Tödlicher Unfall durch Leinenbruch

Beim Anlegemanöver vor einem Jahr brach eine Leine und verletzte einen Matrosen tödlich (Bild: Hasenpusch)
Die Bundesstelle für Seeunfalluntersuchung (BSU) hat jetzt ihren Bericht zum tödlichen Unfall an Bord der „Maersk Kure“ veröffentlicht. Offenbar hat Materialverschleiß ein Menschenleben gekostet.
Der Unfall ereignete sich am 6. Februar 2016 am Containerterminal von Bremerhaven. Der unter griechischer Flagge fahrende 7908-TEU-Frachter (IMO 9085522) hatte mit Schlepperunterstützung festgemacht. Nachdem vorn und achtern jeweils die Spring und zwei Vorleinen an Land waren, wurden die Schlepper losgeworfen. Dann sollte vorn die zweite Spring an Land gebracht werden. Ein Matrose hatte bereits die Wurfleine am Auge der zweiten Spring befestigt und begann, die Leine durch eine Klüse an der Steuerbordseite hinunterzugeben. Dabei musste er direkt neben der bereits ausgebrachten Springleine stehen. Plötzlich brach diese Leine und traf den Matrosen, so dass er auf der Stelle zusammenbrach. Die anwesenden Besatzungsmitglieder zogen ihn aus dem Gefahrenbereich der Leinen und begannen mit Wiederbelebungsmaßnahmen. Später wurde der Verletzte auf einer Trage die Gangway hinunter an die Pier gebracht, wo die Besatzung des Rettungswagens die weitere medizinische Betreuung übernahm. Trotz aller Bemühungen verstarb der Matrose auf dem Weg ins Krankenhaus.
Ein Fehlverhalten beim Anlegemanöver selbst ist offenbar weder der Besatzung der Container-Carriers noch der Schlepper-Crew vorzuwerfen. Vielmehr hätten umfangreiche technische Untersuchungen der Leinen, des verwendeten Materials und der Herstellungsart sowie der Vergleich mehrerer Schiffsbilder ergeben, dass die verwendete Leine mindestens fünf Jahre lang an Bord der „Maersk Kure“ gelagert wurde, bevor sie im Einsatz war.
Die Analyse der Bruchstelle zusammen mit weiteren Leinenteilen habe gezeigt, dass die Abnutzungserscheinungen an der Leine als „mäßig bis schwer“ zu beurteilen gewesen seien. Gemäß den Richtlinien des Cordage Institut hätte die Leine deshalb ausgetauscht werden müssen. Allein die äußeren Schäden an der Leine waren so deutlich, dass sie der Besatzung hätten auffallen müssen. Wäre die Leine zu einem früheren Zeitpunkt ausgetauscht worden, hätte der tödliche Unfall vermieden werden können, so die BSU. Der Schiffsbetreiber teilte mit, dass mittlerweile alle betroffenen Leinen ausgetauscht wurden. fab/pk