Dringend gesucht: einsatzfähige Schiffe

Die Deutsche Marine wird noch bis auf weiteres auf nur einen der insgesamt drei Einsatzgruppenversorger (EGV) zurückgreifen können.

Danach wird der am 11. April 2001 in Dienst gestellte und bei der Werft Flensburger Schiffbau (FSG) gebaute EGV „Berlin“ (A 1411) ebenso noch länger ausfallen wie das Schwesterschiff „Bonn“ (A 1413). Das seinerzeit bei einer Werftengemeinschaft (Arge), bestehend aus den Unternehmen Lürssen-Gruppe, TKMS, FSG und der (ehemaligen) Peene-Werft, entstandene Logistikschiff hätte eigentlich seit November 2017 wieder einsatzklar sein sollen. Damit kann die Deutsche Marine derzeit lediglich auf die „Frankfurt am Main“ (A 1412) zurückgreifen, die am 27. Mai 2002 zur Flotte stieß. Für den Wehrbeauftragten des Deutschen Bundestages, den SPD-Abgeordneten Hans-Peter Bartels, steht der Ausfall der beiden schwimmenden Versorgungsplattformen inzwischen exemplarisch für den materiellen Gesamtzustand der Bundeswehr als Ganzes. In einem am Wochenende veröffentlichten Medienbeitrag hatte sich Bartels daher dafür ausgesprochen, dass die Deutsche Marine an keinen weiteren Einsätzen teilnimmt, weil ihre Ressourcen überbeansprucht seien. „Es sollte keine neue maritime Mission für Nato, EU oder UNO mehr dazukommen“, riet Bartels in der „Bild am Sonntag“. Seine Warnung: „Der Marine gehen die einsatzfähigen Schiffe aus.“

Gründe dafür seien ein Ersatzteilmangel ebenso, der zu längeren Werftaufenthalten führen würde, wie Bürokratie. Bartels: „Es gibt zu viele Zuständigkeiten auf der Ämterseite, Personalmangel und manchmal vielleicht auch Firmen, die sich gern so lange wie möglich an einen einmal erteilten Auftrag festhalten.“ Selbst einfache Ersatzteile wie Einspritzpumpen oder Ölkühler habe die Marine nicht im Depot, beklagte Bartels. Die Lieferzeiten betrügen bis zu sechs Monate. Neben den fehlenden EGV steht der Marine derzeit auch keines der sechs hochmodernen U-Boote der Klasse 212A zur Verfügung. Unter keinem glücklichen Stern steht auch das Milliarden-Euro-Projekt Fregatte Klasse 125 mit der „Baden-Württemberg“ (F222) als Typschiff. Die Einheit musste vor wenigen Wochen aufgrund gravierender technischer Mängel wieder an die Werft Blohm + Voss zurückgegeben werden, wo die Defizite beseitigt werden müssen.

Aufgrund der inzwischen aufgelaufenen Verzögerungen für die hochinnovativen vier Einheiten der Klasse 125 erhöht sich die Belastung der noch verbliebenen „Dickschiffe“, für die in den kommenden Jahren eigentlich technischen Nachrüstungen vonnöten sind.

Indes stellte ein Sprecher des Bundesverteidigungsministeriums am Montag als Reaktion auf die Aussagen des Wehrbeauftragten fest, dass die Deutsche Marine ihre Verpflichtungen in allen aktuellen Einsätzen erfüllen könne. EHA/dpa

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