„Wir haben ein Darstellungsproblem“

Branchenvertreter – hier Rudolf Stäuble von DER Touristik Frankfurt (l.) – sprachen über Trends in der Kreuzfahrt, Foto: EBC Hochschule
Premiere beim EBC Cruise Talk in Hamburg: Bei der fünften Auflage der Kreuzfahrt-Gesprächsrunde wurden jetzt erstmals auch Experten aus dem Bereich Flusskreuzfahrt mit ins Boot geholt.
„Flusskreuzfahrt–kleine Schiffe, großes Potenzial?“, lautete die Frage des ersten Panels. Ein klares Ja gab es von Helge Grammerstorf. Der Direktor von CLIA Deutschland verwies dabei auf das Wachstum im deutschen Flusskreuzfahrtmarkt 2015 um 1,9 Prozent auf 424.000 Passagiere. Europaweit habe es eine Steigerung um 20 Prozent gegeben.
Grammerstorf sieht jedoch auch Verbesserungspotenzial: „Die Amerikaner verkaufen Flusskreuzfahrtreisen im Rahmen eines Pakets, während die deutschen Anbieter nur von Hafen zu Hafen denken“. Seetouristik Manager und Reisejournalist Bernd Brümmer monierte hingegen, dass bei der Betrachtung der Branche immer wieder auf das Durchschnittsalter der Reisenden – derzeit 58 Jahre – verwiesen werde. Doch das zähle nicht. „Wir bringen vielmehr zu wenig nach draußen, was wir können und bieten“, so Brümmer.
So sieht es auch Marius Griego, Verkaufsdirektor bei A-Rosa Flussschiff: „Als Stiefkind der Hochseekreuzfahrt haben wir ein Darstellungsproblem“. Die Branche müsse anders kommunizieren. „Wir haben zum Beispiel das Wording geändert und sprechen statt ‚Flusskreuzfahrten‘ von ‚Städtereisen auf dem Wasser‘.“
„Themenkreuzfahrten–Thema schlägt Destination?“, hieß es im zweiten Panel. Hier sprachen die Teilnehmer über ihre Erfahrungen mit Themenreisen für Schlager- und Heavy-Metal-Fans, ebenso für Golf- und Hundefreunde. Themenreisen müssen einen Mehrwert bieten, sagte Philipp Wagner, Wissenschaftlicher Mitarbeiter des Instituts für Tourismus und Bäderforschung in Nordeuropa (NIT). Dazu zählten etwa Treffen mit Künstlern oder Sportlern an Bord.
Godja Sönnichsen, Director Communications TUI Cruises, sagte im anschließenden Gespräch mit dem THB: „In Deutschland sind die Destinationen wichtiger als das Thema“, es gebe nur wenige Ausnahmen. In Amerika entwickle sich der Markt dagegen so, „dass die Schiffe immer mehr zur Destination werden“, so Sönnichsen. bre/fab