Start in neue Ära der Landstromversorgung

Bezieht ab sofort sauberen Strom bei seinen Hamburg-Anläufen: der Cruise-Liner „AIDAsol“, Foto: Arndt

Übergabestation: Die Kabel gelangen an Bord, Fotos: Arndt

Allgemeine Zufriedenheit (v.l.): Dirk Lehmann, Monika Griefahn, Jens Kerstan, Frank Horch und Max Kommorowski

Keine Papstwahl: Weißer Rauch

Schwimmendes Kraftwerk: die 2014 gebaute LNG-Power-Barge „Hummel“. Achtern stehen die beiden Vorrats-Container
Hamburg ist ab sofort der erste europäische Hafen, in dem Kreuzfahrtschiffe während der Liegezeiten an den Cruise-Terminals mit umweltfreundlich erzeugtem Landstrom versorgt werden und damit auf den Betrieb ihrer eigenen Bordaggregate verzichten können.
Am vergangenen Sonn abend, zwei Tage vor Beginn der Welthafenkonferenz, wurde das Startzeichen für den Regelbetrieb der sogenannten LNG-Power-Barge „Hummel“ gegeben, von der Hamburger Firma Becker Marine Systems entwickelt und betrieben. Neben Hamburgs Wirtschaftssenator Frank Horch (parteilos) sowie dem neuen Umweltsenator Jens Kerstan (Grüne) wirkten an dem Festakt auch Dirk Lehmann, Managing Director Becker Marine Systems, Max Kommorowski, Director LNG Hybrid beim gleichen Unternehmen, und Dr. Monika Griefahn, Direktorin für Umwelt und Gesellschaft AIDA Cruises, mit. Sie hatte das in der Slowakischen Republik gebaute Fahrzeug, das über keinen Eigenantrieb verfügt, am 18. Oktober 2014 in der Hansestadt getauft. Die „Hummel“ funktioniert wie ein schwimmendes Kraftwerk.
Überschattet wurde die Welthafenkonferenz von einem Brandanschlag unbekannter Täter aus dem linksradikalen Spektrum in der Nacht zum Montag auf Bahnanlagen im Hamburger Hafen. Ziel war es, den Bahnverkehr zu unterbrechen und die Welthafenkonferenz anzugreifen, so die Täter in einer Bekenner-Mail.
Der innovative Schubleichter „Hummel“ ist mit fünf Gasmotoren bestückt, die zusammen eine Leistung von 7,5 Megawatt erzeugen können. Die elektrische Ener gie wird über eine unterirdisch verlegte Kabeltrasse bis zum Schiffsanleger geführt. Dort steht ein spezielles Übergabegerät bereit, das über einen beweglichen Hebearm verfügt, um auf diese Weise den Tidenhub im Hafen ausgleichen zu können. Das Motorengeräusch an Bord der Barge ist, auch dank optimaler Schallisolierung, nicht vernehmbar. Aus den Abgaskaminen steigt als sichtbares Zeichen weißer Dampf auf – was einen der anwesenden Gäste am Sonnabend zu der spontanen Feststellung veranlasste: „Weißer Rauch, das ist ja wie bei der Papstwahl.“
Die „Hum-mel“-Stromgeneratoren werden über LNG gespeist, das sich in zwei 40-Fuß-Spezialcontainern befindet. Sie sind auf dem Achterdeck der Barge installiert. Weil in Hamburg bislang noch ein LNG-Versorgungsterminal fehlt, wird der Rohstoff nach Aussage von Kom mo rows ki per Truck aus Zeebrugge geholt. Auch Hamburg wird eine LNG-Bevorratungsstation erhalten, versicherte Wirtschaftssenator Horch dem THB. In den Reden hoben alle Sprecher die große Bedeutung der neuen, alternativen Stromversorgung hervor, und zwar nicht nur für Hamburg, sondern auch für weitere Häfen. Becker-Marine-Chef Lehmann berichtete, dass der Zeitraum zwischen der Taufe und der Erteilung einer Betriebsgenehmigung am 15. Mai dieses Jahres prall gefüllt war mit komplexen technischen und rechtlichen Aspekten. Und weil es ein solches Schwimm-Kraftwerk noch nirgendwo auf der Welt gebe, müssten die praktischen Einsatzerfahrungen „im Echtbetrieb gesammelt werden“. Dazu gehörten auch technische Störungen. Die beiden Hamburger Senatoren lobten das Projekt auch vor dem Hintergrund der Bestrebungen des Hafens, weltweit an der Spitze auf dem Gebiet einer umweltfreundlichen Schifffahrt zu stehen. Gerade für die am Montag begonnene Welthafenkonferenz komme der Betriebsstart der „Hummel“ wie gerufen. AIDA-Cruises-Umweltchefin Griefahn bekräftigte die Entschlossenheit ihres Unternehmens, die Landstromversorgung nicht nur auf Hamburg zu beschränken. Neben der Power Barge wird Hamburg in Kürze auch über eine stationäre Landstromanlage am Cruise Center 2 (CC 2/Altona) sowie am CC 3 (Steinwerder) verfügen. Hier wurde bereits eine Leitung verlegt, über die künftig Erdgas für die Bordaggregate bezogen werden kann. Der CC 3 wird offiziell am 9. Juni eröffnet. EHA