"Costa"-Kapitän will Berufung einlegen

Bei der Havarie der "Costa Concordia" kamen 32 Menschen ums Leben (Bild: Marina Militare)
Durch alle Instanzen: "Costa Concordia"-Unglückskapitän Francesco Schettino will nach seiner Verurteilung zu 16 Jahren und einem Monat Haft noch mal in Berufung gehen. "Wir werden die Urteilsbegründung lesen und sicherlich Berufung beim Kassationsgericht einlegen", sagte sein Anwalt Donato Laini der italienischen Nachrichtenagentur Adnkronos zufolge.
Das höchste italienische Gericht ist die letzte Chance für den 55-Jährigen, seine drohende Haftstrafe doch noch abzuwenden. Das Berufungsgericht in Florenz hatte am Dienstagabend das Urteil aus erster Instanz und damit die lange Haftstrafe für den Ex-Kapitän bestätigt. "Das Urteil hat unsere Argumentation nicht mit einbezogen", kritisierte Laino, der einen Freispruch gefordert hatte.
"Wie es Schettino jetzt geht? Das kann man sich ja wohl vorstellen", sagte er. Der Ex-Kapitän hatte das Urteil in seinem Heimatort Meta die Sorrento bei Neapel verfolgt.
Das Kreuzfahrtschiff "Costa Concordia" hatte im Januar 2012 vor der italienischen Insel Giglio einen Felsen gerammt und war gekentert. 32 Menschen starben, darunter auch zwölf Deutsche. Schettino ist fast viereinhalb Jahre nach dem Unglück noch immer auf freiem Fuß. Sollte das Kassationsgericht den Schuldspruch gegen ihn jedoch bestätigen, müsste der 55-Jährige ins Gefängnis. Experten zufolge könnte mindestens ein weiteres Jahr bis zu einem endgültigen Urteil vergehen.
Ob auch die Staatsanwaltschaft noch einmal Berufung gegen die Entscheidung in zweiter Instanz einlegen will, war zunächst unklar. Die Anklage hatte ursprünglich eine Haftstrafe von 27 Jahren und drei Monaten gefordert. Marco de Luca, Anwalt der Reederei Costa Crociere, bezeichnete das Urteil als "ausgewogen". Die Richter müssen in den kommenden Monaten wie üblich eine schriftliche Begründung vorlegen.
"Ins Rettungsboot gefallen"
Schettino steht nach der Havarie des Kreuzfahrtschiffes mit mehr als 4200 Menschen an Bord öffentlich heftig in der Kritik. Die Medien in Italien verspotteten ihn als "Kapitän Feigling", weil er die "Costa Concordia" in einem Rettungsboot verlassen hatte, obwohl noch Menschen an Bord waren. Schettino begründete das damit, dass er in das Boot gefallen sei.
Nach Ansicht von Prozessbeobachtern will Schettino nun sein Image in der Öffentlichkeit ändern. "Abschied vom angeberischen Playboy. Die Angst vor dem Gefängnis hat Francesco Schettino sein Leben ändern lassen. Schluss mit der Mondänität, stattdessen ist er der reuige Ehemann, der die Familie wiederentdeckt", kommentierte die Zeitung "La Stampa" am Mittwoch. "Seine letzte Hoffnung bleibt das Kassationsgericht." dpa