Ministerin lässt sich „einschulen“

Die Sommerreisentradition des amtierenden Bundesverteidigungsministers wird auch in diesem Jahr fortgeführt.

Ressortchefin Ursula von der Leyen (CDU) ging zunächst am 24. Juli mit leichtem Gepäck an den Start, wobei sie im ersten Aufschlag drei Einrichtungen mit ausgeprägtem Bezug zur Teilstreitkraft (TSK) Heer an den Standorten Erfurt, Schönewalde und Leipzig bereiste.

Die Besuchskette endet am 4. September bei der kleinsten TSK, der Deutschen Marine. Auf dem Tagesprogramm stehen dann zunächst Visiten der Marineoperationsschule (MOS) in Bremerhaven, der Marinetechnikschule (MTS) in Parow bei Stralsund und abschließend des Marinekommandos in Rostock.

Die Deutsche Marine hat in den zurückliegenden zweieinhalb Jahrzehnten seit der Wiedervereinigung erhebliche Anpassungen an ihrem räumlich stark dislozierten Schulnetzwerk vorgenommen. Die Maßnahmen erfolgten auch als Folge der politisch beschlossenen Verkleinerung der Bundeswehr als Ganzes.

Danach umfasste die Marine im wiedervereinigten Deutschland 1991 noch knapp 30.000 Soldaten. 2018 zählt die Flotte noch gut 16.000 Uniformträger an Land und im Bordbetrieb. Doch auch ihr Personalbstand wird sich wieder vergrößern, so das Ziel. So wurden beispielsweise die Seemannschaftslehrgruppe auf der ostfriesischen Nordseeinsel Borkum im Frühjahr 1996 oder auch die Technische Marineschule (TMS) mit ihren Standorten in Kiel und Bremerhaven – ebenfalls 1996 – aufgelöst. Oder: Ende 2006 wurde die Marineversorgungsschule (MVS) in List/Sylt geschlossen, die unter anderem für die Ausbildung von Köchen, Bäckern, Verwaltungspersonal und weiteren nichttechnischen Fachkräften genutzt wurde.

Die 1996 eingeweihte MTS in Parow an der Ostsee entstand im historischen Umfeld – eine ehemalige Seefliegerstation – im Wortsinn auf der grünen Wiese. Sie gilt heute als „die modernste Schule der Marine“. An ihr werden alle Marinetechniker für ihren Dienst an Bord ausgebildet und damit vorbereitet, das heißt vom Mannschaftsdienstgrad bis zum Offizier. „Der Schwerpunkt liegt in der Vermittlung technischer Kenntnisse und praktischer Fertigkeiten. Insbesondere die für den Einsatz wichtigen Fähigkeiten werden Soldaten an originalgetreuen Geräten und Waffensystemen nähergebracht“, so die Marine. Auch zivil anerkannte Aus- und Weiterbildungen zählen zum Angebot der MTS.

Auf Jahresbasis durchlaufen etwa 4000 Lehrgangsteilnehmer die Einrichtung. Etwa 400 Ausbilder vermitteln ihr Fachwissen an die Soldaten. Der großzügig angelegte Schul-Campus beherbergt in seinen verschiedenen Gebäuden etwa 200 Hörsäle, Labore, Praxisräume, Übungsanlagen und Werkstätten.

Die MOS in Bremerhaven dient zur Ausbildung operativer Tätigkeiten an Bord von Schiffen und Booten. Dazu finden Lehrgänge in den Bereichen Navigation, elektronische Kampfführung, Fernmelde- und allgemeiner Operationsdienst statt.

Im ebenfalls vor Ort verankerten Taktikzentrum der Marine werden die Soldaten in den verschiedenen Einsatzverfahren unterrichtet. Das Aufgabenspektrum reicht von einfachen Radar- bis zu komplexen Planübungen in Zusammenarbeit mit Marinehauptquartieren. Die Unterstützung der schwimmenden Einheiten findet im Command Team Training statt. Hier lassen sich Teams der Schiffe und Boote auf bevorstehende Einsätze vorbereiten. Auch ausländische Marinen nutzen die Ausbildungsmöglichkeiten des Taktikzentrums.

Während die MTS in Parow und die Stadt Stralsund räumlich voneinander getrennt sind, befindet sich die MOS, die bis 1997 „Marineortungsschule“ hieß, im Herzen Bremerhavens direkt an den Gestaden der in die Weser mündenden Geeste. Die heutige MOS nutzt historischen Gebäudebestand. Die Kasernenanlage wurde 1935 im Zuge der Wiederaufrüstung des damaligen Deutschen Reichs errichtet. In ihr wurde Fachpersonal für Antriebstechnik in der (ehemaligen) Kriegsmarine ausgebildet. Das Grundstück für die markante Kaserne entstammte der Konkursmasse der einstigen, 1928 in Konkurs gegangenen Tecklenborg-Werft in Bremerhaven, das damals noch Wesermünde hieß. Der Standort hatte über Jahrzehnte hinweg gleich verschiedene Werften beherbergt. Doch bis heute blieb davon nur ein kleiner Kern erhalten.

Zur weiteren Schullandschaft der Deutschen Marine gehören über die genannten Einrichtungen hinaus die Marineschule in Flensburg-Mürwik und die Marineunteroffiziersschule (MUS) in Plön. In der Fördestadt wird an historischer Stelle der Offiziersnachwuchs der Marine aus- und auch weitergebildet. Die Schule gibt es seit 1910 und sie wirkte für die verschiedenen Marineepochen der jüngeren Vergangenheit. Darüber hinaus wird diese Einrichtung, die wegen ihres durchweg in rotem Backstein gehaltenen Gebäudekörpers auch das „rote Schloss am Meer“ genannt wird, auch Offiziersnachwuchs aus anderen Ländern ausgebildet. Die in einem ansprechenden landschaftlichen Umfeld eingebettete MUS, sie grenzt direkt an den Großen Plöner See, entstand auch in den Vorkriegsjahren und wurde 1938 in Betrieb genommen.

Die MUS in Plön ist die prägende Ausbildungseinrichtung für den Unteroffiziersnachwuchs mit und ohne Portepee, und zwar von aktiven Soldaten wie auch von Reservisten.

Die verschiedenen Schulen der Marine, ergänzt um eine Vielzahl von Fachausbildungseinrichtungen der Bundeswehr als Ganzes, spielen eine entscheidende Rolle im Zusammenhang mit der in Berlin beschlossenen „Trendwende Personal“. Damit verbindet die Bundesregierung den personellen Wiederaufbau der über Jahrzehnte hinweg dauergeschrumpften Streitkräfte.

Die diesjährige Sommerreise der Verteidigungsministerin und der Schwerpunkt bei den verschiedenen Schulen der Bundeswehr zeigt, welch hohen Stellenwert die Aus- und Weiterbildung von militärischem Fachpersonal heute und erst recht in Zukunft haben soll. EHA

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