BSH entdeckt 1849 gesunkenen Raddampfer

Sensationeller Fund auf dem Grund der Ostsee: Nach einem Hinweis dänischer Kollegen auf eine Anomalität auf dem Meeresboden und der Auswertung von Kapitänsberichten zu einer Havarie aus dem Jahr 1849 in dem Bereich hat die Besatzung des Vermessungs-, Wracksuch- und Forschungsschiffes „Deneb“ (IMO 9079470) des Bundesamts für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) das bisher unentdeckte Wrack des Schaufelraddampfers „Friedrich Franz II“ in der Kadetrinne gefunden.

„Das ist eine absolute Seltenheit, was wir da entdeckt haben“, berichtet Andreas Thies, der Kapitän der „Deneb“. Die Hinweise aus Dänemark wurden zunächst in eine Datenbank aufgenommen und sollten später bearbeitet werden. Dann meldete sich ein Archäologe beim BSH und fragte, ob Informationen zu der „Friedrich Franz II“ vorliegen würden. Doch das war negativ. Thies: „Wir konnten dann von dem Archäologen vorgelegte Kapitänsberichte auswerten. Und der Ort der Havarie passte zu dem Bereich, an dem die Dänen etwas am Grund festgestellt hatten.“ Daraufhin lief die „Deneb“ aus und setzte ihr Seitensichtsonar ein. „Schon die ersten Bilder waren sensationell. Man konnte direkt noch die Schaufelräder erkennen“, so Thies.

Die 1847 auf der Werft „Smith & Rodger, Govan Middleton Yard“ in Glasgow gebaute 40 Meter lange „Friedrich Franz II“ war am 22. Juli 1849 nach der Havarie mit dem Schaufelraddampfer „Lübeck“ gesunken. Es war die erste Fahrt nach der Übernahme der Einheit durch die Mecklenburgische Dampfschifffahrtsgesellschaft auf der Ostsee. Ziel war Kopenhagen. Doch nachts kam es zu dem Zusammenstoß, bei dem die Backbordseite kurz hinter dem Schaufelradkasten aufgerissen wurde. Zwei Menschen an Bord starben, die anderen konnte die „Lübeck“ aufnehmen. Die „Friedrich Franz II“ versank nach 45 Minuten.

Die „Friedrich Franz II“, benannt nach dem Großherzog von Mecklenburg (1823–1863), war eines der ersten Schiffe, das ganz aus Eisen gebaut wurde. Technik und Ausstattung hatten damals Maßstäbe gesetzt. Die Untersuchung mit Seitensichtsonar, Fächerecholot, Tauchgängen und ROV-Einsätzen zeigte, dass der in 27 Metern Tiefe liegende Rumpf des 40 Meter langen Schiffes auch nach 171 Jahren unter Wasser noch vollständig erhalten ist. Wegen der besonderen archäologischen Bedeutung des Wracks unterrichtete das BSH die Landesarchäologie über den Fund. Eine umfangreiche photogrammetrische Dokumentation des Wracks, um den Zustand zu erfassen und ein Modell zu erstellen, ist dort in Vorbereitung.

Für den Archäologen Dr. Maik-Jens Springmann ist der Fund die Krönung seiner Forschungsarbeit „Die Postschiffsverbindung von Wismar nach Kopenhagen 1848–1862 und ihre Dampfer“. „Leider gibt es keine Darstellungen, die die ‚Friedrich Franz II‘ früher zeigen“, sagt er. „Segelschiffe segeln seit Jahrtausenden, Schaufelraddampfer fuhren auf dem Meer nicht einmal ein halbes Jahrhundert. Insofern ist das tatsächlich im Ostseeraum ein einmaliger Fund“, erklärt der Archäologe dem THB. Ähnlich beschreibt es auch Kapitän Thies. tja

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