Mehrere Tausend Container jährlich über Bord
Die aktuelle Havarie der „MSC Zoe“ ist ein außergewöhnlicher Vorfall. Doch Containerverluste bei stürmischer See sind keine Seltenheit. Der World Shipping Council (WSC) geht davon aus, dass jährlich 350 bis 675 Boxen über Bord gehen. Dagegen setzen Umweltverbände pro Jahr 20.000 verlorene Container an. Die tatsächliche Zahl dürfte in der Mitte liegen, demnach geht es um mehrere Tausend pro Jahr.
Zu den spektakulärsten Havarien dieser Art zählt der Verlust 517 Containern der „Svendborg Maersk“ am 14. Februar 2014. Der dänische 7200-TEU-Frachter war auf dem Weg von Rotterdam nach Sri Lanka in der Biskaya in schwere See geraten – mit bis zu zehn Meter hohen Wellen. Das Schiff bekam 41 Grad Schlagseite, Container gingen über Bord. Als es danach außerplanmäßig im Hafen von Malaga ankam und Versicherungsexperten an Bord gingen, bemerkten sie das ganze Ausmaß. 85 Prozent der betroffenen Container waren leer. In den übrigen war den Angaben zufolge keine gefährliche Ladung verstaut gewesen. Die Besatzungsmitglieder blieben unverletzt. Nach fünf Monaten waren erst 13 Boxen gefunden. Eine von ihnen enthielt Zigaretten im Wert von 3,7 Millionen Euro. Der Rest stellte auf dem Meeresgrund eine Gefahr vor allem für die Fischerei dar. Das französische Amt für maritime Angelegenheiten forderte Maersk deshalb auf, mithilfe von Sonargeräten nach der Ladung zu suchen. Die Reederei zeigte sich kooperationsbereit. Seerechtsexperten sprachen von einem Präzedenzfall für künftige Fälle von Ladungsverlust, da Maersk nicht verpflichtet war, Kosten zu übernehmen und die Suche nach verlorenen Containern zu unterstützen. Gegenüber den Verladern und den Eignern der Container war die Reederei versichert.
Weiteres Beispiel: Im Dezember 2016 gingen auf dem Frachter „Thetis D“ der Cuxhavener Reederei Drevin 16 Container über Bord. Elf Container wurden bei einem Suchflug der Bundespolizei mit einem Hubschrauber vor den Ostfriesischen Inseln entdeckt, fünf wurden vermisst. Die Boxen wurden auf den Stränden von Wangerooge, Spiekeroog, Langeoog und Norderney angetrieben. Drevin gab damals das Bergungskonzept in Auftrag. Für die Bergung brachte ein Transportschiff zunächst Geräte und Fahrzeuge nach Wangerooge, bevor auf den anderen Inseln die Stahlkisten an weiter entfernten Strandabschnitten eingesammelt wurden – zum Teil auch im Nationalpark Wattenmeer. Touristen und Anwohner kletterten auf den angespülten Containern herum. Die Holzladung galt jedoch nicht als Strandgut zum Mitnehmen, das wäre sogar Diebstahl. fab