Einsatz für sichere Infrastruktur

Ein Mann ist über Bord gegangen, die Rettungskräfte haben wegen Nebel Probleme, ihn zu orten; ein Schiff steuert auf einen Offshore-Windpark zu; ein Frachter hat Ladung verloren, die Hindernisse gefährden die Schifffahrt – mit solchen Szenarien beschäftigt sich seit Oktober Dennis Göge.

Der Ingenieur ist Gründungsdirektor des Instituts für den Schutz maritimer Infrastrukturen in Bremerhaven. Ziel seines Teams ist es, Sicherheitsschwachstellen in Häfen und bei Offshore-Windparks zu erkennen und Technologien zu entwickeln, die Gefahren abwehren.

„Wir werden in Zukunft immer größere Abhängigkeiten von Offshore-Windparks und Häfen bekommen“, sagt der 44-Jährige. Denn mit der Energiewende werden Haushalte zunehmend mit Strom von Windrädern auf See versorgt. Im- und Exporte werden bereits zu 90 Prozent über die Meere transportiert. „Stellen Sie sich vor, der Hamburger Hafen würde stillgelegt. Dann würde vieles nicht mehr funktionieren.“

Zu etwaigen Störungen gehörten jedoch nicht mehr nur Unfälle und Naturkatas trophen, sondern auch kriminelle Handlungen und Terrorangriffe. Näher will Göge darauf nicht eingehen. Er wolle niemandem eine Handlungsanleitung geben.

Das Institut im Fischereihafen in Bremerhaven gehört zum Deutschen Zentrum für Luft und Raumfahrt (DLR). Göge weiß, dass das zunächst ungewöhnlich klingen mag. Doch die entwickelten Technologien könnten sowohl an Flugzeugen als auch an Unterwasserfahrzeugen montiert werden. Das Institut kooperiert dabei mit der Hochschule Bremerhaven, der Uni Bremen und der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger. Der Jahresetat beträgt sechs Millionen Euro.

Im Mittelpunkt der Forschung steht die Entwicklung von Sensoren. Diese sollen auch in einem dreieinhalb Meter langen, autonomen U-Boot eingebaut werden. Anfang März wird eine solche „SeaCat“ vom Bremer Unternehmen Atlas Elektronik ausgeliefert. Ingenieur David Heuskin und sein Team haben für die Ankunft der „Seekatze“ schon alles vorbereitet.

Mithilfe von Sensoren, hochauflösender Sonarmesstechnik und Kamerasystemen soll das U-Boot Schäden in Kaimauern, an Fundamenten von Windrädern oder Seekabeln erkennen. „Diese Kontrollen werden jetzt mit Tauchern gemacht“, sagt Heuskin. Der zeitliche Aufwand für Inspektionen sei mit dem U-Boot deutlich geringer. Es soll im Hafenbecken vor dem Institut unter realen Bedingungen getestet werden.

Effizient soll auch ein zu entwickelndes System sein, mit dem über Bord gefallene Menschen geortet werden können. „Dafür wird zurzeit Infrarot-Sensorik genutzt“, sagt Göge. Diese reagiert auf Wärme. Sobald der Körper des Menschen aber stark ausgekühlt ist, erkennt das System ihn nicht mehr. Anders sei das bei einem mit Laser ioden ausgestatteten Fernglas mit Monitor. Der Vorteil dabei sei auch, dass Laserioden günstig seien. „Das ist unsere Idee: Hightech zu geringen Preisen zu entwickeln“, betont Göge. Denn schließlich sollen die Technologien auch von Organisationen wie den Seenotrettern oder bei Windparkbetreibern genutzt werden. jb/dpa/ger

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