Deutsche Marine spürt Dauerbelastung

Blickkontakt: Ministerin von der Leyen schreitet die Front mit den 250 jungen Kadetten ab, Foto: Behling
Die ausgeprägte Dauerbeanspruchung der Deutschen Marine im Rahmen zahlreicher internationaler Einsätze schlägt mittlerweile auch auf die Ausbildungsebene durch.
Das wurde jetzt im Rahmen der Vereidigung des Offiziersnachwuchses an der Marineschule in Flensburg-Mürwik deutlich. Die „Burg“, wie sie auch in Marinekreisen genannt wird, ist seit ihrer Einweihung im Jahr 1910 die zentrale Ausbildungseinrichtung an Land für den Offiziersnachwuchs. Bundesverteidigungsministerin Ursula von der Leyen sprach anlässlich des Festaktes zu den angetretenen 250 Soldaten sowie deren Angehörigen und dem Fachpersonal der Marineschule.
Die Ministerin erinnerte dabei an die angespannte globale Sicherheitslage und bereitete die jungen Frauen und Männer darauf vor, ihren Dienst nicht nur auf Nord- und Ostsee leisten zu müssen. Die Ministerin: „In dieser unübersichtlichen Zeit haben Sie sich entschieden, Verantwortung zu übernehmen. Verantwortung, die weit über Ihren eigenen Lebensradius hinausgeht.“
Bei der Vereidigung dankte die Ministerin auch den Marinesoldaten für den Einsatz bei der Rettung von Menschen im Mittelmeer. „Unsere Marine hat im Mittelmeer Tausenden Flüchtlingen das Leben gerettet, wir danken unseren Soldatinnen und Soldaten für ihren unermüdlichen Einsatz“, sagte von der Leyen vor den angetretenen Soldaten. „In diesen Einsätzen zeigt unsere Marine, was es heißt, diesen Eid geschworen zu haben“, so von der Leyen.
Sie lobte die Entscheidung der jungen Kadetten, sich für einen der „facettenreichsten, spannendsten und sicher auch einen der anspruchsvollsten Berufe“ entschieden zu haben. Der Dienst bei der Marine werde den Soldaten auch viel abverlangen. „Sie werden Einschränkungen in Kauf nehmen müssen, die andere in ihrem Alter so nicht kennen: körperliche Strapazen auf See in allen Wetterlagen, die räumliche Enge an Bord, die eingeschränkte Privatsphäre, die Trennung von der Familie“, so die Ministerin weiter.
Die Vereidigung fällt in eine Zeit, da die Deutsche Marine keine eigenen Kapazitäten für die bordgestützte Ausbildung des Offiziersnachwuchses hat. So befindet sich das 1958 bei Blohm + Voss gebaute Segelschulschiff „Gorch Fock“ noch bis zum Frühjahr zwecks umfangreicher Erneuerungsarbeiten in der Werft.
Doch auch bei den marine grau gepönten Einheiten sieht es derzeit nicht besser aus. In diesem Jahr können die Seestreitkräfte erstmals nicht einmal mehr ihren Einsatz- und Ausbildungsverband (EAV) zusammenstellen. Ein Novum in der Marine. Dieser EAV war bislang der Einsatzverband für Krisenfälle.
Gleichzeitig wurde er im Frühjahr für die Ausbildung genutzt. Die Flotte ist angesichts der Auswirkungen der Soldatenarbeitszeit-Richtlinie, der vielen Einsätze und der vielen nicht fahrbereiten Einheiten nicht mal mehr in der Lage, ihren Zusagen für die NATO-Einsatzverbände nachzukommen. Die jetzt vereidigten 250 Soldaten des traditionsgemäß zu einer Crew zusammengefassten Jahrgangs – Crew VII/2016 – ist bunt gemischt. Zu ihr gehören auch 43 Frauen sowie zehn Soldaten ausländischer Partnermarinen wie Frankreich und Südkorea. Vier Wochen nach dem Dienstantritt haben die Kadetten die Grundausbildung absolviert. EHA/FB