„Es war, wie nach Hause zu kommen.“

Frank Möller leitet die bundesweit einzige Wasserschutzpolizei-Schule (WSPS) am Veddeler Damm in Hamburg. Er hat in dieser Funktion seine zuvor so nicht erwartete „Wunsch-Verwendung“ gefunden und schwärmt von seinem Job. Im Interview mit THB-Redakteur Timo Jann spricht der 55-Jährige über aktuelle Themen und Entwicklungen.

THB: Herr Möller, wie hat sich die Praxis dieser Einrichtung bewährt?

Möller: Die WSPS sorgt für eine bundeseinheitliche Aus- und Fortbildung aller Wasserschutzpolizeibeamten und -beamtinnen und berücksichtigt gleichzeitig länderspezifische Besonderheiten. Neben der reinen Wissensvermittlung entstehen durch diese Art der Aus- und Fortbildung unersetzbare Netzwerke, die oft ein (Dienst-)Leben lang anhalten. Diese Netzwerke sind in der täglichen Aufgabenwahrnehmung besonders förderlich. Die Schifffahrt macht nicht an Ländergrenzen Halt, und so kann man zum Beispiel auf dem kurzen Dienstweg schnell mal eine Beratung von einem Kollegen oder einer Kollegin einholen, die Spezialisten in ihren Bereichen sind. Man kennt sich und trifft sich an der WSPS auch mal wieder. Ich bin fest davon überzeugt, dass sich die gemeinsame Aus- und Fortbildung an der WSPS außerordentlich bewährt hat. Bei allen länderspezifischen Unterschieden steht das Bestreben nach einem größtmöglichen Konsens im Vordergrund. Damit ist die WSPS meines Erachtens ein Musterbeispiel für einen gut funktionierenden Föderalismus.

Gehen Sie davon aus, dass auch künftig alle Partner an Bord bleiben?

Es gab in der Vergangenheit immer mal wieder Überlegungen für eine andere Form der wasserschutzpolizeilichen Ausbildung, etwa durch die Verlagerung von Teilen oder sogar der kompletten Ausbildung in einzelne Länder. Tatsächlich ist eher eine gegenläufige Entwicklung festzustellen. So sind 1992 nach dem Fall der innerdeutschen Grenze vier der fünf neuen Länder und auch das Saarland dem Abkommen über die WSPS durch ein Zusatzabkommen beigetreten. Die Zahl der Lehrgänge im Portfolio der WSPS wurde über die Jahre vergrößert und wird ständig aktualisiert. Bei Bedarf werden aktuelle Themen in Workshops aufbereitet.

Wie läuft die Praxis der Ausbildung hier in Hamburg?

In Lehrgängen und Seminaren vermitteln unsere Lehrkräfte, bei denen es sich um erfahrene Wasserschutzpolizeibeamte aus dem gesamten Bundesgebiet handelt, umfassendes theoretisches Fachwissen. Das ist wichtig, damit die Kräfte auf Augenhöhe mit der Berufsschifffahrt sind. Von großer Bedeutung ist auch die Berufspraxis. Als ich 1991 meinen ersten Lehrgang an der WSPS als Lehrgangsteilnehmer hatte, spielte diese noch keine Rolle. Es gab Frontalunterricht ohne praktische Anteile. Seitdem hat sich viel verändert, durch Quereinsteiger geht es heute viel um Berufspraxis der Schifffahrt. Dafür arbeiten wir eng mit anderen (maritimen) Behörden und Organisationen wie der BG Verkehr, dem BSH oder den Lotsen zusammen. Ebenso gibt es Reedereien und Schiffseigner, die keine Scheu vor der Polizei haben und uns immer wieder die Möglichkeit zur praktischen Ergänzung der vermittelten Theorie ermöglichen. Das Hafenmuseum hilft uns durch die Nutzung der Ausstellungsstücke und Museumsschiffe in vielen Bereichen mit einem oftmals gar nicht so musealen Einblick. Einen Teil unserer Ausbildung verlagern wir an andere Ausbildungsstätten. In Zusammenarbeit mit dem Maritimen Competenzzentrum Ma-Co lernen die Nachwuchskräfte sicheren Ladungsumschlag und erwerben den Befähigungsnachweis der Sicherheitsgrundausbildung. Aber auch die Einbindung von Simulatoren gewinnt immer mehr an Bedeutung. Ein Effekt, der bei den technikaffinen Nachwuchskräften von großer Bedeutung ist.

Was war Ihr schönstes Erlebnis in Ihrer Funktion als Leiter der Wasserschutzpolizeischule?

Die Leitung der WSPS ist für mich tatsächlich mittlerweile eine Wunsch-Verwendung. Dabei stand die WSPS ursprünglich gar nicht in meinem Fokus. Ich bin in meinem Berufsleben innerhalb und außerhalb der Wasserschutzpolizei immer wieder auf tolle Menschen gestoßen. In den Jahren meiner Verwendung an der WSPS gab es so viele positive Erlebnisse, dass ich eigentlich gar nicht sagen kann, welches das schönste war. Hervorheben möchte ich die Identifikation aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Alle fühlen sich persönlich verantwortlich für die Einrichtung. Sie unterstützen sich immer wieder gegenseitig und versuchen ohne Rückzug auf Zuständigkeiten oft das Unmögliche möglich zu machen. Als ich nach mehrjähriger Verwendung in anderen Bereichen der Polizei Hamburg im letzten Jahr an die WSPS zurückgekehrt bin, war es, wie nach Hause zu kommen.

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