SDN: Frachter-Havarie lückenlos aufklären

Die „Fairmount Summit“ mit der knapp 1000 Meter entfernten „Glory Amsterdam“ im Schlepp, Foto: Havariekommando

Der Schleppverband von Bord der „Mellum“ gesehen, Foto: Havariekommando
Die Bergung der „Glory Amsterdam“ ist gleich beim ersten Versuch gelungen.
Gegen 7.15 Uhr hatten am Donnerstag die beiden Schlepper „Union Manta“ und „Fairmount Summit“ mit zusammen 41.000 PS den Frachter vom Strand der Insel Langeoog gezogen.
Das 225 Meter lange und 26 Meter breite Schiff wurde zunächst in tieferes Wasser gebracht, wo die Schlepper „Multratug 4“, „Jade“ und „Bugsier 11“ um 9 Uhr an dem Havaristen festmachten. Begleitet vom Mehrzweckschiff „Mellum“ und dem Polizeiboot „WSP 3“ ist der Frachter dann nach Wilhelmshaven geschleppt worden.
Trotz der erfolgreichen Aktion hat die Schutzgemeinschaft Deutsche Nordseeküste (SDN) eine „lückenlose Aufklärung“ der Havarie verlangt. Vorstandssprecher Hans von Wecheln sagte dem THB: „Es drängt sich der Verdacht auf, dass viele Fehler gemacht wurden. Darum müssen die Einsatzprotokolle und Abläufe gründlich untersucht und ausgewertet werden.“ Zugleich stelle sich die Frage, welches Glied der Rettungskette versagt hat. Außerdem will die SDN wissen, warum mehrfach Schleppverbindungen nicht gehalten haben. Nach Ende der Bergung durch die niederländischen Experten muss unverzüglich und zeitnah geklärt werden, welche Schwachstellen zu der Strandung geführt haben, fordert die SDN.
„Voreilige Forderungen und Aktionismus sind jetzt nicht angebracht. Wir brauchen eine zügige Unfalluntersuchung, damit zeitnah anhand von Sachinformationen Konsequenzen aus dieser Strandung gezogen werden können“, mahnt von Wecheln. Die SDN schließt sich daher dem niedersächsischen Umweltminister Stefan Wenzel (Grüne) an, der eine genaue Analyse notwendiger Verschärfungen der Sicherheitsvorschriften im Schiffsverkehr gefordert hat und von menschlichem Versagen ausgeht (thb.info 1. November 2017). So soll es erhebliche Kommunikationsschwierigkeiten mit der chinesischen Schiffsführung gegeben haben. Dabei hat die Besatzung des Frachters Kommandos nicht richtig verstanden, hieß es.
Die „Glory Amsterdam“ war am Sonntagabend im schweren Sturm von einer Ankerposition westlich von Helgoland auf den Strand vor Langeoog getrieben worden.
In Wilhelmshaven wird jetzt überprüft, wie funktionstüchtig das Schiff ist. Der Frachter hat als Treibstoff 1800 Tonnen Schweröl und 140 Tonnen Marinediesel an Bord, nach Angaben des Havariekommandos ist er aber nicht erkennbar beschädigt. Schadstoffe seien bisher nicht ausgetreten.
Am Donnerstagmorgen war mit dem Abpumpen von Ballastwasser begonnen worden. „Rund 16.000 Tonnen wurden dabei aus dem Frachter geholt“, sagte ein Sprecher des Havariekommandos. Bei auflaufendem Wasser kam das Schiff dann morgens schließlich frei, nachdem in der Nacht auch die Verbindung zu einem zweiten Schlepper hergestellt worden war. Die Bergung hatten Experten der niederländischen Spezialfirma Smit Salvage aus Rotterdam übernommen.
„Das war eine sehr gute Zusammenarbeit. Wir kennen uns ja auch schon aus anderen Einsätzen“, lobte Hans-Werner Monsees, der Leiter des Havariekommandos. „Smit Salvage hatte 2016 in der Elbe auch das festgefahrene Containerschiff „CSCL Indian Ocean“ befreit. Damals war ebenfalls der Schlepper „Union Manta“ mit dabei, der unter der Flagge von Boskalis fährt. Das 2003 in Dänemark gebaute Schiff hat einen Pfahlzug von 206 Tonnen und wird von zwei Wärtsilä-Motoren angetrieben. Der zweite Schlepper ist die „Fairmount Summit“ von der Boskalis-Tochter Fairmount Marine aus den Niederlanden. Das 2006 in Japan gebaute Schiff wird von vier Wärtsilä-Motoren angetrieben und hat einen Pfahlzug von 205 Tonnen.
Im Havariekommando in Cuxhaven und an der Unglücksstelle waren rund um die Uhr Mitarbeiter in die Maßnahmen eingebunden. Insgesamt war bis zu 15 Personen der Einrichtung mit der „Glory Amsterdam“ beschäftigt, so Monsees.
In welche Werft der Frachter kommt, entscheidet sich erst in den nächsten Tagen. Docks wären in Hamburg und Bremerhaven. Die Bundesstelle für Seeunfalluntersuchung (BSU) wird die Havarie analysieren. FBi/FB