Deutsche Marine erwartet ihre „Gorch Fock“

Für uns geht es vorerst darum, sowohl die bereits laufenden als auch die geplanten Projekte voranzutreiben und erfolgreich zum Abschluss zu bringen.“ Das ist eine der Botschaften, die der Inspekteur der Marine, Vizeadmiral Andreas Krause, kurz vor Weihnachten 2020 an die Angehörigen der kleinsten Teilstreitkraft der Bundeswehr gerichtet hatte.

Zu den „laufenden Projekten“ gehört dabei auch die Wiederindienststellung des Ausbildungsschiffs der Deutschen Marine, der Dreimastbark „Gorch Fock“. Sie wird nach derzeitigem Sachstand zur Jahresmitte 2021 in der Flotte zurückerwartet.

Die „Gorch Fock“ ist dabei alles andere als nur eine Plattform. Sie ist das Schiff, das in den zurückliegenden fünfeinhalb Jahren regelmäßig für Negativ-Schlagzeilen sorgte – zum großen Leidwesen auch und gerade der Marine. Der Hauptgrund: Die Kostenexplosion bei der Grundinstandsetzung der 1958 bei Blohm + Voss in Hamburg gebauten Dreimastbark.

„Die Instandsetzung verläuft aktuell planmäßig, so dass nach derzeitiger Bewertung die Fertigstellung bis zum 31. Mai 2021 erfolgen wird“, heißt es jetzt im Bundesverteidigungsministerium in Berlin auf die Frage nach dem aktuellen Sachstand rund um das Schiff, das sich seit dem Frühjahr 2020 physisch auf den Anlagen der Lürssen-Werft-Gruppe im niedersächsischen Berne befindet.

Derzeit erfolge der Innenausbau, heißt es dazu bei der Bundeswehr. Die Masten erhielten die Takelage. Erste technische Anlagen im Schiff würden in Betrieb genommen. Was wegen der Gerüsthalle über der Bark von außen nicht zu sehen ist: Seit einigen Wochen hat der Stahlrumpf seine weiße Farbe wieder. Dieser das äußere Erscheinungsbild so prägende weiße Farbanstrich war denn auch die Inspiration für das Gorch-Fock-Lied, das der ehemalige Kommandant des Schiffes, Kapitän zur See Hans Freiherr von Stackelberg in den 1960er-Jahren komponiert hatte. In dem markanten Refrain heißt es unter anderem: „Weiß ist das Schiff, das wir lieben, weiß seine Segel, die sich bläh‘n.“

Bevor dieses Weiß auf die Stahlplatten des Schulschiffes aufgetragen werden konnte, dominierte der graugrüne Grundanstrich. Ziel sei es nun, dass die „Gorch Fock“ im März das Dock verlasse und wieder ihrem Element übergeben wird, heißt es bei der Bundeswehr weiter.

Die mittelständische Werften-Gruppe hatte sich in den zurückliegenden Monaten in Sachen „Gorch Fock“ vorzugsweise schmallippig verhalten. Immerhin räumte sie ein, dass die Instandsetzung „auch für uns eine besondere Herausforderung“ ist, gab Geschäftsführer Tim Werner zu Protokoll.

Das Arbeiten an der Takelage und der mechanischen Ruderanlage seien für die Werft-Mitarbeiter eben nicht alltäglich. „Zugleich hat dieser Auftrag eine emotionale Komponente: Wir alle auf der Werft kennen die Bedeutung dieses Segelschulschiffes für die Deutsche Marine.“

Zu einem größeren Medienthema wurde die „Gorch Fock“ nochmals im Spätherbst 2020, als Naturschützer dem Bund vorgeworfen hatten, dass das für die Neubeplankung des Hauptdecks verarbeitete, aus Indonesien stammende Teakholz aus illegalen Quellen stammte. In der Folge wurde beim Verwaltungsgericht Köln darauf geklagt, den Einbau des Hartholzes zu stoppen. Eine Entscheidung steht noch aus. Zwei Instanzen sahen in Eilbeschlüssen vom vergangenen Dezember aber keinen Anlass für einen Baustopp.

„Die Vorwürfe richten sich gegen den Holzimporteur und die Importzulassung durch die Bundesanstalt für Ernährung und Landwirtschaft (BLE), die für die Bewertung der Legalität von Holzimporten zuständig ist“, führt indes der Bundeswehrsprecher in Berlin dazu aus.

Zu dem Ärger, der indes noch auf Jahre hinweg Juristen und Gerichte beschäftigen wird, gehört jedoch die Klärung der Umstände um die dramatische Kostenexplosion rund um die Sanierung der Bark. So ermittelt die Staatsanwaltschaft Osnabrück gegen zwei frühere Vorstände der im Zuge des „Gorch Fock“-Dramas in die Insolvenz gegangene und später durch Lürssen übernommenen Elsflether Werft.

Ebenfalls im Visier der Staatsanwaltschaft sind Mitarbeiter aus der Marineverwaltung, die mit der „Gorch Fock“-Auftragsvergabe befasst waren. Es gehört zu den verschiedenen Besonderheiten, dass die Elsflether Werft über Jahre hinweg so etwas wie die „Hauswerft“ für das Segelschulschiff.

Den deutschen Steuerzahler wird die Grundsanierung der „Gorch Fock“ am Ende rund 135 Millionen Euro gekostet haben. Geplant waren einmal rund 10 Millionen Euro.

In der Deutschen Marine wird die „Gorch Fock“ indes mit besonderer Vorfreude erwartet. Immer wieder betonten hochranginge Marine-Vertreter die große Bedeutung einer Segelschulschiff-Ausbildung für den Offiziersnachwuchs. Auf keiner anderen Plattform, so der Tenor dieser Bekenntnisse, lassen sich Seemannschaft, das Erleben und Verstehen der Naturkräfte sowie die Bordgemeinschaft so intensiv erleben und erfahren wie eben auf der „Gorch Fock“. Viele, die sich für den Beruf des Marineoffiziers entschieden, machten das, weil es in der Flotte ein besonderes Schiff gibt, eben die „Gorch Fock“. EHA/dpa

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