Containerverwiegung wird noch für einigen Ärger sorgen

Der Countdown für die weltweit verpflichtende Einführung der Containerverwiegung läuft – und Hamburgs Speditionswirtschaft macht sich zunehmend Sorgen über die praktische Umsetzung dieser Maßnahme ab dem 1. Juli.

Dieses Unbehagen artikulierte Johan P. Schryver, Vorsitzer des Vereins Hamburger Spediteure (VHSp), am Mittwoch in der Hansestadt im traditionellen Mediengespräch am Rande der Jahreshauptversammlung. „Das wird uns noch einiges Kopfzerbrechen bereiten“, erklärte der geschäftsführende Gesellschafter einer mittelständischen Seehafenspedition. Auch wenn die auf IMO-Ebene beschlossene Maßnahme bereits seit geraumer Zeit bekannt sei, bestehe erst seit wenigen Wochen Klarheit dar über, wie die Maßnahme umgesetzt werden soll. In Hamburg unterrichtete das Bundesverkehrsministerium vor gut zwei Wochen auf einer stark besuchten Veranstaltung (THB 13. April 2016)über die geplante Umsetzung der neuen Vorschrift zur „Verifizierung des Bruttomassegewichts“ in den deutschen Seehäfen.

Aus Sicht des VHSp sind weder die Verkehrs- und Logistikwirtschaft noch Indus trie und Handel in Deutschland durch die zuständigen staatlichen Einrichtungen ausreichend über das „VGM“ („Verified Gross Mass“) informiert worden. Schryver: „Das zuständige Bundesverkehrsministerium hat sich hier nicht gerade mit Ruhm bekleckert.“ Dabei herrsche gerade im Binnenland bei Industrie und Handel weiterhin viel Unkenntnis über die praktischen Anforderungen der neuen Vorschrift. Das jedenfalls erführen Hamburgs Speditionen inzwischen täglich im Zusammenhang mit den laufenden Kundengesprächen. Sie leisteten dabei viel Informations- und Aufklärungsarbeit. Schryver wies nochmals darauf hin, dass mit dem Stichtag 1. Juli kein Container mehr verladen würde, für den kein VGM vorliege. Ein weiteres Problem: An den vier Hamburger Containerterminals seien nur an zwei Anlagen, nämlich am CTB und am CTA der HHLA Waagen vorhanden, über die nötigenfalls noch Container gewogen werden könnten. Doch das nur als absolute Ausnahme, da andernfalls die Terminalabläufe empfindlich gestört würden.

Die von der Hamburg Port Authority (HPA) in Aussicht gestellte weitere Waage im Bereich Dradenau (westlicher Hafenbereich) sei noch gar nicht installiert und werde erst in Monaten verfügbar sein. Sie soll im Zusammenhang mit einem neuen, großen Lkw-Parkplatz eingebaut werden. Doch selbst dann, wenn die Waage genutzt werden kann: „Wer kommt dann für die Kosten auf?“, fragt sich VHSp-Vorstandsmitglied Willem van der Schalk.

Auch das bekümmert die Spediteure: Wie sieht es mit Gewichtstoleranzen beim VGM aus? Schryver: „In Europa ist von einer Einheitlichkeit bislang keine Spur. Wir wissen aus Dänemark, dass dort 0,5 Prozent Abweichung durch die Behörden bei Kontrollen akzeptiert wird. In Benelux ist von fünf Prozent die Rede, aber in Deutschland will die dann zuständige BG Verkehr mit einer Null-Toleranz arbeiten.“ Doch auch außerhalb von Europa gebe es noch viele Unsicherheiten, ergänzte van der Schalk.

Grundsätzlich begrüßt wird die elektronische Voranmeldung der Containertransporte an den Terminals des Hamburger Hafens. Was derzeit noch freiwilliger Natur sei, werde ab der zweiten Jahreshälfte zur Pflicht bei den Anlagen der HHLA und von Eurogate. Von der frühzeitigen Datenübermittlung versprechen sich die Terminals, aber auch die Fuhrunternehmen eine Verbesserung der Planbarkeit von Transporten, Anlieferungen und Abholungen, was wiederum dem allgemeinen Verkehrsfluss im Hafen zugute kommt. VHSp-Vorstandsmitglied Axel Plaß: „Es ist aber wichtig, dass der verbesserten Informationslage auch entsprechende Taten durch die Terminals folgen.“ Plass wies darauf hin, dass aktuell knapp 25 Prozent der Fuhrunternehmer die Möglichkeit der elek tronischen Voranmeldung nutzen.

Zufrieden ist der VHSp mit zwei wichtigen, standortübergreifenden Weichenstellungen: dem „Nationalen Hafenkonzept“ und dem neuen Bundesverkehrswegeplan. Van der Schalk: „Der Norden hat im neuen Verkehrswegeplan gut abgeschnitten.“ Zentrale Projekte wie die A26-Ost („Hafenquerspange“) und die Ertüchtigung des NOK seien darin enthalten.

Für 2016 überwiegt in Hamburgs Speditionsgewerbe eine positive Grundstimmung, berichtete VHSp-Chef Schryver. Das zeige die aktuelle Konjunkturumfrage: „73 Prozent der Unternehmen erwarten stabile bis steigende Umsätze, 20 Prozent der Firmen planen auch Neueinstellungen.“ EHA

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