150 Jahre mutiger Einsatz für die Schifffahrt

An der Einsatztechnik hat sich in 150 Jahren vieles geändert, Fotos: DGzRS

Stimmungsvolle Taufe der „Henrich Wuppesahl“ mit Bundespräsident Gauck auf dem Marktplatz in Bremen

Bei jedem Wetter sind die Seenotretter im Einsatz
Nach der Gründung der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffsbrüchiger (DGzRS) 1865 in Kiel waren die Seenotretter zunächst mit offenen Ruderbooten unterwegs, um Schiffbrüchige zu retten. Heute, 150 Jahre später, können sie auf moderne Schiffstechnik vertrauen und auf eine beeindruckende Bilanz zurückblicken: Mehr als 82.000 Schiffbrüchige verdanken ihnen in dieser Zeit ihr Leben, allein 768 Menschen in 2014.
Etwa 2000-mal sind die fast 1000 Seenotretter pro Jahr an der deutschen Nord- und Ostsee im Einsatz – und zwar bei jedem Wetter, rund um die Uhr. Die meisten von ihnen, mehr als 800, sind ehrenamtlich tätig. Nur etwa 180 Seenotretter sind bei der DGzRS fest angestellt. Doch egal, ob ehrenamtlich oder fest angestellt, sie riskieren jeden Tag ihr Leben bei maritimen Such- und Rettungseinsätzen. Und das nicht ohne Folgen: In der 150-jährigen Geschichte der Gesellschaft sind 45 Seenotretter auf See ums Leben gekommen. Den letzten Todesfall eines Mitarbeiters im Einsatz hatte die DGzRS allerdings vor 20 Jahren zu beklagen.
„Unsere Besatzungsmitglieder unterstützen uns aus dem Antrieb heraus, etwas Gutes tun zu wollen – und zwar für eine unabhängige, eigenständige Organisation und nicht für den anonymen Staat“, sagt Christian Stipeldey, Pressesprecher des DGzRS. „Viele von ihnen kennen uns zudem seit Jahren, da sie an der Küste groß geworden sind.“
Während die Seenotretter sich in den Anfangsjahren noch mit reiner Muskelkraft der tosenden See entgegenstellten, fahren sie heute mit 20 hochmodernen Seenotrettungskreuzern mit Tochterboot sowie mit 40 kleineren Seenotrettungsbooten auf das Meer hinaus. Die beiden jüngsten Mitglieder der Flotte sind die 10,1 Meter lange „Henrich Wuppesahl“, die am 29. Mai bei den Feierlichkeiten zum 150. Geburtstag von Daniela Schadt, der Lebensgefährtin von Bundespräsident Joachim Gauck, in Bremen getauft wurde, und die „Ernst Meier-Hedde“. Als Taufpatin des 28 Meter langen Seenotrettungskreuzers fungierte am gleichen Tag in Bremerhaven Karin Fahrenschon, Gattin von Georg Fahrenschon, Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes und Hauptsponsor der Jubiläumsveranstaltungen. Wie alle Schiffe der DGzRS-Flotte sind die beiden Neubauten so genannte Selbstaufrichter und können entsprechend problemlos eine „Eskimorolle“ absolvieren. „Trotz aller Technik, im Mittelpunkt unserer Arbeit steht heute wie damals der Mensch“, so Stipeldey. „Sein Können, sein Wissen und seine Einsatzbereitschaft sind die wichtigsten Grundlagen dafür, dass die DGzRS ihre selbstgewählte Aufgabe effizient erfüllen kann.“
In Zukunft steht die DGzRS allerdings vor großen Herausforderungen. Denn der Seeverkehr an der Nord- und Ostsee nimmt weiter zu, das gilt sowohl für die Berufs- als auch für die Freizeitschifffahrt. Und auch die Auswirkungen des Klimawandels kann niemand verlässlich vorhersagen. So ist es nicht unwahrscheinlich, dass es die Besatzungen zukünftig mit häufigeren und intensiveren Schlechtwetterperioden – und damit mit vermehrten Einsätzen – zu tun haben werden.
„In den vergangenen Jahren hat sich die Zahl der Einsätze auf einem kon stant hohen Niveau von jährlich rund 2000 eingependelt, mal leicht darüber, mal leicht darunter“, erläutert Stipeldey. Auch in Anbetracht dieser Entwicklung müssen in den kommenden Jahren sechs Seenotrettungskreuzer der 27,5-Meter-Klasse durch leistungsfähige Neubauten ersetzt werden. Dabei ist die DGzRS, die sich ausschließlich durch freiwillige Zuwendungen und ohne jegliche staatlich-öffentliche Mittel finanziert, weiter auf Spenden angewiesen. Dementsprechend appellierte Gauck, der selbst aus einer Seefahrerfamilie stammt und Schirmherr der DGzRS ist, bei den Geburtstagsfeierlichkeiten in Bremen: „Die noble Idee der Seenotrettung, der mutige Einsatz der Rettungsmannschaften und der Bürgersinn aller Helfer und Förderer sind nicht nur Pfeiler des Seenotrettungsdienstes, sie sind Inspiration für uns alle.“