Licht und Schatten bei den Cruise Days

Die Kreuzfahrt polarisiert aktuell so stark wie wohl noch nie zuvor: auf der einen Seite die Fans, die das glamourös anmutende Phänomen Seereise euphorisch begleiten, auf der anderen Seite die Kritiker, die verstärkt die Schattenseiten der Industrie – etwa die Arbeitsbedingungen auf See, Massentourismus in den Städten und vor allem die Umweltbelastung ganz grundsätzlich – in den Vordergrund rücken. Auf den siebten Hamburg Cruise Days am vergangenen Wochenende sind diese beiden Welten aufeinandergetroffen – friedlich, wie die Veranstalter rückblickend mitteilten.

„Wir freuen uns sehr, dass wir auch in diesem Jahr wieder ein schönes und vor allem friedliches Fest feiern konnten. Viele kreuzfahrtbegeisterte Menschen haben an diesem Wochenende die faszinierende Stimmung im Hamburger Hafen genossen“, sagten Uwe Bergmann und Katja Derow. Insgesamt 500.000 Besucher seien es gewesen – dabei allein am Samstagabend zur großen Kreuzfahrtparade mit den Schiffen „Aidaperla“, „Europa“, „Mein Schiff“, „World Explorer“ und „MSC Preziosa“ rund 250.000 gleichzeitig.

Unter diesen Besuchern fanden sich dann eben auch Kreuzfahrtgegner. Vereinzelte Aktionen seien nach Angaben der Veranstalter aber ohne größere Auswirkungen auf das Fest verlaufen. „Die kritische Auseinandersetzung mit Kreuzfahrtgegnern scheuen wir nicht, solange sie friedlich erfolgt. Im Gegenteil: Wir sehen die Hamburg Cruise Days auch als Plattform für den kritischen Dialog, die einen Beitrag leisten kann, Kreuzfahrt zukunftsfähig zu gestalten.“

Mit an der Spitze der kritischen Bewegung steht die Umweltschutzorganisation Nabu. Als Ärzte verkleidete Aktivisten des Nabu verteilten bereits zum Auftakt der Cruise Days Atemschutzmasken, um sich gegen die Abgase der Kreuzfahrtriesen zu schützen. Ein Beipackzettel wies auf die Gesundheitsgefahren von Feinstaub und Stickoxiden hin.

„Hamburg erstickt am Erfolg der Kreuzfahrtindustrie“, sagte Malte Siegert, Leiter Umweltpolitik beim Nabu Hamburg. Er beleuchtete die andere Seite der Cruise Days: „In nur drei Tagen verpesten insgesamt gleich zwölf der Riesenpötte unsere Luft. Auch die Besucherinnen und Besucher der Cruise Days atmen die giftigen Abgase ein.“ Siegerts Forderung: „Künftig muss gelten: Nur die saubersten Schiffe dürfen Hamburg besuchen und müssen während ihrer Liegezeit auf Landstromversorgung umstellen, damit die Motoren abgeschaltet werden können.“ Dann könnten die Cruise Days sogar zum Technologie-Schaufenster werden, das zeigt, wie sauber Schiffe sein können, wenn die zur Verfügung stehenden Möglichkeiten genutzt werden.

Ob und in welchem Maße die nächsten Hamburg Cruise Days auf die gegenwärtige Kritik an der globalen Kreuzfahrtindustrie reagiert, bleibt abzuwarten. Die achte Auflage der Veranstaltung findet laut Veranstalter vom 10. bis 12. September 2021 statt.

Fernab der gesellschaftlichen Diskussion um Kreuzfahrten kam es am Rande der diesjährigen Cruise Days noch zu einem Unfall mit einem Sportboot. Es war am frühen Samstagabend mit einer Hafenfähre kollidiert. Bevor das Boot sank, wurden die acht Menschen an Bord gerettet. ger

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