Erst vormelden, dann abholen




Der Hamburger Hafen steht beim Thema Container-Logistik vor einem folgenreichen Systemwechsel.
Mit dem 30. November verlangen die beiden großen Hafendienstleister HHLA und Eurogate für ihre Containerterminals eine zwingende Vormeldepflicht durch die Lkw-Transport- und Speditionsunternehmen, um Boxen anzuliefern oder abzuholen. Beim Marktführer HHLA arbeitet man seit 2011 an dem großen Optimierungsprojekt „Fuhre 2.0“, so dass der Stichtag nicht überraschend kommt, sondern den – vorläufigen – Abschluss eines Entwicklungsprozesses darstellt. Heinrich Goller, Direktor Betrieb bei der HHLA, sowie Bernd Mau, Programm-Manager bei der Tochtergesellschaft HPC, stellten am Dienstag die Neuerungen vor und ließen es an Klarheit nicht fehlen: „Der Stichtag ist und bleibt der 30. November.“ Wer bis dahin nicht die technischen Weichenstellungen für den Systemwechsel vollzogen habe, bleibe mit seiner Kis te eben stehen.
Die zurückliegenden Monate hätten sowohl die beiden großen Terminal-Provider als auch die verschiedenen Transportketten-Beteilig ten einen intensiven Austausch über die bevorstehende Maßnahme geführt, von der unterm Strich alle profitieren werden, so Goller. „Dank der Voranmeldung wird die Lkw-Abfertigungszeit verkürzt, die Terminals können die Lkw-Anlieferungen beziehungsweise Abholungen gleichmäßiger über den Tag verteilen, und die vorhandenen Ressourcen auf den Terminals, aber auch in der übergeordneten Straßeninfrastruktur werden besser genutzt“, legte Goller ergänzend dar. Der große Treiber hinter dem Projekt „Fuhre 2.0“ ist die Containerschifffahrt, die seit Mitte der zurückliegenden Dekade Box-Carrier mit immer höheren Transportkapazitäten in Fahrt bringt.
Die Terminals rund um den Globus würden damit fortwährend zu Spitzenbelastungen gezwungen. Goller zeigte an einer Art Muster-Frachter mit einer Stellplatzkapazität von 14.500 TEU auf, welche Mengenströme damit im Schnitt für einen Terminaldienstleister verbunden sind: „Es werden sechs Container-Feeder und drei Binnenschiffe sowie bis zu 53 Ganzzüge befüllt und mehr als 2600 Lkw-Transporte initiiert.“ Gerade beim Lkw konzentrieren sich heute die Anlieferungszeiten im Wesentlichen auf den Zeitraum 8 bis 18 Uhr. Danach falle die Kurve dramatisch ab. Um am Vormeldesystem teilnehmen zu können, müssen die Trucking- und Speditionsunternehmen die technischen Vor aussetzungen schaffen. Ein entscheidendes Glied dieser Handlungskette ist die sogenannten „Datenschnittstelle TR02“, die es zwar schon seit den 1990er Jahren gibt, die allerdings heute „grundlegend überarbeitet“ wurde. Mit ihr ist der Name „Dakosy“ engs tens verwoben. Im Wesentlichen sei mit der neuen Version die Kommunikation zwischen den Fuhrunternehmen und den Terminals deutlich verbessert worden, legte Programm-Manager Bernd Mau dar. Und das sind die Vorteile: Lkw-Fahrer und die Transportbetriebe haben die Möglichkeit, die containerbezogenen Transportdaten mit den Terminals auszutauschen. Das Unternehmen übermittelt durch eine sogenannte Statusanfrage alle notwendigen Transport- und Containerdaten. Sie werden durch die Terminals geprüft.
Zugleich checkt der Terminaldienstleister, ob die Box angeliefert oder abgeholt werden kann. Nach einem einfachen „Ampel sys tem“ erfährt der Transportbetrieb, wie er sich zu verhalten hat, frei nach dem Motto: „Grün“, Transport ist ausführbar, „Gelb“, der Transport kann noch nicht durchgeführt werden, eine Statusänderung wird automatisch mitgeteilt, oder „Rot“, der Transport ist nicht ausführbar, weil zum Beispiel wichtige Daten fehlerhaft oder unvollständig sind. Bislang führen solche Unklarheiten immer wieder zu nerven- und zeitraubenden Aktionen auf dem Terminal oder verursachen unnötige Leerfahrten. Wenn die Box-Operation durchgeführt werden soll, bekommt der Fahrer eine „Tourenplannummer“, die er bei Ankunft am Terminal bereithalten muss. Mau: „Nur dann kann der Auftrag auch bearbeitet und abgeschlossen werden.“ Damit die Systemneuerung ein Erfolg wird, stehen den Unternehmen verschiedene Informationsquellen zur Verfügung, allen voran das Internet. Zwei Adressen seien genant: www.hhla.de/trucker-info oder www.truckgate.de.
Mit der elektronischen Vormeldung ist es nicht getan. Das nächste große Etappenziel lautet für Goller: „Ein fest gebuchtes Zeitfenster, innerhalb dessen der Container per Truck angeliefert oder abgeholt wird.“ Läuft alles nach Plan, soll dies bis Mitte 2017 umgesetzt werden. EHA