NOK: Mehrwöchiger Schleusenausfall möglich

Pech gleich im neuen Jahr: Produktentanker „Atlantic Mate“ havarierte in Brunsbüttel (Bild: Zech)
Die Südkammer der Großen Schleuse in Brunsbüttel im Zuge des Nord-Ostsee-Kanals (NOK) dürfte für einen längeren Zeitraum ausfallen. Der unter Gibraltar-Flagge fahrende Produktentanker „Atlantic Mate“ kollidierte in Brunsbüttel mit Tor der Großen Südkammer.
Das ergaben Recherchen des THB beim Wasser- und Schifffahrtsamt im Elbmündungshafen. Zu der schweren Beschädigung des Tores kam es am vergangenen Samstag, als der 2007 gebaute, unter Gibraltar-Flagge fahrende Produktentanker „Atlantic Mate“ (IMO 9350745) aus dem Kanal kommend und in Richtung Elbe steuernd bei der Einfahrt in die Südkammer nach Zeugenaussagen mit erheblicher Wucht auf das Schleusentor prallte und dabei ein Loch riss. Es befindet sich unterhalb der Wasserlinie des Tor-Schwimmkörpers, so dass sich seine Größe nur durch Tauchereinsatz feststellen ließ. Zudem wurde durch die Havarie auch das Mauerwerk der Schleusenkammer in Mitleidenschaft gezogen.
Der rund 147,5 Meter lange und 22,4 Meter breite, mit Naphta beladene Tanker wurde bei der Kollision ebenfalls leicht beschädigt, so die Wasserschutzpolizei Brunsbüttel auf THB-Nachfrage. Da eine kurzfristige Wiederinbetriebnahme des Tores unmöglich war, fiel beim WSA noch am Sonnabend die Entscheidung, die ganze Kammer bis auf Weiteres stillzulegen. Die Schifffahrt bekam die Folgen dieser Maßnahme über längere Wartezeiten zu spüren.
Der Tanker wurde unter Begleitung der Schlepper „Wal“ und „Bugsier 15“ im Anschluss an eine erste Untersuchung aus der Schleuse zum vorgelagerte Ölhafen an einen gesicherten Liegeplatz bugsiert. Die Ermittlungen über den Ablauf der Havarie übernahmen die Wasserschutzpolizei Brunsbüttel sowie die Berufsgenossenschaft Verkehr (BG Verkehr) aus Hamburg. Da an Bord des Tankers keine gravierenden Schäden oder Defekte festgestellt werden konnten, durfte der Tanker seine Reise nach Antwerpen am Sonntagmorgen fortsetzen.
Schnelle Lösung nicht in Sicht
Am Montagnachmittag berieten Experten über das weitere Vorgehen. Offenbar gibt es dabei mehrere Lösungskonzepte. So viel ist jedoch klar: Eine schnelle Schadensbehebung in der Südkammer der Großen Schleuse gibt es nicht. Zwar steht ein Ersatztor zur Verfügung, doch selbst ein Toraustausch würde aufgrund des damit verbundenen Aufwands zwischen einer und zwei Wochen dauern, erfuhr der THB. Über die Wartezeiten im Bereich der Schleuse Brunsbüttel sind Echtzeit-Informationen über das Internet verfügbar.
Der aktuelle Vorfall erinnert an eine Havarie-Serie im Januar 2015, in deren Folge es zu mehrwöchigen Beeinträchtigungen des Schiffsverkehrs kam. EHA/FB