Hintergrund: Umweltschutz als Marketingfaktor

Im Sommer 2007 war der Umweltschutz so ziemlich das letzte Thema, das bei der Buchung einer Kreuzfahrt eine Rolle spielte. Die Größe der Kabinen, die Fülle der Wellness-Angebote und die Vielfalt der Speisekarte rangierten deutlich vor der Eindringtiefe des ökologischen Fingerabdrucks im Kielwasser eines Kreuzfahrtschiffes.

Als erstes Kreuzfahrtunternehmen startete AIDA 2007 mit der Auswertung der Daten zum Schutz der Umwelt. Unter der Führung von AIDA-Kommunikationschef Hansjörg Kunze wurde der erste Nachhaltigkeitsbericht eines deutschen Kreuzfahrtunternehmens herausgegeben. Zunächst standen die Müllvermeidung und die Einsparung von Treibstoff im Fokus. Notiz nahm von diesem ersten Nachhaltigkeitsbericht kaum jemand in der Branche. „Wir wollten die ganze Thematik einfach vernünftig aufarbeiten“, sagt Kunze. Beachtung fand das Thema erst, als sich Umweltverbände des Themas annahmen. 2011 wählte der Naturschutzbund Deutschland (NABU) den damaligen AIDA-Präsidenten Michael Thamm und den damaligen Chef von TUI Cruises, Richard Vogel, für die Verleihung des peinlichsten Umweltpreises „Dinosaurier des Jahres“ aus.

Plötzlich wurde die Kreuzfahrt in den Fokus gerückt. Diese stand dabei stellvertretend für die gesamte Schifffahrt, deren globale Transporte durch die Nutzung des giftigen Schweröls als Treibstoff schwerste Umweltschäden verursachen. Auch wenn der NABU bei AIDA und TUI Cruises letztlich offene Türen einrannte, haben die „Dinosaurier“ zu einer Sensibilisierung geführt. 2007 reichte für die Vorstellung des Nachhaltigkeitsberichts von AIDA das schlichte Versenden. Zu einer Pressekonferenz wäre kaum jemand erschienen. 2015 gab es bei der Vorstellung des neuen Nachhaltigkeitsberichts großes Medien-Interesse. Und nicht nur das. Bei den Reedereien sind auch zunehmend Wissenschaftler im Boot. So konnte AIDA mit dem renommierten Kieler Klima-Forscher Mojib Lativ vom Kieler Geomar Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung einen der bekanntesten Wissenschaftler gewinnen. „Wir können den Menschen das Reisen ja nicht verbieten. Wichtig ist, dass die Folgen des Reisens in Grenzen gehalten werden“, sagte Lativ. Er begleitet mit der Klimaschutzorganisation „atmosfair“ die Neubauten der Reederei.

„Die Kreuzfahrtindustrie trägt eine besondere Verantwortung, wenn es darum geht, den Ausstoß klimaschädlicher Emissionen zu senken. AIDA zeigt, dass wirtschaftlicher Erfolg und umweltbewusstes Handeln kein Widerspruch sein müssen. Beim Einsatz innovativer Umwelttechnologien und mit der Beteiligung an zahlreichen Forschungsprojekten geht AIDA ganz neue Wege und hat sich ehrgeizige Ziele gesetzt“, sagt Professor Lativ. So lehnt er Kreuzfahrten in die Arktis rundweg ab. „Der dort ausgestoßene Ruß setzt sich direkt auf der Eisschicht ab und sorgt für eine Erwärmung und damit auch zum schnelleren Abtauen des Eises“, sagt Lativ. Die Arktis und Antarktis stehen bei AIDA aber auch in Zukunft nicht auf den Routenplänen.

Neben AIDA stellt auch die 2008 gegründete Reederei TUI Cruises regelmäßig einen Nachhaltigkeitsbericht vor. In ihm sind die Verbrauchsmengen der Treibstoffe, Müllmengen und die entsorgten Abwassermengen aufgelistet. So wurde etwa bei AIDA seit 2007 der Treibstoffverbrauch umgerechnet auf Gast und Reisetag um 27 Prozent gesenkt. Abwasser wird grundsätzlich im Hafen entsorgt, und beim Einkauf wird auf fair gehandelte Produkte geachtet. Wein- und Bier gibt es aus großen Tanks und Fässern, was die Verpackungsmüllmengen reduziert.

Mojib Lativ ist nicht der erste bekannte Wissenschaftler und Klimaschützer, der den Reedereien hilft. Zuvor war schon Greenpeace-Gründungsmitglied Monika Griefahn bei AIDA als Umweltdirektorin eingestiegen. Bei TUI Cruises zog 2013 Lucienne Damm ein, die vom NABU zu TUI Cruises wechselte und dort seitdem als Umweltmanagerin für die Fragen des Umweltschutzes zuständig ist. Damm war vorher beim NABU Referentin für Nachhaltigkeit und Projektleiterin im Bereich Verkehrspolitik und mitverantwortlich für die Kampagne gegen den Einsatz von Schweröl in der Schifffahrt. FB

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