Heli-Wrack aus Tiefen der Karibik geborgen

Der am 19. Juli in der Karibik abgestürzte Kampfhubschrauber der Niederländischen Marine vom Typ NH90 wurde jetzt geborgen. Das teilte das Verteidigungsministerium in Den Haag mit. Bei dem Absturz des Helikopters kamen zwei der vier Besatzungsmitglieder ums Leben, zwei wurden verletzt gerettet.

Da es sich um den ersten Verlust eines Hubschraubers dieses noch neuen Baumusters aus dem Bestand der niederländischen Streitkräfte handelt, wurde angeordnet, das Wrack zu bergen. Hintergrund: In einer Untersuchung in den Niederlanden soll die Unfallursache ermittelt werden. Zudem wurde unmittelbar nach dem Absturz durch das niederländische Verteidigungsministerium verfügt, dass vorerst kein Flugbetrieb mit diesem durch den Airbus-Konzern gebauten Hubschrauber erfolgt. So soll ein möglicher weiterer Unfall verhindert werden.

Die Wochen nach dem Absturz standen im Zeichen der Vorbereitung der Bergung des 6,4 Tonnen schweren Fluggerätes, das durch Starkwinde und Wellengang weit von seiner ursprünglichen Aufprallstelle verdriftet und in zwei Teile zerbrochen war. Immerhin hatte die Niederländische Marine, die im Hafen von Willemstad auf der Insel Curacao eine Auslandsbasis für das ehemalige Kolonialgebiet unterhält, die Positionsdaten genau mitgeplottet. Dabei spielte die aktuelle Stations-Einheit, das OPV (Ocean-Going-Patrol-Vessel) „Groningen“ (P843) als schwimmende Operationsplattform eine entscheidende Rolle. Die Crew rettete die Überlebenden des Heli-Absturzes und überführte die Leichen der beiden Marinesoldaten in die Basis.

Die „Groningen“ ist eine von vier Einheiten der „Holland“-Klasse. Die durch die niederländische Werft Damen Ship-yards gebauten Schiffe sind für den Einsatz im Küstenvorfeld ausgerichtet. Die Schwesterschiffe tragen die Namen „Friesland“ (P842), „Holland“ (P840) und „Zeeland“ (P841). Die „Groningen“ wurde am 29. November 2013 als letzte Einheit der Klasse in Dienst gestellt. Dieser Tage schaffte sie es wieder in die Schlagzeilen, als sie im Rahmen ihres Patrouillendienstes ein Drogen-Schnellboot aufstoppte, das zuvor durch ein Flugzeug der Niederländischen Küstenwache entdeckt worden war. An Bord des Bootes befanden sich 455 Kilo Kokain sowie mehrere Schusswaffen.

Zur Vorbereitung der Heli-Bergung waren mehrere Tonnen Spezialgerät aus den Niederlanden an Bord eines Großraumflugzeuges vom Typ Antonov nach Curacao geflogen worden. Für das Heben des Hubschraubers war durch die zivil-militärische Fachfirma aus den Niederlanden, die Maritime Capacity Alliance, unter anderem das Offshore-Spezialschiff „Volantis“ (IMO 9399533) eingechartert worden. Das von DNV GL klassifizierte Schiff wurde 2008 auf der norwegischen Werft Bruces Nya Verkstad in Landskrona gebaut. Die mit 7530 BRZ vermessene, 6555 Tonnen tragende sowie 106 Meter lange und 22 Meter breite Plattform gehört der Firma Volstad Shipping in Aalesund und fährt unter norwegischer Flagge.

An Bord der „Volantis“ befand sich zudem ein Tiefsee-taugliches U-Boot. Es kam bei der Bergung des Heckteils zum Einsatz, das sich auf dem Meeresgrund in 450 Metern Tiefe rund 12 Kilometer vor der Küste der Insel Aruba befand. Das Rumpfelement fand man treibend rund 100 Kilometer vor der Küste Venezuelas in fast 1,5 Kilometern Tiefe. Es gelang den Spezialisten, das Rumpf-Modul mit einer Art überdimensionalem „Fangkäfig“ aufzunehmen und an die Oberfläche zu hieven, wo es dann von der „Volantis“ aufgenommen wurde.

Die Hubschrauber-Teile werden von Curacao aus mittels Seeschiff in die Niederlande transportiert. Hier werden die Teile dann durch Experten der „Inspectie Veiligheid Defensie“ (IVD) in Augenschein genommen. Die IVD ist ansatzweise vergleichbar mit dem „General Flugsicherheit der Bundeswehr“, der auch bei Unfällen mit Luftfahrzeugen der Streitkräfte als federführendes Kompetenzzentrum aktiv wird.

Die Niederlande haben insgesamt 20 Maschinen des Typs NH90 im Bestand. Der NH90 ist als Flugzeugmuster auch bei der Bundeswehr im Einsatz, und zwar auch bei der kleinsten Teilstreitkraft, der Deutschen Marine. Sie stellte Mitte Mai im Rahmen eines kleinen Festaktes den symbolischen ersten Hubschrauber dieses Typs in Dienst. In Deutschland wird der NH90-NTH (Naval Transport Helicopter) als „SeaLion“ geführt. Der Marine-„Seelöwe“ ersetzt den „Seekönig“ (Sea King Mk.41), der in der Truppe auch wegen seiner Robustheit und Zuverlässigkeit sehr geschätzt ist. Der „SeaKing“ ist der Öffentlichkeit vor allem durch seinen SAR-Dienst bekannt. EHA

Teilen
Drucken

Kundenservice

Sie haben Fragen? Kontaktieren Sie uns gerne.

Kundenservice

Sie haben Fragen? Kontaktieren Sie uns gerne.

Nach oben