Mega-Sturm bläst 1900 Boxen über Bord

Groß, breit, unangreifbar: die 2019 gebaute „ONE Apus“ hier bei einem Besuch im Hamburger Hafen, Foto: Hasenpusch
Spektakuläre Meldungen über einen in dieser Form bislang beispiellosen Verlust von Containern während einer Seereise von China an die US-Westküste verbreiten sich wie ein Lauffeuer in der globalen maritimen Wirtschaft. Den bislang vorliegenden, aufgrund der unterschiedlichen Zeitzonen mit entsprechender Verzögerung in Europa eintreffenden Meldungen zufolge, hat das erst 2019 in Japan gebaute Großcontainerschiff „ONE Apus“ (IMO 9806079) bis zu 1900 Container verloren.
Die Havarie ereignete sich in der Nacht des 30. November auf dem Pazifik, und zwar rund 1600 Seemeilen nordwestlich von Hawai. Der auf eine Zuladefähigkeit von 14.052 TEU ausgelegte, unter japanischer Flagge fahrende Box-Gigant geriet den vorliegenden Berichten zufolge in einen schweren Sturm. Der 364 Meter lange und 51 Meter breite Container-Frachter hatte als letzten Ladehafen das chinesische Yantian verlassen, um im Rahmen des „Far East Pacific 2“-Dienstes (FP 2) Kurs auf den US-Westküstenhafen Long Beach zu nehmen. Während des Seetransits geriet der TEU-Riese in einen als außergewöhnlich schwer beschriebenen Sturm, begleitet von einem entsprechenden Seegang.
Diese Sturmfahrt bewirkte unter anderem, so heißt es weiter in den verschiedenen Meldungen, dass der über 360 Meter lange Carrier besonders starken Rollbewegungen ausgesetzt war. Die so freigesetzten Kräfte wirkten sich im weiteren Verlauf der Reise negativ auf die Festigkeit des Containerstaus auf dem Hauptdeck aus. Bei THB-Redaktionsschluss am Donnerstagnachmittag lagen noch keine ergänzenden Angaben darüber vor, in welchem Bereich des Großfrachters die Containerstacks derart beansprucht wurden, dass die üblichen Sicherungs-Elemente versagten, allen voran die Laschstangen, so dass die Stacks zerstört wurden und die Container über Bord gingen.
In jedem Fall wurde der Schiffsführung trotz des sehr schweren Sturms offenkundig schnell klar, dass es einen größeren Ladungsverlust gab. Sie setzte einen Notruf an das JRCC (Joint Rescue Coordination Center) in Honolulu auf Guam ab. Zudem setzte die Schiffsführung den Kurs mit dem Ziel neu ab, einen sicheren Hafen in Japan anzusteuern. Vor Ort soll dann eine genaue Schadensbegutachtung durch Fachleute durchgeführt werden.
Die Anzahl von möglichen, bis zu 1900 verlorenen Containern hielt sich bei THB-Redaktionsschluss stabil. Zudem wurde bekannt, dass sich unter diesen verlustigen Boxen auch bis zu 40 Container befanden, die mit Gefahrgut beladen waren. Berichte über mögliche Personenschäden an Bord des Frachters lagen indes nicht vor.
Der Mega-Boxer gehört der Chidori Ship Holding LLC, für das Management zeichnet NYK verantwortlich und als Charterer tritt die ONE-Allianz auf.
Es ist im Zusammenhang mit dieser Havarie durchaus bemerkenswert, dass die ONE-Allianz auf ein großes Maß an Transparenz Wert legt. Bis Redaktionsschluss lagen drei offizielle, sachlich abgefasste Statements vor, die auf der Website veröffentlicht wurden. Weitere Berichte wurden bereits avisiert.
ONE wurde 2017 gegründet. Zum Partnerkreis gehören neben NYK auch MOL und K-Line. EHA