EU droht digitale Kleinstaaterei

Soll eigentlich für Transparenz sorgen: das NSW. Die maritime Branche ist sehr unzufrieden, Foto: Arndt
Deutschland droht eine Blamage auf internationalem Parkett im Zusammenhang mit der Einführung des „National Single Window“ (NSW).
Das befüchten Schifffahrtsexperten vor dem Hintergrund eines aktuellen Schreibens aus dem Kieler Verkehrs- und Wirtschaftsministerium, das dem THB vorliegt. Eigentlich sollten mit dem 1. Juni die Schiffsanläufe in den Häfen der EU nur noch auf elektronischem Wege erfolgen und damit die EU-Melderichtlinie 2010/65/EU umsetzen.
Knapp zehn Tage vor dem Stichdatum steht jedoch fest: Von einer Einheitlichkeit innerhalb der Staatengemeinschaft kann keine Rede sein. Zuletzt ließ Schweden wissen, dann man sich nicht an das Datum gebunden fühle, weil verschiedene technische Aspekte noch nicht zufriedenstellend abgearbeitet seien. Doch auch innerhalb Deutschlands gibt es Verzögerungen, weil technische Voraussetzungen noch nicht bestehen. So lässt Schleswig-Holstein auch nach dem 1. Juni die Meldung auf konventionellem Wege zu. Es soll ein „Übergangszeitraum“ bis zum Jahresende eingeräumt werden. Danach soll dann nur noch die elektronische Meldung möglich sein.
Beim Zentralverband Deutscher Schiffsmakler (ZVDS) in Hamburg wies man gegenüber dem THB darauf hin, dass die eigentlich zur Einführung in das NSW einzurichtende Homepage immer noch nicht funktioniere. ZVDS-Geschäftsführer Dr. Alexander Geisler ist mit der Entwicklung überhaupt nicht zufrieden. Europa drohe beim Thema NSW so etwas wie eine „digitale Kleinstaaterei“, die zulasten der Schifffahrtsbranche gehe. EHA