Deutsche und Litauer vertiefen Kooperation

Die seit Jahren systematisch entwickelte Zusammenarbeit der Deutschen Marine mit den Seestreitkräften der drei baltischen Staaten Litauen, Lettland und Estland erfährt eine weitere Vertiefung.

Während der Tender „Rhein“ (A 513) der Deutschen Marine jetzt den Stützpunkt Kiel mit Ziel Mittelmeer verließ, um als deutscher Beitrag in der EU-Operation „Sophia“ mitzuwirken und dabei zunächst das Schwesterschiff, den Tender „Main“ (A 515), abzulösen, werden litauische Spezialkräfte für den Schutz der „Rhein“ sorgen. Eine Premiere in der bilateralen Zusammenarbeit der beiden Ostseeanrainer. Die Einbindung der insgesamt zwölf litauischen Soldaten bedeutet konkret eine Entlastung der aktuell stark beanspruchten Kräfte des Seebataillons aus Eckernförde.

Dabei handelt es sich um eine vergleichsweise junge Spezialeinheit der Deutschen Marine, die erst am 1. April 2014 aufgestellt wurde. Die Sollstärke des Seebataillons ist für 800 Soldaten ausgelegt. Es sind Spezialisten, die vor allem sowohl zum Schutz von Landeinrichtungen wie Stützpunkten als auch von Marineschiffen im Rahmen von internationalen Einsätzen und Operationen angefordert werden. Zudem gehören dem Seebataillon auch Soldaten an, die für sogenannte Boarding-Operationen benötigt werden.

Die jetzt auf der „Rhein“ eingeschifften zwölf Soldaten aus Litauen werden bis zum Spätsommer an der Operation „Sophia“ teilnehmen. Der Kernauftrag dieser Operation besteht in der Bekämpfung krimineller Schleusernetzwerke vor der libyschen Küste. Dazu werden die Schiffe, Flugzeuge und Hubschrauber auf hoher See und im internationalen Luftraum zwischen der italienischen und libyschen Küste eingesetzt.

Sie überwachen das Seegebiet und tragen durch Aufklärungsergebnisse dazu bei, dass ein umfassendes Bild über die Aktivitäten von Schleusern entsteht, die das Leben von Menschen aus Spiel setzen, um daraus Profit zu schlagen.

„Rhein“-Kommandant, Kor vet tenkapitän Marco Reinisch (39), freut sich über die willkommene Verstärkung der Stamm-Crew aus dem Nato-Partnerland. „Es ist das erste Mal, dass wir bei einem „Sophia“- Einsatz mit einem litauischen Bord-Einsatz-Team auslaufen.“ Insgesamt wird der Tender „Rhein“ jedenfalls „bis auf die letzte Koje“ (Reinisch) belegt sein. Denn zur 60-köpfigen Stammbesatzung und den litauischen Spezialkräfte werden an Bord noch Sanitätspersonal, Ärzte, Militärpolizei, Sprachmittler und Berater an Bord genommen, so dass die Gesamtstärke auf über 100 ansteigt.

Die Kernaufgabe der litauischen Marinekräfte besteht darin, das deutsche Versorgungsschiff während seiner Fahrten im Mittelmeer gegen mögliche Angriffe zum Beispiel von Schleusern zu schützen und auf See zudem verdächtige Boote und Schiffe zu durchsuchen sowie verdächtige Schleuser festzuset zen. Reinisch sieht in diesem Austausch jedoch auch einen weiteren Beleg für die gute Zusammenarbeit zwischen Litauen und Deutschland. Dabei sollen sich die Spezialisten aus dem baltischen Staat sehr schnell „heimisch“ auf der „Rhein“ fühlen, deren Stammbesatzung 60 Soldaten umfasst. „Unser Smut hat sich auch schon einige litauische Gerichte überlegt“, sagt Kommandant Reinisch.

Die Deutsche Marine hatte schon in den frühen 1990er Jahren damit begonnen, die nach der Wiedererlangung der staatlichen Souveränität der drei Baltik-Republiken im Aufbau befindlichen Seestreitkräfte umfassend zu unterstützen: Materiell, in dem nicht mehr benötigtes Schiffsmaterial überlassen wurde, oder auch in personeller Hinsicht im Rahmen der Fachausbildung von Bordpersonal. Diese Begleitung besteht auch heute noch und wurde ständig verfeinert. Auch daher genießt die Bundesrepu blik in den drei Ostseeanrainern ein hohes politisches Ansehen.

Zu den Erfolgsmaßnahmen gehört zweifelsohne die Einbeziehung der Marinen Litauens, Lettlands und Estlands in die Ostsee-Operation „Open Spirit“, die die Nato seit Mitte der 1990er Jahre durchführt. Sie war damals eingebettet in das „Partnership for Peace“-Programm (PfP), bei dem es vor allem um Vertrauensbildung zwischen den einstigen politischen Blöcken Nato und Warschauer Pakt ging. Zu den wichtigen Zielen dieser Operation gehörte aber auch von Anfang an die aktive Unterstützung der drei Staaten bei der Beseitigung hochbrisanter militärischer Altlasten aus zwei Weltkriegen im Besonderen im Bereich der wichtigen Seehäfen.

Denn die seewärtigen Zufahrten, aber auch potenzielle Reedeplätze sind weiterhin stark belastet. Altmunitionsbeseitigung fand zu Zeiten der ehemaligen So wjetunion nur in einem überschaubaren Rahmen statt. Alljährlich werden bemerkenswerte Altlasten entdeckt und unschädlich gemacht.

Mit dem systematischen Aufbau der Marinen in den baltischen Republiken konnten sich diese Länder in den Folgejahren immer intensiver in die Operation einbringen, an der aktuell 22 Staaten mitwirken und die bis heute durchgeführt wird. Die Deutsche Marine hatte dabei über viele Jahre hinweg eine Führungsrolle eingenommen. Die baltischen Staaten stellten den Marineeinheiten aus den verschiedenen Ländern, allen voran Minenjäger und Versorgungsschiffe, in ihren Häfen geeignete Logistikplattformen zur Verfügung. Zudem wird die Operation von Anfang an auch dazu genutzt, die gesammelten Erfahrungen im Rahmen von Fachtagungen auszutauschen und die weiteren Aktionen im Küstenvorfeld so optimal wie möglich zu koordinie ren.

Inzwischen haben sich die Seestreitkräfte Litauens, Lettlands und Estlands soviel Expertise erarbeitet, dass sie gerade auf dem Gebiet der Minenjagd in verschiedenste Nato-Strukturen eingebunden sind. Die besondere Verbundenheit dieser Staaten mit Deutschland dokumentiert sich überdies durch die regelmäßige Beteiligung an der Kieler Woche.

Die Tender der Klasse „404“ („Elbe“-Klasse) der Deutschen Marine gehören zu den ersten Einheiten, für die weitgehend auf einen Handelsschiff-Standardentwurf zurückgegriffen wurde. Es sind Schiffe, die in der Zivilschifffahrt etwa als kleine Feeder eingesetzt würden. Es sind im Einzelnen die

„Elbe“ (A 511), die „Mosel“ (A 512), die „Werra“ (A 514), mdie „Donau“ (A 516), die „Main“ (A 515) und eben die „Rhein“ (A 513). EHA/FB

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