Flotte setzt auf den „Allrounder“

Wird das Leistungsvermögen der Deutschen Marine erheblich steigern: das künftige „MKS 180“ , Rendering: THB-Archiv
Die Deutsche Marine steht bei ihrer Flotten-Struktur vor einem technologischen Quantensprung: Denn mit der geplanten Einführung des künftigen Mehrzweckkampfschiffes „MKS 180“ werden dann die bislang größten und kampfstärksten Einheiten der Deutschen Marine seit ihrer Gründung 1956 in Fahrt kommen.
Auch wenn der hochinteressante Großauftrag bislang noch nicht vergeben worden ist – das Verfahren läuft noch –, so hat die Marine bereits heute klare Vorstellungen davon, was das „MKS 180“ einmal alles leisten soll und muss. Vorgesehen ist derzeit die Beschaffung von vier Einheiten, die nach Einschätzung von Sicherheitsexperten mehr als fünf Milliarden Euro kosten dürften.
Zu den zahlreichen Besonderheiten rund um dieses Top-Rüstungsvorhaben gehört auch, dass es international ausgeschrieben wurde. Eine Entscheidung auf der politischen Ebene, gegen die unter anderem die einflussreiche Gewerkschaft IG Metall Küste nicht nur große Bedenken geäußert hatte, sondern dagegen auch wiederholt scharf protestierte. Sie befürchtet, dass deutsche Schiffbauer, die nachweislich eine hohe Kompetenz im internationalen Marineschiffbau haben, hier gegenüber europäischen Anbietern, an denen auch Nationalstaaten beteiligt sind, das Nachsehen haben könnten. Mit dann unabsehbaren Konsequenzen für den Hightech-Marineschiffbau-Standort Deutschland als Ganzes. Denn das Projekt „MKS 180“ steht zugleich für maritime Spitzentechnologie.
Die vier geplanten Einheiten werden im Wortsinne die bislang in Fahrt befindlichen „Dickschiffe“ der Deutschen Marine hinsichtlich der Verdrängung (in tons/ts), also die Einheiten der „Bremen“-Klasse (Klasse 122/ rund 3700 ts), der Klasse 123 („Brandenburg“-Klasse /4600 ts), der Klasse 124 („Sachsen“-Klasse/ 5800 ts) und der ganz aktuellen Klasse 125 („Baden-Württemberg“-Klasse/ 7100 ts), in den Schatten stellen. Die Neubauten werden nämlich auf eine Verdrängung von rund 9000 ts kommen und bis zu 155 Meter lang sein. Zum Vergleich: Die aktuell im Zulauf befindlichen vier Einheiten der „Baden-Württemberg“-Klasse sind rund 149 Meter lang, die Einheiten der alten „Bremen“-Klasse – aktuell ist davon noch die Fregatte „Lübeck“ (F 214) in Fahrt – kommen auf 130,5 Meter Länge.
Die Marineführung will ihr künftiges Spitzenschiff als echten „Allrounder“ (O-Ton) einsetzen. Diese Vielseitigkeit soll unter anderem dadurch erreicht werden, dass die Einheiten mit besonderen „Missionsmodulen“ in der Heimat auf ihre Einsätze optimal konfiguriert werden. Die Bandbreite dieser Einsatzoptionen reicht vom klassischen U-Boot-Jäger über den „Anti-Piraterie“-Bekämpfer bis hin zum Spezialschiff bei sogenannten „Stabilisierungsoperationen“ in Konfliktregionen in Übersee.
Zur Grundausrüstung des künftigen Kampfschiffes gehört eine leistungsstarke Artilleriekomponente ebenso wie eine Hubschrauber-Bestückung und weitere Waffensysteme. Und: Das MKS wird befähigt sein, in unterschiedlichen Klimazonen optimal eingesetzt zu werden, also auch in den heißen Tropen oder in polaren Zonen. Für Letztere wird der Rumpf eine entsprechende Eisverstärkung aufweisen. Auch das steht bereits fest: Das MKS kommt mit einer im Vergleich zu früheren Jahrzehnten kleinen Besatzung aus: Rund 110 Mann Stamm-Crew sind vorgesehen, die nach einem Einsatz von bis zu vier Monaten durch eine Ersatzmannschaft ausgetauscht wird, wobei die Plattform im Einsatzraum verbleibt. Die Marine hat inzwischen umfangreiche Erfahrungen mit dem Mehrbesatzungs-Konzept sammeln können. Neben der Stammbesatzung werden im Bedarfsfall auch bis zu 70 weitere Spezialisten eingeschifft.
Die Flotte setzt auch bei diesem Typ auf Beständigkeit: Bis zu 30 Jahre sollen die „Allrounder“ im Dienst der Marine stehen. EHA