Vom Diskussions- zum Präsentationsforum

Die Diskussionsteilnehmer der 10. NMK waren sich in den wesentlichen Punkten einig, Foto: Fabarius
Die Nationale Maritime Konferenz (NMK) hat endgültig einen Wandel vollzogen: weg von kontroversen Debatten, hin zu abgestimmten Statements.
Ein Kommentar von Wolfhart Fabarius
Das einstige Diskussionsforum hat sich zu einem Präsentationsforum entwickelt. Natürlich waren auch in früheren Jahren die Plädoyers im Vorfeld formuliert. Aber dann gab es doch immer noch die verschiedenen Workshops etwa für Reedereien, Schiffbauer und Häfen. Und da ging es teilweise durchaus zur Sache.
Die 1. NMK im Juni 2000 ging nicht zuletzt auf eine Initiative des damaligen Bundeskanzlers Gerhard Schröder zurück. Auf der 2. NMK im November 2001 in Rostock-Warnemünde kamen die Workshops neu ins Spiel. Das Machtwort Kanzler Schröders auf der 3. NMK im Mai 2003 in Lübeck sorgte dafür, dass die damals auf dem Prüfstand stehende Tonnagesteuer beibehalten und gefestigt wurde. Ab der 4. NMK in Bremen im Januar 2005 bekam die Offshore-Windenergie ein eigenes Panel. Im Dezember 2006 in Hamburg, als bei der 5. Konferenz erstmals Angela Merkel eine NMK eröffnete, standen die Reeder arg in der Kritik der Politik, weil trotz Boomphase kräftig ausgeflaggt wurde und die versprochene Zahl von Schiffen unter deutscher Flagge verfehlt wurde. Da wurde Tacheles geredet und insbesondere die Reeder mussten mehr Zuverlässigkeit geloben. Es dauerte dann mehr als zwei Jahre, ehe die Protagonisten wieder zu einer NMK zusammenkamen, zur 6. Auflage im März 2009 in Rostock.
Der Wind pfiff durch die Planen des kleinen Zeltdorfs, das im Mai 2011 auf dem soeben fertig gewordenen Jade WeserPort in Wilhelmshaven für die 7. NMK installiert worden war. Erneut wurde heiß über Subventionen gestritten, die Regierung griff zu Kürzungen von Beihilfen, um einmal mehr die Reeder zu ermahnen. Dann die Kehrtwende: Auf der 8. NMK im April 2013 in Kiel blieben die Akteure der Branche unter sich, die Presse wurde bei den Workshops ausgesperrt.
Seit der 9. NMK im Oktober 2015 in Bremerhaven wird Einigkeit demonstriert, mediale Aufmerksamkeit stärker denn je gewünscht, um maritime Themen in der öffentlichen Wahrnehmung stärker zu verankern. Seit 2015 gibt es im Vorfeld der großen Konferenzen vorbereitende Branchenforen, die zumindest 2015 wesentlich mehr Raum einnahmen als die spätere NMK selbst. Allerdings gab es damals auch viel auf den Weg zu bringen, insbesondere den Bundesverkehrswegeplan und das Nationale Hafenkonzept, dazu weitere Vergünstigungen für die Reeder.
Jetzt, bei der 10. Konferenz in Hamburg, waren alle auf das eine Thema fokussiert: Digitalisierung. Entscheidender Streitpunkt: Geht der Fortschritt zulasten der Beschäftigten? Der Streit wurde diesmal auf der Straße ausgetragen, in Form von Demonstrationen. Und drinnen? Da durften die Akteure der Reihe nach mitteilen, was sie bereits getan haben, um bei den Zukunftsthemen vorn dabei zu sein. Die Leistungen und Verdienste einzelner Akteure sind unbestritten. Wenn jedoch keine Impulse für konkrete Umsetzungen über das hinausgehend kommen, was bereits vorher feststand, geht die Diskussion an dem vorbei, was ein fachkundiges Publikum wie das der Nationalen Maritimen Konferenz erwarten darf.
Die Unterzeichnung des Positionspapiers für die Digitalisierung als Ergänzung zur Maritimen Agenda 2025 war allerdings ein strategisch kluger Schachzug. Schließlich hatten sich einzelne Interessensvertreter im Vorfeld nach eigenem Bekunden schwer getan, das gedruckte, nicht digitale Papier zu unterschreiben. Doch nun durften alle Unterzeichner einzeln die Bühne betreten, ihre Statements abgeben, unterschreiben und für das Gruppenfoto Einigkeit demonstrieren.
Schon vor der Konferenz war zu den entscheidenden Themen alles gesagt worden, aber noch nicht von jedem. Das wurde jetzt nachgeholt.