Massive Marinepräsenz zeigt Wirkung am Horn von Afrika

Ulrich Otto (Foto: DMI)

Groß ist die Anteilnahme der deutschen Bevölkerung an der Operation „Atalanta“. Die Aufnahme vom 28. Februar 2009 zeigt die Rückkehr der Fregatte „Karlsruhe“ (Foto: Arndt)
Der massive Einsatz von Marinestreitkräften unter dem Dach der ersten durch Europa initiierten und seit 2008 durchgeführten Operation zum Schutz der Schiffe des UN-Welternährungsprogramms gegen Piratenüberfälle am Horn von Afrika zeigt Wirkung. Ngativer Nebeneffekt ist aber, dass sich die Piraterie jetzt vor allem auf Südostasien konzentriert.
2015 kam es in diesem weitläufigen Seegebiet zu keinen Angriffen auf die zur Nahrungsmittelversorgung bestimmten Handelsschiffe sowie andere, im normalen Seeverkehr eingesetzten Frachter. Das geht aus dem am Montag in Berlin vorgelegten Jahresbericht 2016 – „Fakten und Zahlen zur maritimen Abhängigkeit der Bundesrepublik Deutschland“ – hervor. Die Präsentation erfolgte im Rahmen der „Maritime Convention“, die zum zehnten Mal in Folge ausgerichtet wurde, diesmal in den Räumlichkeiten der schleswig-holsteinischen Landesvertretung. Medienpartner der Veranstaltung waren die auf den Bereich Sicherheitspolitik ausgerichtete THB-Schwesterpublikation „Griephan“ sowie die Fachzeitschrift „MarineForum“ des Deutschen Marine Instituts (DMI), beide in Bonn beheimatet.
Die Einführung in die Fachtagung übernahm Konteradmiral a.D. Ulrich Otto, Vizepräsident des DMI. Das in 29. Auflage erschienene und 272 Seiten starke Nachschlagewerk wurde erneut durch das Marinekommando, Dezernat Marineschifffahrtleitung in Hamburg, erstellt. Ein Expertenteam wertete dabei zahlreiche für die maritime Wirtschaft relevante Publikationen unterschiedlichster Verbände, Organisationen und Institutionen aus. Der Bericht enthält Daten zu Handel, Seeschifffahrt sowie der maritimen Industrie und Wirtschaft. Weitere im Dezernat Marineschifffahrtleitung schwerpunktmäßig wahrgenommene Aufgaben sind die Bereiche Allied Worldwide Navigation Information System (AWNIS) und Naval Co operation and Guidance for Shipping (NCAGS).
Was die Bedrohungslage durch Piraten am Horn von Afrika betrifft, ist diese dem Bericht zufolge seit 2012 „rückläufig“. Die Deutsche Marine wirkt an dieser Operation „EU NAVFOR/ Operation Atalanta“ auf der Grundlage eines Bundestagsbeschlusses vom 19. Dezember 2008 mit. Die Abkürzung „NAVFOR“ steht dabei für Naval Forces. Der Bundestag hatte das für die Deutsche Marine relevante Mandat am 21. Mai 2015 um zwei weitere Jahre bis zum 31. Mai 2017 verlängert. Dabei sollen durch die verschiedenen Nationen fortwährend mindestens drei Kriegsschiffe, eine Unterstützungseinheit sowie drei Seefernaufklärer für die weiträumige Seeraumüberwachung zur Verfügung gestellt werden. Insgesamt haben neun EU-Nationen Beiträge zugesichert, darunter neben Deutschland unter anderem Frankreich, Griechenland, Niederlande und Portugal. Auch aufgrund aktuell nicht vorhandener Überwasserkapazitäten ist die Deutsche Marine aktuell nicht mit einer eigenen Einheit präsent. Sehr wohl hält sich die DVUG (Deutsche Verbindungs- und Unterstützungsgruppe) vor Ort auf.
Mehr Überfälle
Auch wenn die Pirateriegefährdung am Horn von Afrika nachgelassen hat – weltweit ist sie auch weiterhin präsent. Das jedenfalls belegen die Aufzeichnungen des IMB Piracy Reporting Centre (IMB PRC), das unter dem Dach der International Chamber of Shipping beheimatet ist. Für das Berichtsjahr 2015 verzeichnet das IMB demnach 246 Pirateriefälle, darunter 15 Schiffsentführungen: ein Anstieg um 0,4 Prozent gegenüber 2014, jedoch ein Rückgang von 6,8 Prozent im Vergleich zu 2013.
Hinsichtlich der Pirateriehäufigkeit verteilten sich im Berichtszeitraum 46,3 Prozent aller geenterten Schiffe auf indonesische Gewässer.
„Hierbei handelte es sich jedoch überwiegend um amateurhafte Gelegenheitsdiebstähle, die nicht mit den kritischeren Vorfällen vor Afrika vergleichbar sind“, so der Jahresbericht. Zu besonders gefährdeten Schiffstypen gehörten im Berichtsjahr neben Bulkern auch Tanker. EHA