„United States“ droht die Verschrottung

Das ehemalige amerikanische Passagierschiff „United States“ (IMO 5373476)wird, wenn bis zum Monatsende nicht genügend Spendengelder aufgebracht werden, vermutlich verschrottet.

Darauf weist jetzt der Vorstand der amerikanischen Initiative S.S. United States Conservancy hin, die seit 2011 Eigentümer des Schiffes ist. Sollten bis zum 31. Oktober nicht neue Geldzuwendungen in „substanzieller Höhe“ eingehen, droht dem ehemaligen Stolz der amerikanischen Handelsmarine der Abbruch. Rund 60.000 US-Dollar benötigt die Initiative monatlich für Liegeplatzgebühren und kleinere Unterhaltungsarbeiten am derzeitigen Liegeplatz in Philadelphia. Für die Zukunft der 301 Meter langen und 30 Meter breiten „United States“ sieht es schlecht aus. Offensichtlich sind die potenziellen Spender nicht mehr bereit, für die Rettung des Transatlantik-Liners in die Geldschatulle zu greifen.

Die Initiative erwarb die „United States“ für drei Millionen US-Dollar von der amerikanischen Kreuzfahrtreederei Norwegian Cruise Line und hatte in den vergangenen Jahren immer wieder Spendengelder einsammeln können, um das Schiff an attraktiven Standorten wie New York oder Miami als Hotel- oder Kasinoschiff zu erhalten.

Die „United States“ wurde auf der Newport News Shipbuilding als Turbinenschiff für die United States Lines gebaut und 1952 abgeliefert. Bis heute ist das seinerzeit 78 Millionen Dollar teure Schiff Titelträgerin des „Blauen Bandes“ für den schnellsten Passagier-Cruiser auf dem Atlantik. Zwei Drittel des Baupreises wurden damals von der amerikanischen Regierung bezahlt, da die „United States“ im Krisenfall auch als Truppentransporter für bis zu 15.000 Soldaten zum Einsatz kommen sollte. Doch dieser Fall trat nie ein. Auf ihrer Jungfernreise am 3. Juli 1952 errang sie mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 34,51 Knoten das „Blaue Band“ für die schnellste Atlantik-Überquerung. Damit benötigte das Schiff für die Strecke zwischen New York und Southampton nur drei Tage und zwölf Stunden. Im folgenden Jahr wurde dann der Zielhafen Bremerhaven in den Fahrplan eingebunden, so dass die „United States“ zwischen 1953 und 1969 insgesamt 167-mal an der Columbuskaje festmachte. Viele Deutsche sahen damals in dem Schiff den Hoffnungsträger einer neuen Reisekultur. Doch die „United States“ markierte nicht nur einen Glanzpunkt, sondern gleichzeitig auch das unerwartete Ende der transatlantischen Passagierschifffahrt. Denn 1969 nutzten bereits 96 Prozent der Transatlantik-Reisenden das Flugzeug, so dass der Transatlantik-Liner am 2. November 1969 außer Dienst gestellt wurde.

Bis 1992 lag er in Newport News, später in Hampton Roads in Virginia auf. 1992 erwarb die türkische Marmara Marine das Schiff und lies es nach Istanbul überführen. Dort sollte es zum Kreuzfahrtschiff umgebaut werden. Doch dann wurde es nach Tuzla geschleppt, um es dort vollständig zu entkernen und von Asbest zu befreien. Beim Bau hatte man zugunsten der Feuersicherheit komplett auf Holz verzichtet und großzügig Asbest verarbeitet, dessen gesundheitsgefährdender Einfluss damals noch nicht bekannt war.

Nach Abschluss der Sanierungsmaßnahme zerschlugen sich die Kreuzfahrtpläne, so dass die „United States“ 1996 verkauft und zurück nach Philadelphia geschleppt wurde. „The Big U“, so der Spitzname, den das Schiff aufgrund seiner Silhouette mit den beiden überdimensionierten Schornsteine erhielt, drohte daraufhin an Abwracker verkauft zu werden.

Doch sechs Jahre lang passierte nichts, bis Norwe gian Cruise Line die Hülle des Schiffes im Frühjahr 2003 erwarb, um es zu re staurieren und anschließend unter amerikanischer Flagge im Hawaii-Dienst von NCL America einzusetzen. Die Hoffnungen der Reederei auf einen baldigen Einsatz der „United States“ waren so groß, dass man sogar noch ein ähnlich altes Schiff, die „Independance“, erwarb, um auch dieses für einen Hawaii-Einsatz umzubauen. Doch auch daraus wurde nichts, so dass NCL America bis heute nur ein Schiff, die bei der Lloyd Werft erbaute „Pride of America“, in diesem Verkehr einsetzt, während die „United States“ ungenutzt verrottet. bre/CE

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