U-Boot-Bau: deutsch-norwegische Allianz

Rückgrat der U-Boot-Flottille der deutschen Marine: die Klasse 212 A. Norwegen wird vier Einheiten dieses Typs erhalten, Foto: Behling

Werden ersetzt: U-Boote der betagten norwegischen Ula-Class, Foto: Norwegian Navy, Peder Torp Mathisen
Deutschland und Norwegen rücken beim Bau von konventionellen U-Booten eng zusammen.
Danach werden der norwegische Schiffbau- und Rüstungskonzern Kongsberg sowie die deutschen Unternehmen Atlas Elektronik und ThyssenKrupp Marine Systems (TKMS) ein Joint Venture gründen, teilte das Firmen-Trio jetzt mit.
Die Ankündigung dieser Kooperationsvereinbarung schließt an die Grundsatzentscheidung Norwegens vom 3. Februar an, in der das skandinavische Königreich die Bestellung von vier U-Booten der Hightech-Klasse 212 durch TKMS beschlossen hatte (THB 6. Februar 2017). Das Quartett ist als Ersatz für insgesamt sechs zwischen 1989 und 1991 gebaute U-Boote der Ula-Klasse der norwegischen Marine bestimmt. Über den Preis gibt es bisher keine offiziellen Angaben. Die für die deutsche Marine erstellten vier Einheiten der Klasse 212A mit außenluftunabhängigem Antrieb werden jedoch mit rund 500 Millionen Euro pro Stück veranschlagt.
Zeitgleich mit dem Großauftrag aus Norwegen, der gegen scharfen französischen Wettbewerb gewonnen wurde, fiel auch in Deutschland die Entscheidung für zwei weitere U-Boote der gleichen Klasse. Die Einheiten sollen im Verlauf der kommenden Dekade gebaut und abgeliefert werden.
Im Rahmen der neuen Kooperationsvereinbarung werden die drei Partner ein Gemeinschaftsunternehmen mit Sitz in Norwegen gründen. „Die Anteile des Joint Ventures werden sowohl vom norwegischen als auch von den deutschen Partnern gehalten“, heißt es weiter in der Erklärung.
Das neu zu gründende Unternehmen wird unter anderem für die Entwicklung, die Produktion sowie die Wartung der Waffenleitsysteme verantwortlich sein. Damit werde es den drei Firmen ermöglicht, „gemeinsam am Markt aufzutreten“ und so ein umfangreiches Produkt- und Service-Portfolio anzubieten.
Geir Håøy, President und CEO Kongsberg, bewertet den neuen Schritt als „einen wichtigen Meilenstein für unseren Verteidigungsbereich und zugleich eine große Anerkennung für unsere Kompetenz bei Marinesystemen“.
Auch bei TKMS erkennt man in der neuen Formation inter essante Perspektiven: „Die Kompetenz von Kongsberg und Atlas Elektronik bei Führungs- und Waffeneinsatzsystemen für U-Boote ist international anerkannt.“
Für Dr. Rolf Wirtz, CEO Atlas Elektronik, eröffnet „die Bündelung der Kräfte in diesem Joint Venture eine großartige Gelegenheit, um ein Kompetenzzentrum für die weitere Technologieentwicklung für alle Unternehmen und andere beteiligte Branchenpartner zu schaffen.“
Bei TKMS entstanden in den zurückliegenden 60 Jahren mehr als 160 U-Boote mit konventionellem Antrieb, was dem Technologieunternehmen nach eigener Darstellung eine Marktführerschaft in diesem Segment einräumt.
Die norwegische Kongsberg-Gruppe verfügt über langjährige Erfahrungen auf dem Gebiet der Entwicklung von Führungs- und Waffeneinsatzsystemen. Das Unternehmen hat ebenfalls bei der Produktion des ersten Loses (vier Einheiten) der Klasse 212A für die deutsche Marine mitgewirkt. Atlas Elek tronik hat sich einen Namen als bedeutender Anbieter von Sonarsystemen, Führungs- und Waffeneinsatzsystemen sowie anderen Schlüsselkomponenten in U-Boot-Waffensystemen einen Namen gemacht.
Die Nato-Partner Deutschland und Norwegen haben in den zurückliegenden Jahren ihre militärische Zusammenarbeit systematisch vertieft. Die Marinen der beiden Länder haben daran einen besonderen Anteil. Für die Norweger ist dabei unter anderem die Nutzung des Ausbildungszentrums U-Boote (AZU) der deutschen Marine in Eckernförde von besonderem Wert. EHA