„Deutschland fehlt der Mut beim LNG“

Deutschland droht beim Einsatz von LNG als umweltfreundliche Energie alternative im europäischen Vergleich den Anschluss zu verpassen.

Diese Befürchtung hat Dr. Heiko Fischer, Vorstandsvorsitzender des global tätigen Schienenlogistikers und Waggonvermieters VTG AG. „Ich vermisse den Entscheidungsmut“, kritisierte Fischer am Dienstag in Hamburg bei der Vorlage der Geschäftszahlen für 2015. Dieses verlief aus Sicht des börsennotierten, in Hamburg ansässigen Unternehmens „sehr erfolgreich“.

Der Schienenlogistiker hat für sich den Flüssigerdgas-Transport ganz oben in seiner Unternehmensstrategie angesiedelt und ist dabei bereits in umfangreiche Investitionsvorleistungen getreten. So präsentierte der Spezialdienstleister 2015 auf der Weltleitmesse „transport logistic“ in München den europaweit ersten Kesselwaggon zum Transport von LNG (THB 5. Mai 2015). Fischer: „Das zurückliegende Jahr haben wir intensiv dazu genutzt, um den Waggon und damit das Produkt ‚LNG-Transport auf der Schiene‘ in der Industrie vorzustellen.“ Zudem hatte das Unternehmen seinerzeit in München ein Kooperationsabkommen mit der skandinavischen Firma Skangas AS über die Anmietung von LNG-Kesselwagen geschlossen. Bereits im Januar des Jahres hatte VTG mit der zur Schramm Group gehörenden Brunsbüttel Ports eine Grundsatzvereinbarung über ein schienenbasiertes LNG-Logistikkonzept mit dem Dreh- und Angelpunkt Hafen- und Industrieknoten Brunsbüttel geschlossen (THB 15. Januar 2015).

Fischer weiter: „Wir sind hier in Deutschland überschwemmt von Nationalen Konferenzen und runden Tischen. Aber was kommt dabei heraus? Andere habe diese Schaukämpfe nicht und machen einfach.“ Deutschland müsse bald entscheiden, ob und – wenn ja – wo man einen zentralen LNG-Import-Knoten installieren wolle. Dass sich jetzt auch Wilhelmshaven dafür zu Wort meldet, würdigte Fischer kritisch. Denn der Jadehafen war auch schon vor 30 Jahren als Standort für einen LNG-Import-Terminal im Gespräch.Fischer: „Aber passiert ist in dieser Zeit nichts.“ Im Übrigen: Wenn in Deutschland nichts vorangeht, dann „fahren wir mit LNG-Zügen eben von und nach Antwerpen, Rotterdam oder Swinemünde oder anderswo hin“. Denn das Unternehmen sei ja auch europaweit tätig. Je länger die Transportabstände auf der Schiene, desto besser sei das zudem für den Verkehrsträger Bahn.

Wie der Umschlag von LNG in einem Hafen funktionieren kann, will VTG gemeinsam mit dem Hafen Brunsbüttel am 25. April live vorführen. Frank Schnabel, Mitglied der Geschäftsführung der Schramm Group, zum THB: „Wir wollen wegkommen von der rein theoretischen Diskussion über LNG und stattdessen zeigen, wie es in der Praxis funktioniert.“ Zu dem Termin haben sich auch Bundestagsabgeordnete ange kündigt.

Für den Bahnlogistik-Konzern VTG bedeutete das Jahr 2015 unter anderem den Sprung über die historisch bedeutsame Hürde von einer Milliarde Euro Umsatz. Mit genau 1,027 Milliarden Euro liegt der Konzernumsatz um 25,6 Prozent über dem Vorjahresergebnis. Das operative Ergebnis (EBITDA) verbesserte sich um 76,2 Prozent auf 336,5 Millionen Euro. „Unsere Erwartungen an die Geschäftsentwicklung haben sich im Jahr 2015 voll erfüllt“, stellte Fischer fest, dem während der Präsentation Finanzvorstand Dr. Kai Kleeberg zur Seite stand.

Zu der positiven Gesamtentwicklung trug im Berichtsjahr auch die Übernahme des Waggonvermieters AAE (Ahaus Alstätter Eisenbahn AG) Anfang 2015 maßgeblich bei. Das vergangene Jahr stand dabei auch ganz im Zeichen der Inte gration der AAE, die immerhin einen Waggonpark von knapp 30.000 Einheiten mit einbrachte. Wichtig dabei: Es handelt sich dabei im Besonderen um Tragwagen für den Transport von Containern. Fischer: „In diesem Segment waren wir vor dem Zukauf so gut wir gar nicht präsent.“ Künftig bündelt der Geschäftsbereich „Waggonvermietung“ seine Vermietungsaktivitäten in Kontinentaleuropa unter dem Namen VTG Rail Europe GmbH. Weitere Geschäftsbereiche sind die Schienenlogistik sowie die Tankcontainerlogistik. Für das laufende Jahr rechnen Fischer und Kleeberg mit „einer weiterhin guten Geschäftsentwicklung“. Der Umsatz werde sich im Spektrum von 1,03 bis 1,07 Milliarden Euro einpendeln, bei einem EBITDA zwischen 345 und 355 Millionen Euro. EHA

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