Minister fordert mehr Sicherheit auf See

Der Massengutfrachter „Glory Amsterdam“ vor der Nordseeinsel Langeoog auf Grund, Foto: Havariekommando

Hans-Werner Monsees, Foto: Havariekommando
Die Havarie der „Glory Amsterdam“ vor Langeoog hat hohe Wellen geschlagen und sorgt auch weiterhin für Aufregung.
Noch bevor die Ursachenforschung startete, hagelte es heftige Kritik am Rettungskonzept. Auch hier ist noch kein Ende der Diskussion in Sicht. Als Reaktion auf den Unfall gibt es nun erneut konkrete Forderungen, die mehr Sicherheit für die Küste bringen sollen.
Wortführer ist Niedersachsens Umweltminister Olaf Lies (SPD). Er will die Sicherheit für die Küstenregion verbessern. „Wir brauchen ein starkes Havariekommando, das personell und technisch bestens für den Notfall gerüstet ist“, sagte der Politiker am Freitag nach einem Gespräch mit Vertretern der Küstenlandkreise, der Inseln, des Havariekommandos sowie des Bundes (thb.info 19. Januar 2018).
Das 2006 in Japan gebaute 225 Meter lange und 32,3 Meter breite Schiff mit 14,189 Metern Maximaltiefgang hatte sich am 29. Oktober 2017 im Sturm „Herwart“ von seinem Ankerplatz losgerissen und war rund zwei Kilometer vor Langeoog auf einer Sandbank gestrandet. Der Bulker konnte erst Tage später nach Wilhelmshaven und dann weiter zu German Dry Docks nach Bremerhaven geschleppt werden.
Nach dem Gespräch mit Vertretern der Küstenanlieger forderte Lies mehr Personal und eine bessere technische Ausstattung für das Havariekommando. Der Mitarbeiterbestand reiche nicht aus, um länger andauernde Einsätze ohne Qualitätsverlust abzuarbeiten, sagte Lies. Er betonte, hier sei der Bund in der Pflicht zu handeln.
Konkret forderte der Umweltminister, dass die derzeitigen Notschlepper zügig durch neue und moderne Mehrzweckschiffe ersetzt werden. Diese müssten etwa mit speziellen Bergungsankern ausgestattet sein, um Schiffe sicher an die Leine nehmen zu können. Die Schlepper müssten zudem verpflichtend mit einem sogenannten Festpunkt/Notschlepp-Geschirr ausgerüstet werden, die bisher nur bei Tankern verpflichtend seien. Lies räumte ein, dass die Forderungen Deutschlands, diese Regelungen auf alle Schiffe auszuweiten, bisher ergebnislos geblieben seien. Das müsse sich ganz dringend ändern.
Wichtig sei aber auch dabei, dass die Mannschaften an Bord das Notfallprozedere beherrschen. Der Landkreis Wittmund und Küstenkommunen hatten das Sicherheitskonzept bei Havarien kritisiert und Verbesserungen angemahnt, um eine Ölpest im Nationalpark Wattenmeer zu verhindern. Das Havariekommando in Cuxhaven habe keine Schleppverbindung zu dem Schiff herstellen können, als es steuerlos zwischen Helgoland und den ostfriesischen Inseln getrieben sei. Das sei aber ein Kernproblem angesichts des zunehmenden Schiffsverkehrs in der Nordsee, hieß es im Dezember in einer Resolution.
Der genaue Unfallhergang bei der Havarie der „Glory Amsterdam“ und die Reaktionen würden derzeit noch vom Bund analysiert, hieß es am Freitag aus dem niedersächsischen Umweltministerium. Anfang November hatte die Wasserschutzpolizei Ermittlungen gegen den 48 Jahre alten chinesischen Kapitän wegen des Verdachts auf Gefährdung des Schiffsverkehrs aufgenommen. Eine Sprecherin des Havariekommandos kündigte zudem eine interne Aufarbeitung des Rettungseinsatzes an. Sie sprach auch von Kommunikationsproblemen mit der Crew des unter Panama-Flagge fahrenden Schiffs (thb.info 6. und 2. November 2017).
Nach Einschätzung von Experten sind alle Ursachen des Unglücks noch immer nicht lückenlos aufgeklärt. Dabei geht es vor allem um die Frage: Warum gelang es nicht, das bei keinesfalls extremen Wetterbedingungen stundenlang manövrierunfähig treibende Schiff vor der Strandung bei Langeoog zu bergen? Fachleute haben nach der Analyse von Fotos des Havariekommandos unter anderem festgestellt, dass an der hinteren Steuerbordseite die Reling des Frachters und ein Poller weggerissen war.
Nach Beurteilung von Spezialisten hätte ein Doppelpoller am Heck der „Glory Amsterdam“ mit der Rettungstrosse belegt werden müssen. Aber möglicherweise hat der Kapitän die Anordnungen der Berger nicht verstanden.
Auch der Leiter des Havariekommandos wird kritisiert. Hans-Werner Monsees soll zu spät die schifffahrtspolizeiliche Verfügung angefordert haben, um eine Notschleppverbindung mit dem ablehnenden Massengutfrachter anzuordnen. Das dies offensichtlich in seinem Einsatzkonzept nicht vorgesehen sei, um diese Verfügung mit Absetzen eines Havariekommando-Koordinators auf dem Havaristen durchzusetzen, verschwieg Monsees.
„Für die Teilnehmer war das Ergebnis der Informationsveranstaltung unbefriedigend, hatten sie sich doch mehr als nur Havariekommando-Forderungen nach mehr Geld vom Bund erwartet. Dass Monsees für die Strandung andere als sich selbst und das von ihm geleitete Havariekommando verantwortlich macht, sind verzweifelte Ablenkungsversuche vom eigenen Versagen“, erklärte der Schifffahrts-Experte Dipl.-Ing. Peter Pospiech. Darüber hinaus habe es statt sachlicher Informationen und Beschreibungen der Abläufe nach Auskunft von Teilnehmern durch Monsees Halb- und Unwahrheiten, gespickt mit Unwissen über die eingesetzten Notschlepper und ihre Ausrüstung gegeben.
Selbst Lies war fassungslos über Aussagen von Monsees und wird von der Ostfriesen-Zeitung (OZ) zitiert: „Ich bin erschüttert, dass Sie so schnell so viele Verbesserungsmöglichkeiten aufzählen können.“ Es bleibt abzuwarten, ob der Abschlussbericht die Versäumnisse, Verzögerungen und Fehl-Entscheidungen aufdeckt, die zur Strandung der „Glory Amsterdam“ führten.
Darüber hinaus wundern sich Beobachter immer wieder über die schmucke maritime Uniform mit extrem viel „Lametta“ auf den Ärmeln von Monsees. Seine üppigen goldenen Dienstgradabzeichen sehen aus wie die eines Admirals. Böse Zungen behaupten, es handele sich nur um ein Kostüm. Denn für diese uniformähnliche Verkleidung gebe es keine Rechtsgrundlage, in der Farbe, Schnitt oder Rang und Hoheitsabzeichen festgeschrieben wären.
Der ehemalige Bremer Wasserschutzpolizist Monsees habe auf seiner einstigen Dienst-Uniform einfach das Hoheitszeichen des Landes Bremen auf dem Oberarm durch das Logo des Havariekommandos ersetzt. Was in den Augen von Laien und mancher „Experten“ aus Politik oder Verwaltung wie eine maritime Uniform wirkt, ist für Fachleute eben nur ein Phantasie-Kostüm, dessen Tragen für Beamte im Dienst eigentlich verboten sei, so Pospiech. Aber „solch Mummenschanz“ scheine bisher selbst das Bundesverkehrsministerium offenbar nicht zu stören. FBi