Brisanter Gas-Streit in der Ägäis

Im östlichen Mittelmeer wächst die Gefahr eines bewaffneten Konflikts zwischen den beiden Nato-Partnern Griechenland und der Türkei aufgrund der Streitigkeiten über Erdgasvorkommen, die die beiden Nachbarstaaten und Mittelmeer-Anrainer für sich beanspruchen.

Die Auseinandersetzungen über die Vorkommen, die seitens der Türkei systematisch mit Spezialschiffen erforscht werden, dauern jetzt bereits mehrere Monate. Eine wichtige Rolle spielt dabei auch das staatliche Explorationsschiff „Oruç Reis“ (IMO 9675470). Es wurde 2017 gebaut

Die Türkei hatte am Wochenende Griechenland für den Fall einer Ausdehnung seiner Territorialgewässer in der Ägäis offen mit einer militärischen Auseinandersetzung gedroht. „Wenn das kein Kriegsgrund ist, was denn sonst?“, erklärte Vizepräsident Fuat Oktay der staatlichen Nachrichtenagentur Anadolu.

Die Regierung des EU-Mitglieds Griechenland wies die Äußerungen eines Spitzenmitglieds der türkischen Regierung als „Größenwahn“ zurück. Der griechische Energieminister Kostis Chatzidakis sagte am Sonntag im Sender Skai, die Türkei betreibe mit Kriegsdrohungen eine Politik wie im 19. Jahrhundert. Damals bestand noch das Osmanische Reich.

Ankara reagierte mit seinen Drohungen auf die Ankündigung Griechenlands vom Mittwoch vergangener Woche, seine Hoheitszone im – Italien zugewandten – Ionischen Meer von sechs auf zwölf Seemeilen auszudehnen. Über ein solches Vorhaben auch in der Ägäis sprach der griechische Regierungschef Kyriakos Mitsotakis nicht. Athen will Ankara mit der begrenzten Ausdehnung nur im Westen des Mittelmeers nicht provozieren.

Deutschland, das derzeit zudem den EU-Ratsvorsitz bekleidet, ist intensiv darum bemüht, zwischen Athen und Ankara zu vermitteln.

Die französische Regierung fordert zwar ebenfalls, die Probleme am Verhandlungstisch zu lösen. Auf der anderen Seite zeigt Paris offen Sympathien für Griechenland. Präsident Emmanuel Macron kündigte kürzlich an, dass Frankreich seine Streitkräftepräsenz im östlichen Mittelmeer verstärken werde.

Auch Deutschland ist in dem kritischen Seeraum aktuell mit eigenen Marinekräften präsent. Allerdings handelt es sich dabei um Einheiten, die im Rahmen von UN- beziehungsweise EU-Operationen im Einsatz sind. So wirkt die Korvette „Ludwigshafen am Rhein“ (F264) im Rahmen von Unifil mit und stützt sich auf einen Stützpunkt in Limassol auf Zypern ab.

Die Fregatte „Hamburg“ (F220) verließ in der vergangen Woche ihren Heimathafen an der Jade, um ins östliche Mittelmeer zu verlegen. Hier wird sie im Rahmen der EU-Mission „Irini“ mitwirken und dabei sowohl mit Einheiten der griechischen als auch türkischen Marine beziehungsweise Küstenwache zusammenarbeiten. Ihre Hauptaufgabe besteht darin, das UN-Waffenembargo gegen Libyen zu überwachen.

Die Seestreitkräfte Griechenlands und der Türkei sind im Vergleich etwa zur Deutschen Marine groß. Dabei verfügen beide Flotten über ein breites Spektrum an unterschiedlichen Über- und Unterwasser-Kampfschiffen. Die griechische Marine setzt beispielsweise auch eine Reihe von U-Booten aus deutscher Fertigung ein.

Unabhängig von dem aktuell wieder schwelenden Erdgas-Konflikt demonstriert Ankara in der Region seine Stärke. Als am 4. August eine heftigen Explosion die libanesische Hafen- und Hauptstadt Beirut verwüstete, gehörte die Türkei zu den ersten, die vor Ort Flagge zeigten und ihre Unterstützung zusagten. So bot sich Ankara an, beim Wiederaufbau des Hafens zu helfen und zwischenzeitlich seinen Hafen Mersin für die Versorgung des Libanon verstärkt zur Verfügung zu stellen. EHA/dpa

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