U-Boot-Unglück: Vorwürfe gegen deutsche Unternehmen

Foto: Behling, Auch das frühere deutsche Forschungsschiff „Sonne“ sucht
Die Sonargeräte von sechs Schiffen durchkämmen den Meeresboden im Südatlantik. Auf der Suche nach dem vor fast einem Monat verschollenen argentinischen U-Boot mit 44 Menschen an Bord werden Schallbilder von Objekten erstellt, die der 66 Meter langen „ARA San Juan“ entsprechen könnten.
Russische und US-amerikanische ferngesteuerte Unterwasserfahrzeuge werden in Tiefen von bis zu 1000 Metern hinabgelassen, um über Videoaufnahmen aus unmittelbarer Nähe die Objekte zu identifizieren. Die sogenannten ROVs (Remotely Operated Vehicles) haben bislang fünf längliche Figuren auf dem Ozeangrund erkannt. Vier gehörten vor längerer Zeit gesunkenen Fischkuttern. Eine Echolot-Aufnahme auf 700 Meter Tiefe sollte bis Montag von dem Roboter-U-Boot des US-Schiffs „Atlantis“ untersucht werden, hatte Marinesprecher Enrique Balbi am Sonntag angekündigt.
Irgendwo dort soll die „ARA San Juan“ nach einer von internationalen Meeressonden registrierten Explosion an Bord am 15. November untergegangen sein. Nur zweieinhalb Stunden zuvor hatte die Besatzung in einer letzten Verbindung über einen angeblich kontrollierten Schwelbrand in den Batterien des elektrisch angetriebenen U-Boots berichtet. Beim Auftauchen bei hohem Wellengang war Wasser über den Schnorchel des U-Boots eingedrungen und hatte bei den Bug-Batterien einen Kurzschluss verursacht.
Dies wurde von der argentinischen Marine erst knapp zwei Wochen später bekanntgegeben. Noch später stellte sich heraus, dass das U-Boot schon acht Stunden vorher erstmals eine Havarie gemeldet hatte. Die Marine vertuschte dies tagelang als ein „Kommunikationsproblem“ mit dem U-Boot. Ein Marinesprecher, bislang das einzige Sprachrohr, gab nur stückchenweise das wahre Ausmaß der Tragödie bekannt. Weder der Marinekommandeur noch Verteidigungsminister Oscar Aguad ließen von sich hören. Der Kommandeur des U-Boot-Stützpunktes in Mar del Plata trat diskret in den Ruhestand. Die acht letzten Funkverbindungen der „ARA San Juan“ wurden nach Presseberichten nicht aufgezeichnet. Ihr genauer Inhalt bleibt der Öffentlichkeit weiter unbekannt.
Die „ARA San Juan“ war von den Nordseewerken gebaut worden und 1983 in Emden vom Stapel gelaufen. Die Generalüberholung fand von 2007 bis 2014 in einer argentinischen Werft statt. Die Batteriezellen lieferten deutsche Unternehmen.
Die Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses im argentinischen Parlament, Cornelia Schmidt-Liermann, warf den Korruptionsverdacht bei den Aufträgen zur U-Boot-Sanierung wieder auf. Sie erwähnte die deutschen Firmen Ferrostaal (Essen) und EnerSyS-Hawker (Hagen) als Zulieferer.
Es bestehe der Verdacht, dass bei der Reparatur der „San Juan“ Bestechungsgeld in Millionenhöhe geflossen sei und dass deutsche Unternehmen involviert gewesen sein sollen, hieß es. Eine Korruptionsanzeige war bereits 2010 von einem Unteroffizier vor Gericht gebracht, aber von der Justiz eingefroren worden. FBi/dpa