu einem Wegfall von entsprechenden Konsumausgaben seitens der Gäste. MSC beziffert den Passagierverlust für 2019 auf rund 50.000 Seereisende.

Der Teilverlust des britischen Cruise-Anbieters CMV bedeutet für Amsterdam das: Bislang kam es zu 37 Anläufen im Jahr, darunter 30 mit der bis 1400 Passagiere aufnehmenden „Columbus“ und sieben mit der „Magellan“. Sie bietet Platz für bis zu 1800 Passagiere.

Auch für das stark Cruise-frequentierte Venedig zeichnen sich Mehrbelastungen ab: So kann Venedig künftig eine Art Eintrittsgeld von Tagestouristen kassieren. Das jedenfalls sieht der überarbeitete Haushaltsplan der italienischen Regierung vor, der vom Parlament in Rom verabschiedet wurde. Besucher könnten dann je nach Saison zwischen 2,50 Euro und maximal 10 Euro für die Besichtigung der Lagunenstadt bezahlen. Venedig kämpft seit Jahren gegen den Touristenansturm und versucht immer wieder mit verschiedenen Strategien, die Massen in Schach zu halten.

Die Maßnahme soll nur Tagestouristen betreffen. Hotelgäste zahlen bislang eine Ortstaxe. Zu zahlen wäre der neue Betrag möglicherweise über die Verkehrsmittel wie Busse oder Kreuzfahrtschiffe, die die Reisenden in die Stadt bringen.

Auch für das westnorwegische Bergen zeichnen sich Grenzen ab: Die Stadt will die Anzahl der Tagesanläufe bei maximal vier deckeln. EHA/CE/dpa

Teilen
Drucken

Kundenservice

Sie haben Fragen? Kontaktieren Sie uns gerne.

Kundenservice

Sie haben Fragen? Kontaktieren Sie uns gerne.

Nach oben