„Schlei“ muss in Kiel abgewrackt werden

Die „Schlei“ wird am 21. Oktober offiziell außer Dienst gestellt. Die Verschrottung des Schiffs hat bereits begonnen, Foto: Behling

Die „Schlei“ wird am 21. Oktober offiziell außer Dienst gestellt. Die Verschrottung des Schiffs hat bereits begonnen, Foto: Behling
Vorn im Stück rein und hinten zerkleinert wieder raus. Nicht immer verläuft eine Werftüberholung nach Plan.
Bei der Schiffswerft Gebr. Friedrich gab es nun diesen höchst ungewöhnlichen Verlauf einer Schiffsreparatur. Das Landungsboot „Schlei“ der Marine war im Frühjahr aus Eckernförde zu der Kieler Werft gekommen und sollte bis zum Herbst überholt werden. Der Befund des Landungsbootes endete jetzt mit einer traurigen Nachricht für die Besatzung. Die „Schlei“ wird an Ort und Stelle abgewrackt und verlässt die Werft in handlichen Stahlstücken in Lkw-Containern auf dem Landweg. Der Kieler Schrott Handel recycelt die etwa 160 Tonnen Stahl des 51 Jahre alten Landungsbootes.
„Die Befundung hat leider ergeben, dass eine Instandsetzung des Bootes nicht mehr vertretbar ist“, bestätigt Marinesprecher Fregattenkapitän Achim Winkler. Die Marine hatte sich eigentlich ein anderes Ergebnis gewünscht. Nun hat sie einen Engpass bei amphibischen Fahrzeugen. Von den 1965 bis 1967 in Hamburg bei den Howaldtswerken gebauten 22 Landungsbooten der „Barbe“-Klasse sind heute nur noch die „Lachs“ und „Schlei“ übrig. Angesichts der wachsenden Aufgaben für das Seebataillon und andere Spezialkräfte sind diese beiden Boote eigentlich dauernd unterwegs. Sogar beim G20-Gipfel in Hamburg wurde eines der Boote angefordert.
Für die „Schlei“ kam trotzdem das „Todesurteil“. Im Rahmen der Befundung der Stahlplatten am Rumpf wurden erhebliche Schwachstellen ermittelt. Zum Teil lagen die Dicken der Stahlplatten bei unter acht Millimetern. Ähnlich wie bei der „Gorch Fock“ hätte auch bei der „Schlei“ ein Großteil der Außenhaut erneuert werden müssen. Doch die Kostenkalkulation hätte den Wert eines Neubaus erreicht. „Deshalb fiel die Entscheidung, das Boot nicht wieder fahrbereit zu machen“, sagte Winkler. Da der 42 Meter lange Rumpf des Landungsbootes an mehreren Stellen für die Untersuchung geöffnet war, wurde kurzerhand entschieden, die Verschrottung gleich bei der Werft in Friedrichsort vornehmen zu lassen. Ebenfalls ein in der Marine bislang einzigartiger Vorgang. Die Schneidbrenner waren sogar schneller als die Marineverwaltung. Offiziell ist die „Schlei“ nämlich weiterhin Bestandteil der deutschen Flotte. Und zwar nicht nur im Online-Portal, sondern auch in der Flottenliste.
Es gibt nämlich keine Vorschrift, die besagt, dass nicht auch ein zerlegtes Kriegsschiff weiter Teil der Flotte sein kann. „Die feierliche Außerdienststellung erfolgt am 21. Oktober im Marinestützpunkt Eckernförde“, sagt Winkler. Die Besatzung hat aber bereits Abschied genommen und auch Teile der Ausrüstung, Wappen und Namensschilder gerettet. „Dabei flossen auch Tränen“, sagt Werftchefin Katrin Birr. Für sie hat die Verschrottung jetzt einen Vorteil. Der Werftslip der „Schlei“ ist bald wieder frei und kann für neue Aufträge verwendet werden. „Das wird aber hier jetzt nicht zu einem Dauerzustand. Wir wollen Schiffe reparieren und nicht abwracken“, sagt Birr.
Für die Marine bringt das vorzeitige Ende der „Schlei“ weitere Probleme mit sich. So hat das Seebataillon jetzt nur noch ein Landungsboot für Übungen. Und auch die „Lachs“ soll in Kürze zur Befundung in die Werft. Ob ihr dann das gleiche Schicksal droht, bleibt abzuwarten. Vorerst bleibt die „Lachs“ damit mit 51 Dienstjahren das zweitälteste Schiff der Deutschen Marine, nach der „Gorch Fock“. Eigentlich soll die Spezialeinheit aus Eckernförde mit Schiffen der Niederländer üben. Durch verschiedene Einsätze können aber auch die Holländer gerade kein Flottenmitglied für die deutschen Soldaten entbehren. Bei der Marine gibt es aber den Wunsch zur Anschaffung von neuartigen Einsatz- und Kampfbooten für amphibische Manöver. Diese Boote sollen kompatibel mit den drei großen niederländischen Landungs- und Support-Schiffen „Rotterdam“, „Johan de Witt“ und „Karel Doorman“ sein. FB/FBi