2. Chance für Fregatte „Bremen“

Ein solcher Vorgang verdient das Adjektiv „historisch“: Die bundeseigene Verwertungsgesellschaft Vebeg mit Sitz in Frankfurt/Main hat aufgrund der Covid-19-Seuche bis auf Weiteres alle Vermarktungsaktivitäten eingestellt.

Eine entsprechende THB-Information bestätigte Vebeg-Geschäftsführungsmitglied Oliver Jasper auf Anfrage. „Seit Gründung dieser Einrichtung im 1951 hat es das noch nie gegeben“, führte Jasper weiter aus. Auf der Startseite der Gesellschaft findet sich unter anderem dieser Hinweis: „Sehr geehrte Kunden, Käufer und Auftraggeber, die Covid-19-Pandemie hat bei der Vebeg zu unvermeidbaren Leistungsstörungen geführt. Wir sehen uns deshalb gezwungen, unsere Geschäftstätigkeit derzeit ruhen zu lassen.“

In der Praxis bedeutet das, dass alles derzeit laufenden Versteigerungs-Angebote auf null gefahren, das heißt ausgesetzt werden. Zur Verdeutlichung: Die Vebeg vermarktet neben Schiffen und Booten sowie weiteren Wasserfahrzeugen auch Flugzeuge, Bekleidung und Wertstoffe, Fahrzeuge aller Art sowie Technik aller Art. Die Nachfrage kommt aus dem In- und Ausland.

Der Auktionsstopp hat viele praktische Gründe, zwei seien beispielhaft genannt: Weil der Reiseverkehr generell praktisch zum Erliegen gekommen ist, können Interessenten gerade große Objekte, etwa Schiffe oder Flugzeuge, nicht mehr persönlich besichtigen und für sich begutachten. Oder: Durch die Zutrittsbeschränkungen dürften derzeit zum Beispiel militärische Anlagen durch Dritte nicht mehr betreten werden.

Eines besonderen Interesses erfreut sich die Vermarktung von Booten und Schiffen. Dazu gehören zum Beispiel Fahrzeuge der Wasserstraßenverwaltung des Bundes oder aus den Bundesländern, ausgemusterte Einsatzboote der Länder- oder Bundespolizei, ehemalige Feuerlöschboote oder vollständig demilitarisierte, ehemalige Boote und/oder Schiffe der Deutschen Marine.

Gerade für solche Plattformen gelten besondere Sicherheitsauflagen. Und auch nach der Veräußerung müssen die Käufer sehr genau nachweisen, wie etwa ein ehemaliges, zum Verschrotten bestimmtes Marinefahrzeug auch fachgerecht entsorgt wurde.

Ehemalige Marinefahrzeuge sind in der Regel vor allem aufgrund des damit verbundenen Stahl- und Buntmetallschrotts von Wert. „Wir haben sehr viele Kunden aus der Türkei“, berichtete Jasper. Dabei handelt es sich vor allem um die in der Türkei stark vertretenen Abwrackwerften. Für ein lebhaftes Interesse, übrigens auch in den allgemeinen Medien, sorgte 2019 die Vermarktung des ehemaligen U-Bootes U 25 der Deutschen Marine aus dem Jahr 1973. Das Unterwasserfahrzeug war deshalb besonders interessant, weil im U-Boot ein besonders hochwertiger Spezialstahl verarbeitet wurde. Auch wenn sich die Vebeg bei den Auktionen generell in eisernes Schweigen hüllt, Wochen nach dem erfolgreichen Abschluss der Auktion wurde bekannt: Das U-Boot bescherte dem Bund über die Vebeg rund 400.000 Euro.

Auch aktuell hatte die Verwertungsgesellschaft einen maritimen Edelstein im Angebot: die ehemalige Fregatte „Bremen“ der Deutschen Marine, zugleich Typschiff der erfolgreichen Klasse 122 („Bremen“-Klasse). Acht Einheiten wurden von diesem Typ für die Flotte gebaut. Letztes noch im Einsatz befindliches Schiff ist die „Lübeck“ (F 214). Die „Bremen“-Auktion hätte normalerweise bis zum 16. April um 13 Uhr gedauert. Doch das ist nun Geschichte.

Wann die Vebeg ihren Betrieb wieder aufnehmen kann, steht für Jasper und seine über 50 weiteren Kollegen derzeit in den Sternen. Nur das ist klar: Hier wird der Takt durch die Bundesregierung vorgegeben. Sie entscheidet offiziell darüber, wann in Deutschland wieder ein „normales“ Leben aufgenommen werden kann. EHA

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