Tödliche Unfälle bei Routinearbeiten

Die „Saint George“ war im März 2015 mit der Nordschleuse in Brunsbüttel kollidiert, Foto: Behling
Die Bundesstelle für Seeunfalluntersuchung (BSU) hat am Freitag ihren Jahresbericht für 2015 veröffentlicht.
Bei den Unglücken gab es sieben Todesopfer, resümiert die BSU. Rätselhaft sei das Verschwinden eines Kapitäns von einem deutschen Containerschiff auf hoher See vor Sri Lanka. Spektakuläre Unfälle habe es nicht gegeben. Die Todesfälle seien vielmehr ein Beleg dafür, wie gefährlich auch vermeintliche Routinearbeiten sein können.
13 Untersuchungen mit Untersuchungsbericht hat die BSU im vergangenen Jahr abgeschlossen, darunter fünf Kollisionen, vier Personenunfälle – drei davon tödlich – und jeweils ein Brand, eine Explosion, ein Untergang und ein Festkommen nach Maschinenausfall.
Zu erheblichen Schäden kam es 2015 an den Schleusen zum Nord-Ostsee-Kanal in Brunsbüttel, hebt die BSU hervor. Das Stückgutschiff „Saint George“ war im März 2015 mit der Nordschleuse kollidiert, die „Red 7 Alliance“ zwei Monate zuvor mit der neuen Südschleuse. Das führte zu erheblichen Kosten und Ausfallzeiten.
Zu den weiteren Havarien zählten die Kollision der „Emsmoon“ mit der Eisenbahnbrücke über die Ems bei Weener und das Aufgrundlaufen der Fahrgastschiffe „Adler-Express“ und „Hauke Haien“ bei Amrum.
In zwei „höchst öffentlichkeitswirksamen Unfällen“ seien 2015 von deutscher Seite die Untersuchungen beendet worden. Das betrifft zum einen die „Costa Concordia“, zum anderen die RoRo-Passagierfähre „Norman Atlantic“. In beiden Fällen sei es „trotz der vorbildlichen Unterstützung durch die federführenden italienischen Kollegen in keiner Weise möglich, eigene Erkenntnisse zu gewinnen“ (THB 9. Dezember 2015). Es bleibe zu hoffen, dass die italienische Rechtslage, die zu diesem „unerfreulichen Ergebnis“ geführt habe, in absehbarer Zeit an die europäischen Vorgaben angepasst werde.
Der britische Rückzug aus der Europäischen Union wirke sich auch auf die See unfalluntersuchungen in Europa aus, führt die BSU aus. Denn das Vereinigte Königreich sei nicht nur „unbestritten die führende Nation in dieser Disziplin“, sondern unterstütze insbesondere die EU-Kommission und die Europäische Agentur für Seesicherheit (EMSA). Die BSU wird die britischen Kollegen vermissen. fab