NOK zeitweise voll gesperrt

Verkehrsaufkommen: Den NOK befuhren 2014 rund 32 600 Schiffe. Die Steuerung erfolgt mit Lotsen und IT, Foto: Behling
Störungen an den Schleusen des Nord-Ostsee-Kanals (NOK) in Brunsbüttel oder Kiel-Holtenau treten seit einigen Jahren in regelmäßigen Abständen auf, zuletzt aufgrund verschiedener Schiffshavarien. Doch auch der Ausfall von „IT“ kann die Abläufe behindern.
So geschehen in der Nacht von Sonn- auf Montag: Gegen 21 Uhr war in Brunsbüttel das Verkehrssicherungssystem für den Kanal zusammengebrochen. Dieses System ist für die Koordination und Überwachung des gesamten Schiffsverkehrs zwischen Kiel und Brunsbüttel zuständig.
Der erste Eingriff bestand darin, das Einschleusen der Schiffe in den Kanal zu stoppen. Die Mitarbeiter der Revierzentrale in Brunsbüttel mussten daraufhin die auf der Bundeswasserstraße befindlichen Schiffe ohne digitale Hilfsmittel über Funk beraten und zu den jeweiligen Schleusen geleiten. Wie das Wasser- und Schifffahrtsamt (WSA) Brunsbüttel am Montagmorgen mitteilte, sei es den für die Schadensermittlung und -behebung herbeigerufenen Technikern gegen 2.30 Uhr gelungen, den Systemfehler zu finden. Kurz danach sei der Verkehr wieder in vollem Umfang angelaufen, so das WSA. Die Behinderungen hatten zu Wartezeiten vor den Schleusen geführt. So musste in der Elbe zum Beispiel das deutsche U-Boot „U 34“ mehrere Stunden warten, bis es mit anderen Schiffen eingeschleust werden konnte.
Der gesamte Schiffsverkehr im Nord-Ostsee-Kanal wird seit 2006 über ein Verkehrssicherungssystem geleitet. Das erfolgt über eine „Nautische Zentrale“, die in Brunsbüttel beheimatet ist. Für die Steuerung des Schiffsverkehrs war eine komplexe Software mit einem neuartigen Verkehrssicherungssystem NOK (VSS) entwickelt worden. Diese Software wertet die Signale der Schiffe aus und berechnet die optimale Passage und Begegnung in den Ausweichstellen des Kanals. Bis zur Einführung des VSS gab es zwei Zentralen, und zwar eine in Kiel und die andere in Brunsbüttel.
Die genaue Ursache für den Systemabsturz steht offiziell noch nicht fest. Eine denkbare Erklärung: Zum Zeitpunkt der Systemstörung gab es in Schleswig-Holstein zum Teil heftige Unwetter mit Gewittern, Sturm und kräftigem Regen.
Dieses Unwetter sorgte in weiten Teilen des Bundesgebietes für Schäden im Bereich der Verkehrsinfrastruktur. So wurde der Bahnverkehr wegen Oberleitungsschäden oder umgestürzter Bäume teils erheblich behindert. Noch bis Montagmittag war der Zugverkehr auf der wichtigen Ost-West-Verbindung Berlin–Wolfsburg–Hannover gestört und mit Verspätungen oder Ausfällen belastet.
In Thüringen kippte eine Windböe auf der A4 nahe Mellingen einen Lastwagen um. Das Führerhaus hing über einer Brücke und drohte in die Tiefe zu stürzen. Der Fahrer wurde gerettet. Das Unwetter legte auch den Flugverkehr auf den Airports Berlin-Tegel und Schönefeld teilweise lahm. FB/EHA/dpa