NATO nutzt Hafen Kiel als Logistik-Hub

Intermodale Logistik-Operation: Per Bahn angeliefert, gelangt das Militärgut direkt aufs Schiff (Fotos: Behling)

Eröffnet Kiel viele Umschlagmöglichkeiten: der Ostuferhafen
Dem Kieler Hafen wächst eine Sonderrolle als Logistik-Drehscheibe für Militärmaterial zu, das im Zuge der neuen NATO-Ostpolitik in den baltischen Staaten sowie Polen benötigt wird.
Anlieferungs-, Zwischenlagerungs- und zentraler Umschlagpunkt ist dabei der verkehrstechnisch sehr gut erschlossene und zudem mit modernem Umschlaggerät gut ausgerüstete Ostuferhafen.
Mehrere Hundert Ladungseinheiten werden dabei auf dem Schienenweg direkt angeliefert, umgeschlagen und auf RoPax-Fähren verladen. Hier spielt die dänische Reederei DFDS als zentraler Carrier eine entscheidende Rolle. Ihre Frachter „Athena Seaways“ (Baujahr: 2007, Lademeter: 2490 Meter) sowie „Victoria Seaways“ (Baujahr: 2009, Lademeter: 2490 Meter) transportieren das Militärgerät in den litauischen Hafen Klaipeda (Memel). Von dort aus erfolgt eine Weiterleitung des Materials.
Es handelt sich dabei um Militärgut von Heereseinheiten der US Army, konkret um Schützenpanzer, Artillerie, Lastwagen, Sanitätsfahrzeuge und auch Container des 2. US-Kavallerieregiments. Das Heeresgut wird im Rahmen der „Operation Atlantic Resolve“ in Litauen, Lettland und Estland eingesetzt. Die Ausrüstung stammt dabei unter anderem aus US-Stützpunkten in Süddeutschland.
Spezialgeräte
Für den Umschlag im Seehafen Kiel stehen verschiedene Spezialgeräte zur Verfügung, darunter auch der erst wenige Jahre alte RTG. Hier erfolgt mit dem neuen Portalkran des Seehafens am Kombiterminal die Umladung der Fahrzeuge auf Mafi-Trailer. Diese werden dann mittels Tugmastern in die Ladedecks der Fähren bewegt.
Die Abwicklung der Transporte erfolgt durch deutsche Unternehmen im Auftrag des US-Militärs. Den Seetransport übernimmt die Reederei DFDS.
Transportiert werden die Militärfahrzeuge inzwischen in beide Richtungen, da es sich um rotierende Verbände handelt. In festgelegten Abständen werden US-Truppen wieder abgezogen und durch neue Einheiten ersetzt. So will es die NATO.
Abschreckung im Osten
Im Frühjahr hatte die US-Regierung den osteuropäischen NATO-Staaten die Stationierung einer zusätzlichen Brigade in Osteuropa zugesichert, um eine glaubwürdige Abschreckung zu betreiben. Die Annexion der Krim durch Russland hat das Sicherheitsbedürfnis der neuen NATO-Partner und direkten Nachbarn zu Russland nachhaltig befördert.
Im Zuge dieser Präsenz sollen im Laufe des nächsten Jahres bis zu 4500 Soldaten, 250 Panzer und mehr als 1700 weitere Radfahrzeuge über den Atlantik verlegt und in den osteuropäischen Staaten stationiert werden.
Damit haben die Fähren ab Kiel auch im nächsten Jahr neben Lastwagen und Touristen eine militärische Komponente bei der Auslastung.
Ausbau des Ostuferhafens
Aktuell wird der zur Mitte der 1990er-Jahre in Betrieb genommene und seitdem schrittweise erweiterte Ostuferhafen erneut ausgebaut. Auslöser dafür ist das zuvor in Lübeck konzentrierte Forstproduktengeschäft für die schwedische SCA-Gruppe und das Iggesund Paperboard. Dazu werden unter anderem neue Lager- und Umschlaghallen benötigt.
Die Hallen haben eine Gesamtfläche von etwa 32.000 Quadratmetern und erhöhen die bisherige Lagerkapazität des Hafens um zwei Drittel. In den beiden neuen Hafenschuppen Nr. 8 und 10 wird das Neugeschäft konzen triert, während die Halle Nr. 6 den Hafenkunden als Lager für russisches Schnittholz zur Verfügung steht. Die Baukosten belaufen sich auf insgesamt 17,5 Millionen Euro und werden von der Seehafen Kiel GmbH getragen. FB/EHA