Havarie verursacht Millionenschaden

Die Kosten für die Bergung der „CSCL Indian Ocean“ gehen in den zweistelligen Millionenbereich.

Der 400 Meter lange Mega frachter (19.000 TEU) war heute vor einer Woche nach einem Ausfall der Ruderanlage in der Elbe bei Stade auf Grund gelaufen und in der Nacht zum Dienstag von zwölf Schleppern mit einer Gesamtzugkraft von 1085 Tonnen zurück in die Fahrrinne gebracht worden. An der spektakulären Aktion waren deutsche und niederländische Schlepper beteiligt. Darunter hatten die Berger von Kotug Offshore B.V. und Smit Salvage B.V. mit der „Union Manta“ von Boskalis und der „Fairmount Expedition“ mit rund 16.500 PS auch die beiden stärksten Schlepper positioniert. Des Weiteren waren „Bugsier 2“, „Bugsier 3“, „Bugsier 7“, „Bugsier 8“, „Bugsier 9“, „Bugsier 10“, „SD Dolphin“, „SD Rover“, „ZP Bulldog“ und „ZP Boxer“ im Einsatz.

Der dritte Bergungsversuch hatte gegen 2 Uhr begonnen. Nach 20 Minuten hatte das Schiff wieder Wasser unter dem Kiel. Ursprünglich war mit einem längeren Einsatz gerechnet worden. Für die Aktion war die Elbe kurz vor 2 Uhr zwischen den Tonnen 111 (Nordspitze Lühesand) und Tonne 125 (Höhe Schulau) voll gesperrt worden. Zwei Boote der Wasserschutzpolizei sowie das Mehrzweckschiff „Neuwerk“ sicherten den Bereich. Die Feuerwehr Cuxhaven stellte außerdem ein Team für Notfälle bereit. Insgesamt waren 26 Schiffe beteiligt. Dazu hat das Ölüberwachungsflugzeug Do228 des Havariekommandos Cuxhaven das Einsatzgebiet regelmäßig beobachtet. Dabei konnte keine Gewässerverunreinigung festgestellt werden.

In den Tagen davor waren 6500 Tonnen Treibstoff und 4000 Tonnen Ballastwasser abgepumpt worden, um das 150.000 Tonnen schwere Schiff leichter zu machen. Außerdem sind 65.000 Kubikmeter Sand und Schlick um den Frachter her um ausgebaggert worden. Eine Springflut und kräftige Winde über der Nordsee sorgten dazu in der Nacht für ein um gut 1,20 Meter höheres Hochwasser als normal.

„Einen solchen Einsatz kann man nicht üben“, sagte der Chef des Havariekommandos, Hans-Werner Monsees, „aber man kann ihn vorbereiten.“ Gegen 5.30 Uhr kam die „Indian Ocean“ dann begleitet von elf Schleppern in Hamburg an. Die „Fairmount Expedition“ war sofort nach der erfolgreichen Bergungsaktion für andere Aufträge entlassen worden. Gegen 5.45 Uhr wurde das Schiff auf der Elbe gedreht.

Die Kosten für die Bergung müssten die Versicherungen der Reederei China Shipping übernehmen, so Monsees. Der Steuerzahler werde damit nicht belastet. Beteiligt waren rund zwei Dutzend Behörden, Institutionen und Unternehmen. Zwei frühere Bergungsversuche waren gescheitert. Die Situation sei zu keiner Zeit kritisch gewesen, betonte Monsees. Experten hätten permanent geprüft, ob das Schiff den Druck aushalte. „Aber das heißt nicht, dass man alle Zeit der Welt hat. Das Schiff musste weg“, so Monsees. Allein die Unterhaltskosten für den Containerriesen liegen angeblich bei 54.000 Euro am Tag.

Wäre der dritte Bergungsversuch misslungen, hätten in den nächsten Tagen die 6600 Container von dem Schiff entladen werden müssen, um das Gewicht weiter zu reduzieren. Dazu wäre nur ein mit Riesen-Kränen ausgestattetes Offshore-Errichterschiff in der Lage gewesen, so Monsees. Es hätte aus Rotterdam geholt werden müssen.

Der Havarist soll nun im Hamburger Hafen auf mögliche Risse im Unterboden untersucht werden. Erst wenn feststeht, dass das Schiff seetüchtig sei, werde es die Genehmigung zum Auslaufen erhalten, so Monsees. Während der Liegezeit bei Eurogate werden außerdem die Betriebsstoffe wieder an Bord gebracht, die vor der Schleppaktion zur Leichterung des Schiffs entfernt wurden. Dabei handelt es sich um 2000 Tonnen Schweröl, 400 Tonnen Gasöl, 50 Tonnen schwefelarmen Treibstoff sowie 56 Tonnen Schmieröl. Außerdem werden die Ballasttanks wieder mit Wasser gefüllt.

China Shipping hat bereits mitgeteilt, dass ein defektes elektronisches Bauteil der Steueranlage zügig ersetzt werden könne. Man gehe davon aus, dass das Schiff den Hamburger Hafen bereits am Freitag wieder verlassen könne.

Hamburgs parteiloser Wirtschaftssenator Frank Horch lobte alle Beteiligten für die erfolgreiche Bergung: „Eines lässt sich ganz deutlich sagen – und da gibt es auch keinerlei Zweifel. Das Krisenmanagement hat hervorragend funktioniert, das Havariekommando hat bes te Arbeit abgeliefert. Und die Lotsen haben beim Ausfall der Ruderanlage durch ihr besonnenes Handeln verhindert, dass der Hafen nicht mehr erreicht werden kann. Diese Havarie hätte übrigens an allen Stellen in der Welt geschehen können. Sie hatte nichts mit dem Revier Elbe zu tun oder mit Sediment – daraus Ableitungen zur dringend benötigten Fahrrinnenanpassung herzustellen ist ebenfalls nicht angezeigt.“ FBi/FB/lno

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