Rettung aus höchster Not für Einhandsegler

Kevin Escoffier, hier an Bord seines 16 Meter langen Spezialschiffes, konnte aus Seenot gerettet werden, Foto: PRB
Vier Wochen nach dem Start der Vendée Globe, der härtesten Nonstop-Regatta für Einhandsegler einmal rund um den Globus, kam es zu einem dramatischen Zwischenfall mit glücklichem Ausgang. Kevin Escoffier vom Team PRB lag auf dem dritten Platz, als sich sein Spezialschiff am Montag in einer Welle bei 27 Knoten zusammenfaltete. Das Heck unter Wasser und die Bugsektion gen Himmel, brach das Boot in zwei Teile. Der erfahrene Skipper aktivierte sein Seenotsignal, flüchtete in seine Rettungsinsel und wurde elf Stunden später von seinem Konkurrenten Jean Le Cam gerettet.
Nach dem Notruf hatte die Rennleitung sofort entschieden, neben Le Cam auch den Hamburger Boris Herrmann sowie Sébastien Simon und Yannick Bestaven, die in dem Seegebiet unterwegs waren, zur Unglücksstelle umzuleiten. Le Cam erreichte um 17 Uhr als Erster das Gebiet, aus dem Escoffier seinen Notruf gesendet hatte. Le Cam konnte Escoffier zwar sichten und ansprechen, doch aufgrund widrigen Wetters verlor er den Schiffbrüchigen aus den Augen. Erst Stunden und unzählige Manöver später konnte der Segler trotz fünf Meter hoher Wellen in der Ferne ein Blitzlicht erkennen. Le Cam: „Plötzlich war er ganz nahe, nur zwei Meter vom Heck entfernt. Ich werfe den Rettungsring, den ich Gott sei Dank vorbereitet habe, in seine Richtung, und er kann ihn tatsächlich fangen. Das war Glück!” Escoffier schafft es, sich an der Leine selbst zum rettenden Schiff zu ziehen und über das Heck einzusteigen.
Boris Herrmann schilderte seine Eindrücke des Suchauftrags über Funk seinem Team: „Ich war auf meine Aufgabe voll konzentriert. Ich habe einen Suchsektor zugeteilt bekommen, welchen ich sehr genau absuchen sollte. Mit nur 600 Metern Abstand zwischen den einzelnen Passagen. Eine Passage davon abzusegeln nahm eine Stunde in Anspruch. Ich hätte also 15 bis 20 Stunden gebraucht, um das gesamte Suchgebiet, das mir zugeteilt worden war, abzusuchen. In dem Moment wird man sich natürlich bewusst, dass wir hier eine Nadel im Heuhaufen suchen. Ich war sehr, sehr motiviert und habe versucht, so gut es geht in alle Richtungen zu gucken. Gleichzeitig war es absehbar, dass man es nicht schaffen wird, zehn Stunden durchgehend Ausschau zu halten“, berichtete Herrmann.
In der Nacht war es extrem kalt, bei hohem Seegang und über das Deck spritzender Gischt herrschten extreme Bedingungen. Herrmann: „Wir haben dem Glück eine Chance gegeben und das Glück hat letztendlich dazu geführt, dass Kevin gefunden werden konnte.“ Er sei erleichtert und fahre nun sein normales Rennen weiter, aber es werde dauern, den Zwischenfall zu verarbeiten, so Herrmann. „Es war völlig verrückt. Das Schiff hat sich in zwei Hälften gefaltet. Ich habe schon viel gesehen, aber so etwas noch nicht“, schilderte Escoffier die Situation. Im Überlebensanzug war er ins Wasser gesprungen und dann in die Rettungsinsel geklettert – mehrere hundert Seemeilen vom Kap der Guten Hoffnung entfernt. Nun wird über die Unglücksursache spekuliert. Möglicherweise war es im Training während der Vorbereitung zur Vendée Globe während eines Unfalls des 16 Meter langen Schiffes zu einem Materialschaden am Karbon gekommen, den man beim Check übersehen hatte.
Das Team von Boris Herrmann aus Hamburg, der für den Yacht Club de Monaco bei der Segelregatta am Start ist, wird seit diesem Jahr vom global tätigen Logistikdienstleister Kühne + Nagel unterstützt. Unter dem Slogan „A Race We Must Win“ hilft Kühne + Nagel dabei, CO2-Emissionen zu senken und einen CO2-neutralen Schiffsverkehr zu schaffen. Das Unternehmen hat die Technologieplattform Seaexplorer initiiert, die Daten über CO2-Emissionen aller Frachtschiffe sammelt und es Kunden dadurch erlaubt, gezielte Entscheidungen für ihre Seetransporte zu treffen. tja