Ein Stück Marinegeschichte steht zum Verkauf

Und wieder wird ein „graues Schiff“ aus dem ehemaligen aktiven Bestand der Deutschen Marine auf dem internationalen Markt zum Kauf angeboten: Die Rede ist von der Fregatte „Bremen“ ( F 207), zugleich das Typschiff der in der Flotte zum höchsten Ansehen gelangten Klasse 122.

Offeriert wird das am 28. März 2014 außer Dienst gestellte und danach vollständig demilitarisierte ehemalige Kriegsschiff von der bundeseigenen Verwertungsgesellschaft Vebeg mit Sitz in Frankfurt/Main. Unter der Angebots-Nummer „2016490.001“ können bis zum 16. April 2020, Punkt 13 Uhr, Preisofferten bei der Vebeg abgegeben werden.

Die „Bremen“ ist Bestandteil einer Serie von insgesamt acht, weitgehend baugleichen Einheiten, die sich auch durch ihre Robustheit einen Top-Ruf erarbeitet haben.

Die Fregatten dieser Klasse waren als Mehrzweckkampfschiffe ausgelegt, wobei eine besondere Spezialisierung in der U-Boot-Bekämpfung („U-Jagd“) bestand bzw. besteht. Denn von dem einstigen Oktett ist derzeit noch die am 19. März 1990 in Dienst gestellte Fregatte „Lübeck“ (F 214) Teil der aktiven Flotte der Deutschen Marine. Sie hätte eigentlich ebenfalls schon aus der Flottenliste gestrichen werden sollen. Weil sich aber wichtige Rüstungsvorhaben erheblich verzögerten – im Besonderen im Zusammenhang mit den vier Einheiten der „Baden-Württemberg“-Klasse (Klasse 125) –, verblieb die „Lübeck“ weiter in Fahrt. Nach jetzigem Planungsstand soll für sie Ende 2021 Schluss sein.

Die „Bremen“-Klasse, die sich von ihrer Basiskonstruktion her an dem Fregatten-Entwurf für die Kortenaer-Klasse der Königlich Niederländischen Marine („Koninklijke Marine“) orientierte, leitete einst einen Typ- und Generationswechsel in der (westdeutschen) Bundesmarine ein. Es ging um die Zerstörer der Fletcher-Klasse der US-Navy, von der während des 2. Weltkrieges 175 (!) Einheiten gebaut wurden. Die Seestreitkräfte der (alten) Bundesrepublik erhielten von den USA als Aufbauhilfe insgesamt sechs „Fletcher“ (Klasse 119), die als „Z 1“ bis „Z 6“ im Flottendienst waren. Die letzte Einheit, „Z 5“, wurde übrigens im Februar 1982 ausgemustert und war damit fast 40 Jahre im Flotteneinsatz.

Doch zurück zur „Bremen“-Klasse. Die insgesamt acht Schwesterschiffe-Plattformen entstanden auf namhaften deutschen Werften: Es waren im Einzelnen der Bremer Vulkan, die AG Weser in Bremen, Blohm + Voss in Hamburg, die Nordseewerke in Emden sowie die Howaldtswerke-Deutsche Werft (HDW) in Kiel.

Für das Typschiff „Bremen“ schlug die Geburtsstunde mit der Kiellegung am 9. Juli 1979. Die Indienststellung erfolgte am 7. Mai 1982. Das Schiff galt damals als echter „Hingucker“ in der Flotte, auch weil es mit einer Fülle von neuen Ausrüstungsbestandteilen aufwartete. Dazu gehörte zum Beispiel ein eigener Bordhubschrauber (Typ: SeaLynxMk88A) nebst eigenem Hangar.

Der sogenannte CODOG-Antrieb, das heißt die Kombination aus zwei Gasturbinen sowie zwei Dieselmotoren, sorgte zusammen für rund 38.000kW Leistung, die das Schiff auf rund 30 Knoten beschleunigen konnten. Als Waffenmix waren neben Flugkörpern, Rohrwaffen auch Torpedorohre mit eingebaut.

Die rund 3680 Tonnen verdrängenden Schiffe kamen auf eine Länge von gut 130 Metern und eine Breite von rund 15 Metern. Knapp 220 Mann Besatzung waren an Bord. Zum Vergleich: Erwähnte „Baden-Württemberg“-Klasse kommt mit fast doppelter Verdrängung und gut 20 Meter mehr Schiffsrumpf mit einer 120 Mann starken Stammbesatzung aus.

Der Name „Bremen“ wird in der Deutschen Marine nicht fortgeführt, anders etwa als „Lübeck“. Dieser Traditionsname wird in einer der fünf neuen Einheiten der Korvette-Klasse K 130 weiterleben.

Die Erinnerung an die „Bremen“ wird indes in Form eines eigenen Freundeskreises weiterleben. Ihr Leitspruch: „Fregatte Bremen – First of Class/ First Class“. EHA

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