„Niemand ist mit Nordeuropa verheiratet“

Trotz angespannter Marktlage und Konsolidierung im deutschen Schlepper-Geschäft blickt die Unterweser Reederei (URAG) aus Bremen positiv in die Zukunft. Hilko Dunkhorst, Chartering Manager Offshore bei URAG erläutert im Gespräch mit dem THB die Wachstumsstrategie.

THB: Wie viele Schlepper hat Ihre Reederei derzeit?

Dunkhorst: Momentan hat die URAG eine zugstarke Schlepperflotte von insgesamt 20 Schleppern mit einem Pfahlzug zwischen 25 und 104 Tonnen (tbp). Unsere jüngste Neubauserie besteht aus vier Schwesterschiffen mit über 70 tbp, die zwischen 2014 und 2016 gebaut wurden. Dazu gehören die Schlepper „Prompt“, „Brake“, „Rasant“ und „Perfekt“.

THB: In welchen Häfen sind Ihre Schlepper im Einsatz?

Dunkhorst: Wir operieren in jedem Hafen entlang der Jade, Weser und Elbe. Doch schwerpunktmäßig sorgen wir mit unseren Schleppern in den Häfen Wilhelmshaven, Bremen, Bremerhaven, Cuxhaven und Hamburg für einen sicheren und schnellen Hafenbetrieb. Darüber hinaus sind wir mit fünf Voith-Offshore-Schleppern mit bis zu 86 tbp in der Nordsee im Einsatz. Weltweit ist zudem unsere „Bremen Fighter“ mit 104 tbp unterwegs.

THB: Gibt es Neubaupläne?

Dunkhorst: Wir haben bereits unsere Neubaupläne in der Tasche. Doch zunächst beobachten wir erst einmal, wie sich der Markt weiter entwickelt. Der deutsche Schleppschifffahrtsmarkt ist derzeit sehr angespannt und steht vor einer Konsoli dierungswelle.

THB: Planen Sie einen Zusammenschluss mit einem anderen Unternehmen?

Dunkhorst: Wir planen keinen Zusammenschluss, aber wir sehen es bei unseren Mitbewerbern. Erst kürzlich haben die niederländische Kotug International B.V. und Royal Boskalis Westminster N.V/Smit Towage die Gründung eines Joint Ventures für ihre europäischen Hafenschleppaktivitäten angekündigt. Seit Frühjahr 2014 ist die dänische Firma Svitzer, die zum Maersk-Konzen gehört, in Bremerhaven tätig. Privat geführte Familienbetriebe wie die URAG, Fairplay oder Bugsier stehen zunehmend im Wettbewerb mit diesen Großkonzernen. Hier müssen wir für künftiges Geschäft natürlich Nischen finden, in denen wir uns positionieren können.

THB: Was könnten das für Nischen sein?

Dunkhorst: Beispielsweise hat das privat geführte Unternehmen Iskes Towage & Salvage aus IJmuiden in den Niederlanden den karibischen Markt für sich entdeckt. Dieser ist für sie mittlerweile wesentlich lukrativer als der heimische Markt. Niemand ist mit Nordeuropa verheiratet.

THB: Wo sehen Sie die Wettbewerbsvorteile der URAG?

Dunkhorst: Unser Wettbewerbsvorteil liegt eindeutig in der Schleppergröße und der Antriebseinheit. Die meisten unserer Schlepper sind mit einem Voith-Schneider-Antrieb ausgestattet. Auch bei schlechtem Wetter mit hohen Windstärken zeichnen sich unsere Schlepper durch eine hohe Manö vrierfähigkeit aus und können im Vergleich zu alternativen Antrieben präzise gefahren werden. Dies wurde uns erst kürzlich durch das zum Germanischen Lloyd gehörende Beratungsunternehmen GL No ble Denton offiziell bestätigt.

THB: Wo sehen Sie für Ihr Unternehmen die größten Wachstumschancen?

Dunkhorst: Unsere Schlepper sind Multi-Purpose-Schiffe, die für eine Hafenassistenz genauso eingesetzt werden können wie für Revier- und Seebergungen. Wir sehen in der Hafenassistenz, der Öl- und Gasindustrie sowie in der Errichtung und dem Betrieb von Offshore-Windparks gleichermaßen stabile Wachstumsraten. Doch wir wollen nicht nur in den deutschen Häfen weiter wachsen, sondern haben auch Expansionspläne für das europäische Ausland.

THB: Was war Ihre letzte große Bergungsaktion?

Dunkhorst: Unser Bergungsschlepper, die „Bremen Fighter“, lag Anfang dieses Jahres in der Irischen See. Dort hat sie zwei Bergungen durchgeführt. Bei beiden Bergungen waren aufgrund von schwerer See und heftigen Winden die Hauptmaschinen der Schiffe ausgefallen, so dass eine Strandung inklusive Umweltgefährdung drohte. Es ist der Erfahrung und dem Können der Besatzung der „Bremen Fighter“ zu verdanken, dass beide Bergungen erfolgreich verlaufen sind.

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