Cool Port II: Wenn Logistik eiskalt ist

Der niederländische Kühllogistiker Kloosterboer hat am City Terminal Rotterdam mit dem Bau eines neuen vollautomatischen Tiefkühl-Hochregallagers für 60.000 Paletten begonnen. Das Gebäude soll unter dem Namen „Cool Port II“ voraussichtlich im Januar 2022 fertiggestellt und in Betrieb genommen werden.

Damit errichtet Kloosterboer nur rund zwei Jahre nach dem Bau von „Cool Port I“, einem hochmodernen Obstterminal mit einer Kombination aus Kühl- und Gefrierkapazität, ein weiteres vollautomatisches Tiefkühllager am City Terminal. Die Paletten mit Lebensmitteln, so das Konzept, sollen mit selbstfahrenden und selbstentladenden oder konventionellen Lastwagen angeliefert werden. Über Rollenbahnen, Drehtische und Schleusen gelangen sie dann in das Tiefkühlhaus, wo sie von automatischer Lagertechnik zu ihren Plätzen gebracht werden.

Nachhaltigkeit ist ein sehr wichtiger Aspekt für Kloosterboer. Das neue Tiefkühl-Hochregallager ist nach Angaben des Logistikers bis zu 45 Prozent energieeffizienter als ein konventionelles Kühlhaus. Das 40 Meter hohe Gebäude erhält auf dem Dach 2700 Solarmodule. Zusammen mit den bereits installierten 11.000 Solarmodulen am „Cool Port I“ gilt Kloosterboer im Hafen von Rotterdam als einer der Vorreiter bei der Erzeugung von Solarenergie für den Eigenbedarf.

Erstkunde ist Lamb Weston/Meijer, einer der weltweit größten Hersteller tiefgekühlter Kartoffelprodukte. Das Unternehmen plant, seine Exportsendungen künftig im Rotterdamer Hafen von Kloosterboer abwickeln zu lassen. Dazu werden die Waren von Lamb Weston/Meijer von den verschiedenen Produktions- standorten in den Niederlanden überwiegend im „Cool Port II“ angeliefert. Von hier werden die Kartoffelprodukte in Container umgeladen und dann für den weiteren Export zunächst per Binnenschiff zu den Übersee-Containerterminals an der Maasvlakte transportiert.

Unterdessen steht ein neues Kühlcontainer-Terminal von Kloosterboer in Vlissingen kurz vor der Fertigstellung. Es soll in der ersten Ausbauphase 1020 Anschlüsse für Kühlcontainer bieten und jährlich rund 250.000 Standardcontainer (TEU) umschlagen. Dazu wird das Terminal mit vier automatisierten, gummibereiften Containerkranen ausgestattet, die eine hohe Umschlagkapazität ermöglichen. Der Einsatz dieser Kräne reduziert auch die Anzahl der erforderlichen Gabelstapler auf dem Terminal, was laut Kloosterboer eine Senkung der CO2-Emissionen um jährlich 800.000 Kilogramm ermöglicht.

Das Containerterminal wird außerdem mit automatischen, unbemannten Gates ausgestattet. Um Zugang zum Terminal zu erhalten, wird eine so genannte CargoCard eigesetzt, mit der sich die Lkw-Fahrer für die An- und Abfahrten registrieren und identifizieren können. Durch eine intelligente Interaktion zwischen Karte und Softwarelösungen werden mithilfe bestimmter Algorithmen das optimale Handling der Container und ihre effizienteste Lagerung ermittelt. Die Boxen werden auf dem Gelände rund um die Uhr fernüberwacht.

Durch die Kombination aus einem multimodalen Terminal und den direkt angrenzenden Kühlhäusern kann Kloosterboer in Vlissingen die ankommenden Container gleich im Kühlhaus be- oder entladen und per Lkw oder Binnenschiff weitertransportieren – alles in eigener Regie und mit nur einem Ansprechpartner für den Kunden, wie das Unternehmen betont. Die Pläne sehen für den Standort schon jetzt eine Erweiterung auf 1600 Anschlüsse für Kühlcontainer vor, womit künftig jedes Jahr bis zu 400.000 Standardcontainer bearbeitet werden könnten.

Ein weiteres aktuelles Beispiel für die umfangreichen nachhaltigen Aktivitäten des Logistikers ist der „Frittenexpress“. Hintergrund: Früher waren jährlich 4500 Lkw-Fahrten vom Produktionsstandort Lewedorp des Pommes-Frites-Hersteller McCain zum Vertriebsstandort Lelystad erforderlich, hinzu kamen weitere rund 2500 Fahrten von Rotterdam nach Lelystad. Jetzt liefert McCain die vollen Container direkt am Kloosterboer-Terminal in Vlissingen an, von wo sie per Binnenschiff nach Lelystad und von hier aus dann als volle Exportcontainer per Schiff nach Rotterdam befördert werden. Hinzu kommen Exportcontainer der lokalen Zwiebel- und Kartoffelproduzenten, deren Vorlauf für den Export nach Westafrika ebenfalls per Binnenschiff organisiert wird.

Das Projekt wird vom niederländischen Ministerium für Infrastruktur und Wasserwirtschaft, dem Wirtschaftsverband Topsector Logistiek und den Provinzen Südholland, Nordbrabant, Limburg und Gelderland im Rahmen eines Verkehrsverlagerungsprogramms von der Straße auf das Wasser gefördert. Damit sollen vor allem kleinere und mittelgroße Verlader und Spediteure zum Umstieg vom Lkw auf das Binnenschiff bewegt werden. Ziel ist es, im Zeitraum von 2020 bis 2024 allein auf den Korridoren Rotterdam-Venlo und Rotterdam-Arnheim/Nimwegen täglich 2000 TEU von der Straße auf die Binnenschifffahrt zu verlagern.

Für den neuen Liniendienst, den die Kloosterboer-Logistiker augenzwinkernd „Frittenexpress“ getauft haben, werden zwei mit Kühlaggregaten und -anschlüssen ausgestattete moderne Binnenschiffe eingesetzt. An dem Projekt sind neben Kloosterboer und McCain unter anderem Container-Reedereien wie MSC, CMA CGM, Maersk und Hapag Lloyd, die Binnenschiffsreederei Honkoop Barging sowie Terminals in Alblasserdam und Flevokust beteiligt. bo

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