Sea-Watch erweitert die Kapazitäten

Die „Sea-Watch 3“ war zuvor bei MSF – Ärzte ohne Grenzen für Seenotrettung im Einsatz, Foto: Sea-Watch
Sea-Watch erneuert die eigene Flotte.
Mit einem weiteren, deutlich größeren und flexibleren Schiff soll die zivile Rettungsflotte als Ganze gestärkt werden, teilte die Nichtregierungsorganisation (NGO) am Mittwoch mit.
Die „Sea-Watch 3“ war bereits als Rettungsschiff „Dignity I“ für MSF – Ärzte ohne Grenzen (Spanien) im Einsatz. Sie sei „in der Lage, deutlich mehr Menschen aufzunehmen und angemessen zu versorgen, als es uns auf der ‚Sea-Watch 2‘ möglich war“, so Sea-Watch.
Die Einsätze auf dem Mittelmeer zur Rettung von Flüchtlingen seien notwendig, weil die EU „sichere, legale Wege verweigert und noch nicht einmal ausreichend Ressourcen zur Seenotrettung zur Verfügung stellt“, sagte Axel Grafmanns, Geschäftsführer bei Sea-Watch. Die NGOs trügen demnach derzeit die Hauptlast, Maßnahmen angesichts der verzweifelten Lage auf dem Mittelmeer zu ergreifen.
In den vergangenen Wochen sei es immer wieder zu Situationen gekommen, „in denen die Schiffe der zivilen Flotte über die eigenen Kapazitäten hinaus belastet wurden, weil der Rettungsleitstelle in Rom die Ressourcen, oder der politische Wille fehlte, Unterstützung zu schicken. Auch Italien sei mit seinen Kapazitäten am Limit, weil die anderen EU-Staaten ihrer Verantwortung nicht nachkämen. „So musste etwa die mit 33 Metern verhältnismäßig kleine ‚Sea-Watch 2‘ zuletzt um die 500 Menschen aus sinkenden Booten an Bord nehmen“, so Sea-Watch. „Wir standen vor der Entscheidung: Überladen wir unser Schiff und nehmen sie an Bord, oder lassen wir sie vor unseren Augen ertrinken. Das ist auf die Dauer kein Zustand“, sagt Einsatzleiter Reinier Boere.
Grafmanns betonte, die „Sea-Watch 3“ sei für die NGO „perfekt“, da sie nicht nur deutlich größer ist als die „Sea-Watch 2“, sondern bereits zur Seenotrettung mit MSF im Einsatz war und dadurch bereits komplett ausgerüstet ist. „Ein vergleichbares Schiff zu kaufen und auszurüsten hätte uns locker das Doppelte gekostet“, so Grafmanns. Die „Sea-Watch 3“ biete „ein großes Plus an Sicherheit für Crew und Flüchtende“. Mit der neu erworbenen Einheit sei man „im Zweifel auch nicht auf italienische Häfen beschränkt“. Die Kapazitäten seien auch deshalb erweitert worden, weil die EU immer öfter die Unterstützung bei der Seenotrettung verweigere.
Sea-Watch sieht sich derzeit als die einzige auf dem Mittelmeer aktive NGO, die die dringend nötige Verstärkung für die zivile Flotte stemmen kann. Die Betriebskosten der Neuerwerbung seien aber noch nicht gedeckt. Sea-Watch-Vorstand Sandra Hammamy sieht die Maßnahme auch als „Zeichen, dass wir nicht klein beigeben.“ fab
